Osterode. Blütenpracht für die Artenvielfalt: Die Abbaustätten bei Rump & Salzmann bieten Pflanzen und Tieren gleichermaßen Lebensräume.

In diesen Wochen und Monaten des Sommers in Deutschland müsste es eigentlich überall summen und brummen. Tut es aber vielfach nicht, weil Insekten fehlen. Auf der drei Hektar großen Rekultivierungsfläche im Dolomit-Steinbruch „Am Härkenstein“ in Uehrde jedoch tummelt sich derzeit alles, was hierzulande fliegt und sich vom Nektar blühender Pflanzen ernährt.

Hier hat Rump & Salzmann eine Hochstaudenfläche geschaffen, wie sie blütenreicher kaum sein könnte. Die Geologin Christel Völker dokumentiert im Auftrag des Rohstoffunternehmens diesen Pflanzenreichtum und die Entwicklung der Natur. „Die Firma Rump und Salzmann unterhält als Gips gewinnendes Unternehmen eine ganze Reihe von Ausgleichsflächen“, sagt die Geologin, „aber diese hier ist doch etwas Besonderes. Hier wachsen Pionierarten, die sich normalerweise in unserer Kulturlandschaft nur noch selten finden.“

Gewonnenes Stück Natur

Es gebe hier ein großes Aufkommen von wertgebenden Blütenpflanzen, die aus der unmittelbaren Umgebung in Form von Samen eingewandert seien, sagt sie. Deren Liste sei lang: Margerite, Wilde Möhre, Wiesenplatterbse, Gemeine Schafgarbe, Wiesen-Labkraut, Feldklee, Goldklee, Hornklee, Wiesenflockenblume, Taubenskabiose, Blauer Natternkopf, Moschusmalve, Vogelwicke, Viersam-Wicke, Kleiner Wiesenknopf, Gewöhnliche Nachtkerze und Echter Steinklee. „Diese Fläche wird inzwischen in der Wertstufe 3 geführt, also als eine mit hohem Naturwert“, so Christel Völker. „Dies war nur möglich, weil wir zuvor das Samenpotenzial in der Umgebung durch unsere Wiesen geschaffen haben.“

Uwe Schridde, Betriebsleiter des Gipswerks Uehrde, freut sich genauso wie die Geologin über dieses hinzugewonnene Stück Natur. „Unser Unternehmen bemüht sich seit Jahren, intensiv bewirtschaftete Wiesen der Umgebung in extensive Grünlandfläche umzuwandeln, um damit den Eingriff in die Natur durch seine Steinbrüche zu kompensieren. Und damit sind wir richtig erfolgreich – das zeigt sich hier jetzt nach fünf Jahren.“ Denn nun dringe der Samen der Blütenpflanzen von den umliegenden Wiesen in die Umgebung. So sei auch eine frisch aufgeschüttete Stilllegungsfläche des Steinbruches besiedelt und innerhalb kürzester Zeit in eine wertvolle Vegetationsfläche verwandelt worden. Rekultivierungsflächen wie die im Dolomit-Steinbruch jedoch müsse man pflegen und dürfe sie nicht sich selbst überlassen, ergänzt Schridde: „Damit überhaupt solch eine Artenvielfalt entstehen kann, muss man etwas tun. Wenn man nichts unternimmt, werden solche Flächen innerhalb kurzer Zeit verbuschen, es wird Wald entstehen und diese seltenen Arten verdrängen.“ Dazu gehöre die Beweidung durch Schafe und auch ein intensiver mechanischer Eingriff auf der Fläche im Winter. Schridde: „Gepflegte Rekultivierungsflächen in Steinbrüchen sind wertvolle Lebensräume, die es in der Kulturlandschaft so nicht gibt“.