Förste. Nach einem Großbrand 1879 wurde die Freiwillige Feuerwehr Förste-Nienstedt gegründet. Das ist ihre Geschichte.

Der letzte Erzählkreisnachmittag der heimatkundlichen Dorfgemeinschaft Förste-Nienstedt vor der Corona-Pandemie stand ganz im Zeichen der Freiwilligen Feuerwehr. Helga Häusler und ihr Team konnten dazu acht Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehren aus Förste und Nienstedt begrüßen. So konnte auch jede Frage aus dem Teilnehmerkreis fachkundig beantworten werden. Besonders freute sich Helga Häusler über Jennifer Beyger, Marcel Fischer und Marvin Mues von der Jugendfeuerwehr.

Zu Beginn umriss Häusler die generelle Bedeutung des Ehrenamtes, um dann explizit auf die Freiwillige Feuerwehr einzugehen. Während viele Ehrenämter in einem zeitlich festgelegten Rahmen ausgeübt werden, ist es bei der Freiwilligen Feuerwehr anders. Sie muss stets und überall einsatzbereit sein. Daher handelt es sich bei deren Aktivitäten nicht um eine bloße Freizeitgestaltung. Die Feuerwehr ist das Kernstück der zivilen Gefahrenabwehr. Die Kommune betraut sie unter anderem mit riskanten und teilweise lebensgefährlichen Aufgaben.

Die aktive Wehr hat zurzeit 36 Mitglieder. In der Jugendfeuerwehr sind 17 Jugendliche und in der Altersabteilung 31 Senioren gemeldet. Zur Freiwilligen Feuerwehr Förste gehört zudem ein Förderverein, der in Förste 325 Mitglieder zählt. Anschaffungen, für die der Gesetzgeber keine Kosten übernimmt, werden zum Beispiel aus den Mitteln des Fördervereins bestritten. Es wird daraus zum Beispiel Schutzausrüstung angeschafft oder auch die Jugendarbeit soweit unterstützt, dass die Jugendfeuerwehr weitgehend beitragsfrei ist.

Jenny Beyger (li.) komplett ausgerüstet mit schwerem Atemschutz. Marvin Mues (re.) vermittelte das Hintergrundwissen.
Jenny Beyger (li.) komplett ausgerüstet mit schwerem Atemschutz. Marvin Mues (re.) vermittelte das Hintergrundwissen. © Joachim Schwerthelm

In heutiger Zeit sei es inzwischen eine der größten Herausforderungen, Jugendliche generell zu begeistern und aktiv mit einzubinden. Daran wird mit ganzer Kraft gearbeitet. Denn die Jugendwehr, eine Aufnahme ist ab dem 10. Lebensjahr möglich, ist die Basis für den späteren Übertritt in den aktiven Dienst. Dass die Jungen und Mädchen in Förste Spaß an der Sache haben, berichtete Marvin Mues anschaulich und mit viel Enthusiasmus. Für eine noch bessere Förderung gehen die Jugendwehren von Förste und Nienstedt ab sofort einen gemeinsamen Weg.

Helmut Wedemeyer, seine Familie gehört bereits in der vierten Generation der Freiwilligen Feuerwehr an, wies im weiteren Verlauf auf den Unterschied zwischen einer Freiwilligen- und einer Berufsfeuerwehr hin. Die in größeren Städten tätige Berufsfeuerwehr hat noch mehr Aufgaben und verfügt zudem über ausgebildetes Fachpersonal, etwa für ärztliche Notfälle.

Ursprung geht auf Großbrand zurück

Der Ursprung der Freiwilligen Feuerwehr Förste reicht in das Jahr 1879 zurück. Im Januar brannten im Oberdorf die Anwesen von Heinrich Weitemeyer und Karl Römermann nieder. Da die zum Löschen vorhandene Druckspritze noch mit Eimern befüllt werden musste, schafften die Löschkräfte es nicht, den Großbrand wirkungsvoll zu bekämpfen.

Infolge dessen beschloss die Gemeindevertretung zur wirkungsvolleren Brandbekämpfung die Anschaffung einer Saug- und Druckspritze. Zur Bedienung sollte eine erprobte Mannschaft zur Verfügung stehen. Daher konstituierte sich am 23. September 1879 die Freiwillige Feuerwehr Förste.

In früheren Jahren wurde ein Brand nach dessen Sichtung über für jeden öffentlich zugängliche Feuermelder gemeldet. Damit wurde der sich anschließende Sirenenalarm ausgelöst. In Zeiten der Digitalisierung gibt es in Förste seit 2017 den zentral gesteuerten „Stillen Alarm“. Allerdings existiert in manchen Ortschaften immer noch die Sirene. Die Vorführung des sogenannten Piepers wurde aufmerksam verfolgt.

Übungsabende und Ausbildung

Häufig stelle sich die Frage, was macht die Feuerwehr, wenn es nicht brennt? Um sich laufend den Erfordernissen anzupassen und bestmöglich den Anforderungen gerecht zu werden, finden Übungsabende und auch Sonderausbildungen statt. Die alljährlich stattfindenden Feuerwehrwettkämpfe sind ein zusätzlicher Übungsanreiz.

Funktionsträger müssen sich nicht allein weiterbilden. Fortbildungslehrgänge werden auf kommunaler Ebene in der Feuerwehrzentrale in Katzenstein und überregional in der Niedersächsischen Akademie für Brandschutz in Celle angeboten. Welche Lehrgänge für welchen Personenkreis verpflichtend sind, schreibt das niedersächsische Brandschutzgesetz vor.

Freiwillige Mitglieder der Feuerwehren agieren heute semiprofessionell. Ansonsten ist die komplexe Gerätetechnik bei Rettungs-, Bergungs- oder Löscheinsätzen nicht mehr zu beherrschen. Feuerwehrmitglieder sind das ganze Jahr, rund um die Uhr einsatzbereit und riskieren dabei ihre Gesundheit, sowohl physisch als auch psychisch.

Feste Hierarchie

Das Team funktioniert nur deshalb, weil es eingespielt ist, die Abläufe immer wieder übt und wiederholt und auch über eine feste Hierarchie verfügt. An der Spitze der Freiwilligen Feuerwehr steht der Ortsbrandmeister mit seinem Stellvertreter, unterstützt von Gerätewarten, Schriftführerin, Kassenwarten und den Gruppenführern und natürlich dem Herzstück der Wehr, der Mannschaft.

Schwere Arbeit in Atemschutz

Jenny Beyger demonstrierte im Zusammenspiel mit Marvin Mues Schritt für Schritt sehr eindrucksvoll und äußerst fachkundig das Anlegen der Atemschutzausrüstung, und beide erläuterten gleichzeitig, bei welchen Schadensereignissen diese zum Einsatz kommt. Dass das Tragen des Schutzanzugs eine schweißtreibende körperliche Anstrengung ist, war für jeden nach dem Wiederablegen der Ausrüstung ersichtlich.

Jenny Beyger wurde daher mit einem anerkennenden Sonderbeifall bedacht. Während der Demonstration blieb nicht unerwähnt, dass im Ernstfall in dieser Ausstattung noch harte körperliche Arbeit verrichtet werden muss. Dabei immer darauf bedacht, dass die Atemluft nur für im Schnitt 20 Minuten zur Verfügung steht. Mit Stolz wurde auch auf die Wärmebildkamera hingewiesen. Diese wurde aus Mitteln des Fördervereins angeschafft.

Leider ist die Wehr nicht in allen Bereichen optimal ausgestattet. Das Löschfahrzeug hat mit seinen 25 Jahren bereits Oldtimerstatus und der lang ersehnte Neubau eines gemeinsamen Feuerwehrgerätehauses für Förste und Nienstedt lässt auch auf sich warten. Zumindest wird in naher Zukunft, um anderen Kaufinteressenten zuvorkommen, der Erwerb des benötigten Grundstücks in der Eisdorfer Straße seitens der Stadtverwaltung vollzogen.

Mehr Frauen im Dienst der Wehr

Ein gängiges Schlagwort ist in einigen Ortschaften aktueller denn je: „Stell Dir vor, es brennt und niemand kommt zum Löschen.“ Wegen fehlender Sollstärke muss dort zum Teil mit Zwangsverpflichtungen gearbeitet werden. Das Problem stellt sich in Förste und Nienstedt derzeit nicht. Neben nachrückenden Jugendlichen sind es vermehrt Frauen, die aktiv im Feuerwehrdienst stehen.

Großer Respekt wurde in diesem Zusammenhang Ramona Peinemann und ihrem Werdegang bei der Feuerwehr gezollt. Für sie hatte das Wort „Helfen“ stets Priorität. Daher engagierte sie sich anfangs ehrenamtlich beim Deutschen Roten Kreuz in Lasfelde. Doch ihre eigenen Vorstellungen des Helfens konnte sie, nach ihren Worten, letztendlich erst bei der Feuerwehr Förste verwirklichen.

Zum 50. Jubiläum (Jahrestag) präsentieren sich im Jahre 1929 die Feuerwehrkameraden stolz dem Fotografen (Ausschnitt). 
Zum 50. Jubiläum (Jahrestag) präsentieren sich im Jahre 1929 die Feuerwehrkameraden stolz dem Fotografen (Ausschnitt).  © Joachim Schwerthelm

Das Wichtigste sei die Kameradschaft und das absolute Vertrauen in die Feuerwehrkameraden, so Helmut Wedemeyer. Wer die aktive Feuerwehr unterstützen und verstärken möchte, ist eingeladen, sich an den Übungsabenden ein Bild über den Wirkungskreis der Freiwilligen Feuerwehr zu machen. In Förste finden diese Zusammenkünfte immer zweiwöchig am Mittwochabend im Feuerwehrgerätehaus statt.

Das Feuerwehrlogo unterteilt sich in vier Bereiche, nämlich „Helfen, Bergen, Retten, Schützen“. „Retten“: Die wichtigste Aufgabe der Feuerwehr besteht in der Abwendung von lebensbedrohlichen Gefahren für Menschen und Tiere, sei es durch Feuer, Überschwemmungen, einen Unfall oder ähnliches. „Löschen“: Die Feuerwehr ist im abwehrenden Brandschutz (Bekämpfung von Schadensfeuern) tätig. Auch der vorbeugende Brandschutz (Brandschutzerziehung, baulicher Brandschutz, Hydrantenüberprüfung, Brandsicherheitswachdienst beispielsweise beim Osterfeuer). „Bergen“: Das Bergen von Sachgütern, etwa bei Hochwasser, technische Hilfeleistungen wie das Auspumpen von Kellern, Hilfe bei Verkehrsunfällen und Unwettern gehören zum genannten Aufgabenbereich. „Schützen“: Die Feuerwehr wehrt Gefahren für die Umwelt ab und betreibt aktiven Umweltschutz, etwa bei der Eindämmung von Ölunfällen oder bei der Beseitigung von Ölspuren auf Straßen. Weitere Tätigkeiten sind das Mitwirken im Katastrophenschutz, Hilfeleistung bei öffentlichen Notständen und nachbarschaftliche Hilfe bei größeren Schadensereignissen.

Die Feuerwehrmusikkapelle

Am 23. November 1929, dem 50. Jahrestag der Feuerwehr, wurde der aufkommende Wunsch, eine Feuerwehrkapelle zu gründen, in die Tat umgesetzt. Aus heutiger Sicht fanden die Übungsabende unter abenteuerlichen Bedingungen statt. Als Übungsraum diente die Werkstatt von Wilhelm Merten. Im Winter war es die warme Backstube von Adolf Koch. Zum Einstudieren der Marschformationen musste der Garten von August Küster als Exerzierplatz herhalten.

Eine Blütezeit erlebte die Kapelle ab 1967 unter der Leitung von Adolf Strebe. Nach der Jahrtausendwende konnten die Abgänge nur noch unzureichend durch Nachwuchsmusiker ergänzt werden. So ging 2013, nach über 80 Jahren, die Ära der Feuerwehrkapelle Förste zu Ende. Ganz ist die Tradition jedoch nicht erloschen: So erwähnte Manfred Töllner, dass aufgrund der jahrelangen Verbundenheit, auf privater Ebene noch immer Treffen stattfinden. Jeweils am 1. Mai bringen sich die Musiker hörbar in Erinnerung. Dann ziehen sie, eine alte Tradition aufrechterhaltend, durch Förste und verkünden musikalisch: „Der Mai ist gekommen.“