Osterode. Hans-Dieter Bündge bringt in Riefensbeek und Kamschlacken unsere Zeitungen zu den Lesern. Eine Aufgabe, die Zuverlässigkeit und Engagement erfordert.

Morgens um kurz vor 4 Uhr stellt Hans-Dieter Bündge seinen Wecker aus, noch bevor der ihn zur vollen Stunde wecken kann. Das frühe Aufstehen ist der 76-Jährige gewohnt. Noch bevor die Sonne aufgeht und die ersten Vögel erwachen, macht er sich bereits auf den Weg mit seinem Fahrrad, die Satteltaschen voll mit den Produkten unseres Verlags: Bündge arbeitet als Zeitungsausträger, er liefert Harz Kurier, Harzer Wochenspiegel und Echo zum Sonntag aus.

„Bei Wind und Wetter, egal ob 25 Grad oder 20 Zentimeter Neuschnee“, Bündge verteilt die Zeitungen und Anzeigenblätter in Riefensbeek-Kamschlacken, unabhängig vom Wetter, von montags bis samstags und das inzwischen seit sieben Jahren. „Ich trage gern Zeitungen aus“, sagt er. Die Aufgabe habe er als Nebenverdienst ursprünglich von seinem Sohn übernommen. Der hatte als Jugendlicher angefangen, Zeitungen auszuteilen. Nach dessen Auszug übernahm der Vater.

Austräger brauchen zwei wichtige Eigenschaften

Zwei Dinge braucht es nach Bündges Meinung, um den Job gut zu machen: Zuverlässig müsse man sein, oder wie er es ausdrückt: „Wenn ich etwas mache, dann versuche ich auch, das ordentlich zu machen.“ Außerdem müsse man als Zeitungsausträger früh aufstehen können. Eine Eigenschaft, mit der der Rentner schon seit seiner Jugend nie Probleme gehabt habe.

„Wenn bei der Bundeswehr zum Wecken geblasen wurde, kam ich immer schon aus dem Waschraum“, erzählt er. Außerdem sei es wichtig, konzentriert zu bleiben. Nicht nur während des Radfahrens bei Schnee und Eis, sondern auch bei jeder einzelnen Lieferung.

Die Aufgabe, die Zeitungen zu verteilen, hat er jedoch nicht bloß übernommen, weil er eh immer schon wach ist. „Ein bisschen Idealismus gehört auch dazu. Wir teilen die Zeitung aus, damit der Leser wieder auf dem neuesten Stand ist“, sagt Bündge.

Er sieht sich und seine Kollegen auch als Teil der Kette, die die Menschen darüber aufklärt, was in ihrer Gemeinde, in Landkreis, Land und der Welt passiert. „Wenn die Leute informiert werden wollen, müssen sie das irgendwo her kriegen“, sagt er.

Trotzdem, Fehler können passieren. Wenn ihm mal einer unterläuft – etwa ein Haus ausgelassen werde, was äußert selten vorkommt–, sei das meist nicht schlimm, meint der Osteroder. Denn viele der Menschen, zu denen er die Zeitung bringt, kennen ihn persönlich und würden sich bei ihm melden, sollte einmal etwas schiefgelaufen sein. Er könne dann schnell und unbürokratisch reagieren.

Auch der Rest der Lieferkette würde meist sehr gut funktionieren, berichtet Bündge aus seiner Erfahrung. Wenn er morgens um kurz nach 4 Uhr das Haus verlässt, liegen die Zeitungen schon bereit, über 40 Exemplare, jeden Tag. Mittwochs und samstags, wenn neben Harz Kurier auch Harzer Wochenspiegel oder Echo zum Sonntag erscheinen, sind es über 100 Stück, die er in seinem Liefergebiet austeilt.

Bei einer Tour legt er zwischen fünf und sechs Kilometern mit dem Fahrrad zurück. Muss er mehr Exemplare liefern, fährt er auch mehrere Touren an einem Morgen. Dabei nutzt er sein „normales“ Fahrrad, kein E-Bike, darauf legt er großen Wert. Denn einen Vorzug des Austeiljobs schätzt er besonders: „Wenn du zurückkommst, weißt du, dass du was getan hast – und Bewegung ist ja nicht das Schlechteste.“

Eine Arbeit mit besonderen Vorzügen für Naturliebhaber

Er könne so nebenbei etwas für seine Gesundheit tun, während er für die Familie noch etwas dazu verdient. Als Zeitungsausträger erhält Bündge, wie seine Kollegen, den Mindestlohn. Mit dem Extrageld würde er sich die Rente aufbessern. Zwar ist das Austragen der Zeitungen für ihn in erster Linie Nebenverdienst, aber eben auch noch mehr als das: „Wenn morgens die Sonne aufgeht, wie das Licht dann fällt, das ist was besonderes.“ Menschen mit „normalen“ Arbeitszeiten würden das nur selten erleben. Hans-Dieter Bündge hat schon seit Jahren keinen Sonnenaufgang mehr verpasst.

So schön die Natur auch ist, es bleibt eine körperlich fordernde Aufgabe. „Wenn es kalt und nass ist, tun mir auch die Knochen weh, aber ich denke, es ist immer noch besser, als im Sessel zu sitzen“, meint der Mann aus Kamschlacken. „Du bist an der frischen Luft, das ist das A und O.“

Seine frühmorgendliche Disziplin hat ihn auch schon vor dem Zeitungsaustragen durch das Berufsleben begleitet. Ob als Betreiber eines Lebensmittelgeschäfts im Osteroder Ortsteil Kamschlacken oder anschließend bei der Vermietung von Ferienwohnungen mit einem Frühstücksangebot – Bündge war sein ganzes Arbeitsleben über früher unterwegs als viele andere.

Für ihn reiht sich damit der Nebenverdienst als Austräger nahtlos ein in seinen seit langem gewohnten Tagesablauf. „Es ist halt ein ganz anderer Fahrplan als in einem normalen Haushalt“, erklärt er, dessen müsse sich jeder bewusst sein, der diesen Job übernimmt.

Immer etwas zu tun, auch nach dem frühen Feierabend

Manche Leute, so Bündge, würden nach ihrem Arbeitsleben die Beine hochlegen. Seine Frau und er hätten es jedoch schon immer anders gewollt. „So ist nun mal meine Einstellung“, sagt der 76-Jährige. Und würde er keine Zeitungen austragen, „wüsste ich morgens manchmal nicht, was ich machen soll“.

Seine Familie und Freunde sind es gewohnt, dass er abends nicht lange Zeit hat. Denn am nächsten Morgen muss der Senior wieder früh raus auf die Straße. „Ich bin morgens gut drauf, kein Morgenmuffel“, sagt er. Seine morgendliche Tour beendet der Osteroder meist gegen 6.30 Uhr, dann sind all seine Exemplare verteilt. Wenn die Leser beim Frühstück ihre Zeitung aufschlagen, ist er bereits wieder zuhause. „Wenn man morgens schon früh fertig ist, hat man nachmittags Zeit für anderes“, meint er.

Ob Gäste betreuen oder heimwerken, zu tun findet Hans-Dieter Bündge auch nach Feierabend immer etwas. Bis er früh am nächsten Tag wieder seinen Wecker abschaltet, noch bevor der überhaupt klingeln kann, und es für ihn wieder gut gelaunt auf den Weg geht, um die neuen Zeitungen zu verteilen.

Info: Zeitungen in Deutschland

In Deutschland erscheinen aktuell laut Informationen des Bundesverbands Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) täglich 323 Tageszeitungen mit einer Gesamtauflage von 14,1 Millionen Exemplaren. 9,9 Millionen Zeitungen werden dabei von den Lesern abonniert.

Zeitungsinhalte und -angebote werden heute häufiger im Internet gelesen, als in gedruckter Form. 63,6 Prozent der über 14-Jährigen informieren sich online. Mit 55,8 Prozent würden jedoch noch immer über die Hälfte der Befragten auch die gedruckte Zeitung lesen, schreibt der BDZV auf seiner Internetseite.

Lokale Themen liegen bei den Inhalten, die Leser besonders interessieren, weit vorn. Rund 88 Prozent geben an, diese generell zu lesen. Auch politische Themen aus Deutschland schneiden ähnlich gut ab.

Abonnierte Tageszeitungen erreichen ihre Leser mit Hilfe von mehr als 100.000 Zustellern, die nachts bis frühmorgens unterwegs sind.

Der Weg der Zeitung ist lang: Von der Redaktion in den Druck, bis zur Verteilung über lokale Lieferzentren und den Austeiler vor Ort gehen die Exemplare durch viele Hände bis zum Leser.