Herzberg. Die Johanniter-Rettungshundestaffel Südniedersachsen informierte beim Rotary Club Bad Lauterberg-Südharz über ihre lebensrettende Arbeit.

Karim, Lucky und Biuka waren ganz entspannt. Die drei Hunde der Johanniter-Rettungshundestaffel Südniedersachsen dösten während des Vortrages von Dr. Bettina König, Leiterin der Staffel, vor sich hin. Umso aufmerksamer waren die Teilnehmer des Meetings des Rotary Clubs Bad Lauterberg-Südharz, die sich von Dr. König über die Johanniter und die oft lebensrettende Arbeit mit den Tieren informieren ließen.

Die Hunde kämen zum Einsatz wenn ältere Personen aufgrund von Verwirrtheit und dringend benötigten Medikamenten in lebensgefährliche Situationen gekommen seien, spielende Kinder sich verlaufen hätten, Jogger oder Mountainbiker nach einem Sportunfall hilflos im Wald lägen oder Wanderer und Pilzsucher nach einem Schwächeanfall dringend ärztliche Hilfe benötigten. „Häufig werden wir auch gerufen, wenn Unfallopfer im Schockzustand vom Unfallort fortgelaufen sind oder suizidgefährdete Personen gefunden werden müssen.“ Leider, so die Staffelführerin, werde man aber auch häufig zu spät angefordert. So zuletzt bei einem Einsatz in Bad Grund, wo nach 48 Stunden aufgrund der Witterungslage kaum noch Spuren vorhanden waren. Häufig stehe der Glaube im Weg, dass der Einsatz der Hundestaffel mit hohen Kosten verbunden sei. „Aber unser Einsatz ist grundsätzlich für die Betroffenen kostenfrei.“

Die Rettungshundestaffel wurde im Oktober 2001 gegründet. Sie besteht aus 29 Rettungshundeteams mit jeweils dem Hundeführer und seinem Hund. Die Tiere sind in Privatbesitz der ehrenamtlich tätigen Johannitermitarbeiter. Für Kosten wie zum Beispiel Tierarzt müssen die Halter selbst aufkommen. Und alle zwei Jahre muss die Prüfung zum Rettungshundeführer neu abgelegt werden.

Mit großem Engagement dabei

Die Hundeführer sind wie ihre Tiere mit großem Engagement dabei, das wurde bei dem Treffen deutlich. Das Motto „Aus Liebe zum Leben“ sei Ansporn, und es sei immer eine tiefe Befriedigung, wenn der Hund bei der Suche die vermisste Person „verbellen“ könne. „Die Hunde sind in der Lage, die Vermissten zu finden, weil sie durchschnittlich 220 Millionen Riechzellen besitzen. Der Mensch verfügt nur über fünf Millionen Riechzellen. Der Geruchssinn der Hunde ist aber nicht nur 44 Mal stärker als der des Menschen, sondern 100 Millionen Mal besser, da beim Hund jede Zelle einzeln an das Gehirn sendet. Beim Menschen werden die wenigen Riechinformationen noch zusätzlich gebündelt.“ Das Riechen der Menschen sei für den Hund möglich, da menschliche Hautpartikel mit Bakterien beladen seien. Hautsekrete wie Talk und Öle sowie Schweiß im Zusammenspiel mit den Hautbakterien nehme der Hund aus der Luft auf und finde so die vermisste Person.

Deshalb werden die Rettungshunde auch bei der Trümmersuche, der Lawinensuche, der Wasserrettung und Wasserortung eingesetzt. Wobei die Mantrailer nach der individuellen Geruchsspur eines Menschen, die Rettungshunde bei der Flächensuche grundsätzlich nach menschlichem Geruch suchen. Die Mantrailer können die individuelle Spur je nach Witterung noch nach Wochen finden. „Mit einem Mantrailer kann auch überprüft werden, ob eine Person an einem bestimmten Ort gewesen ist. Gerade bei der Vermisstensuche gehen häufig Falschmeldungen ein.“

14 Fußballfelder in 60 Minuten

Das Einsatzgebiet der Rettungshundestaffel Südniedersachsen reicht von Raum Hannover bis westlich zur Grenze von Nordrhein-Westfalen und im Osten zur Grenze nach Sachsen-Anhalt und Thüringen. Auch in Teilen von Nordhessen darf die Staffel tätig werden.

Neben der Suche nach Vermissten in Wald, Feldmark, Fabriken und großen Freiflächen gibt es Einsatzmöglichkeiten beim Hochwasserschutz, bei Busunglücken oder Bombenräumungen, in Altenheimen, Kindergärten und Schulen. „Wir sollten alarmiert werden, wenn große Gebiete in kürzester Zeit abgesucht werden müssen.“ Ein Team könne die Fläche von rund 14 Fußballfeldern in circa 60 Minuten absuchen. Es ist damit sechsmal schneller als eine Suchkette mit 80 Helfern. Auch dort, wo die Suchkette nicht durchkommt, zum Beispiel im Dickicht, sucht der Hund. Gerade in unübersichtlichem und unwegsamem Gelände mit dichten Bewuchs haben die Hunde viele Vorteile gegenüber der technischen Ortung zum Beispiel mit Wärmebildkameras und den Suchketten. „Allerdings sucht der Rettungshund nicht nur die vermisste Person, sondern auch immer sein Spielzeug und Futter“, so Dr. König. „Für den Hund ist es das Motto ,Menschen sind toll, wenn ich sie gefunden habe, bekomme ich Spielzeug oder Futter‘. Dieses bekommt der Hund im Training grundsätzlich von der versteckten Person, im Einsatz jedoch vom Hundeführer.“

„Wir sind eine hochprofessionelle Truppe“, sagt Dr. Bettina König. So sind alle Staffelmitglieder als Sanitätshelfer ausgebildet, können Erste Hilfe am Hund leisten, sind vertraut mit dem Digital Funk, Kynologie (Lehre von der Zucht, Dressur und Krankheiten der Hunde) und Einsatztaktik. Der Umgang mit GPS, Karte und Kompass sei selbstverständlich. Die mobile Einsatzzentrale ist technisch perfekt ausgestattet. Die Hundeführer leisten 750 ehrenamtliche Stunden im Jahr, sind bei zwei bis drei Trainingstagen in der Woche im Einsatz. Im Jahr kommt die Staffel auf rund 30 Einsätze. Wobei die Rettungshundestaffel immer nur von der Polizei alarmiert werden kann. Wichtig ist dann der direkte Kontakt zu den Angehörigen des Vermissten zur Informationsgewinnung. Bei der Zusammenarbeit mit der Polizei ist diese dann für die Absicherung der Rettungshundeteams und Absperrung von Gelände zuständig.

Die Johanniter finanzieren sich durch Spenden. Dr. Astrid Laue-Savic, Präsidentin des Rotary Clubs Bad Lauterberg-Südharz, übergab am Ende der Veranstaltung einen Betrag in Höhe von 900 Euro. Mit der Zuwendung soll die Anschaffung von zehn Helmen finanziert werden.