Bad Sachsa. Nach einem Unfall stand die Tafel Bad Sachsa vor dem Aus. So groß ist die Hilfe der Menschen im Südharz, die Vorsitzende ist zu Tränen gerührt.

Die Helfer brauchen Hilfe – so und nicht anders sah die Situation im Sommer für das Team der Tafel in Bad Sachsa aus. Und der Hilferuf ist erhört worden: Der Transporter der Hilfseinrichtung konnte dank großzügiger Spenden und vor allem der Unterstützung von zwei Unternehmen repariert werden, so dass die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer weiterhin Bedürftige unterstützen können. „Ich bin wirklich zu Tränen gerührt, von einer so großen Hilfsbereitschaft hätten ich und alle anderen vom Team niemals zu träumen gewagt“, erklärt Silke Müller, Vorsitzende der Tafel in Bad Sachsa, sichtlich bewegt im Gespräch mit unserer Zeitung.

„Die große Anteilnahme an unserem Problem zeigt doch, dass die Menschen in der Region unsere Arbeit zu schätzen wissen, das macht einfach Mut für die weiteren Aufgaben“, führt sie weiter aus. Das war nicht immer so, denn über eine gewisse Zeit sah sich das Team auch gewissen Anfeindungen ausgesetzt.

Unfall leitet das Problem ein

Viel schlimmer aber war für die Tafel in Bad Sachsa der 30. Mai diesen Jahres. Beim Abholen von Lebensmitteln bei Bad Lauterberg gab es einen Unfall mit ihrem Transporter. Verletzt wurde zwar niemand, die Reparaturkosten für den Wagen betrugen aber mehrere Tausend Euro, das Fahrzeug war nicht einsatzfähig.

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Und ohne Fahrzeug ist die Arbeit unmöglich: Etwa 1.000 Kilometer legen die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer im Monat für den Transport von Lebensmitteln zurück. „Wir brauchen auch ein Kühlfahrzeug, denn da wir Lebensmittel transportieren, dürfen wir die Kühlkette nicht unterbrechen.“

Tafel stand vor dem Aus

Nach Diskussionen im Vorstand, wie man weiter vorgehen wollte, wandte sich Silke Müller schließlich mit einem Hilferuf an unsere Zeitung. Die Idee einen neuen, gebrauchten Transporter zu kaufen, musste man schnell verwerfen, „da der Gebrauchtwagenmarkt schlichtweg leer gefegt ist“. So blieb nur die teure Reparatur, was aber unmöglich schien. Die Tafel in Bad Sachsa, die auch eine Außenstelle in Bad Lauterberg betreibt, stand im 17. Jahr ihres Bestehens vor dem Aus.

Doch genau hier setzte die unerwartet große Hilfsbereitschaft der Menschen in der Uffestadt und Umgebung ein. Allen voran zeigte sich Michael Bähr, Inhaber des Autohauses Frotscher in Bad Sachsa, sehr großzügig der Hilfsorganisation gegenüber. Zunächst einmal stellte er wochenlang ein Fahrzeug dem Team zur Verfügung, damit die Arbeit weitergehen konnte.

Reparatur gesponsert

Parallel arbeitete er mit seinem Team an der Reparatur des kaputten Transporters. „Hier ist er uns sehr entgegengekommen und hat vieles auch gleich direkt gespendet“, zeigt sich Silke Müller immer noch gerührt über die Hilfe des Autohausbesitzers. Ohne ein solches Entgegenkommen hätte man all die Arbeiten niemals bezahlen können, gibt die Vorsitzende offen zu.

Aber auch von weiteren Einwohnern aus Bad Sachsa kam Unterstützung. „Wir haben zum Teil Beträge erhalten, die ich niemals zu hoffen erwartet hätte, wir können wirklich nur Danke sagen.“

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In der Region sind es aber nicht nur Unternehmen, Restaurants oder andere Einrichtungen, die die Arbeit der Tafel in Bad Sachsa unterstützen. Anfang des Jahres 2020 ist eine spezielle Aktion angelaufen, bei der Urlauber die ehrenamtliche Arbeit unterstützen können. Unter dem Titel „Lebensmittel spenden statt verschwenden“ steht die gemeinsame Aktion der Tourist-Information und der Tafel in Bad Sachsa sowie der Vermieter von Ferienimmobilien der Region.

Lebensmittel retten

Das Prinzip ist schnell erklärt: Urlaubsgästen wird die Möglichkeit geboten, nicht angebrochene und haltbare Lebensmittel vor der Abreise in der Tourist-Information abzugeben. Sie werden dann der Tafel Bad Sachsa gespendet. Interessierte Vermieter können sich bei der Tourist-Information Bad Sachsa telefonisch unter 05523-474990 melden. Mit ihrer Spende unterstützen alle teilnehmenden Gäste bedürftige Menschen und leisten zudem einen wichtigen Beitrag zur Lebensmittelrettung und Ressourcenschonung.

Denn auch dies ist Silke Müller wichtig immer wieder zu erklären: „Das Mindesthaltbarkeitsdatum ist nur ein Hinweis des Herstellers zur Haltbarkeit von Lebensmitteln. Jeder kann erkennen, ob etwas, das vom Datum her abgelaufenen ist, dennoch weiterverwendet werden kann.“

Helfer an Corona erkrankt

Aber nicht nur finanzielle Hilfe benötigt das Team kontinuierlich für seine Arbeit, sondern auch tatkräftige Unterstützung. In dieser Woche beispielsweise sind die Ausgabestellen geschlossen, denn das gesamte Helferteam hat sich mit dem Coronavirus infiziert. „In der kommenden Woche geht es aber weiter“, verspricht Silke Müller.

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Neben Hilfe und Geld benötigt das Tafel-Team vor allem aber Lebensmittel und weitere Hilfsgüter – und hier zeichnen sich gleich zwei verschiedene Probleme ab: Zum einen, so Silke Müller, habe die Zahl der Klienten durch die Menschen, die aus der Ukraine geflüchtet sind, deutlich zugenommen. Zum anderen würden die Supermärkte angesichts der Inflation Lebensmittel mit geringen oder abgelaufenem Mindesthaltbarkeitsdatum verstärkt in den Sonderverkauf geben. „Das ist eine tolle Hilfe, sorgt aber für weniger Spenden bei uns.“

Aufnahmestopp erwogen

Aus diesen Gründen denke man auch bereits über einen Aufnahmestopp an Klienten nach. „Anders geht es leider vermutlich nicht.“ Für den Moment aber sind Silke Müller und ihr Team immer noch unendlich dankbar, dass sie dank der Hilfsbereitschaft der Menschen vor Ort überhaupt ihrer Arbeit weiter nachgehen können.

Wer die Arbeit der Tafel finanziell unterstützen möchte, kann eine Überweisung an folgendes Konto vornehmen: Tafel Bad Sachsa, IBAN 39263510150000012898. Die Spende kann auch abgesetzt werden. Zu finden ist die Tafel in Bad Sachsa im Gebäude in der Kirchstraße 20.