Bad Lauterberg. Der Bus- und Bahnverkehr leidet unter den Einschränkungen der Corona-Pandemie. Die Fahrgastzahlen und damit die Einnahmen sind eingebrochen.

Die Verantwortlichen der Initiative „Höchste Eisenbahn für den Südharz“ haben sich in einer Mitteilung an unsere Zeitung gewandt, in der sie vor drohenenden „massiven Einschränkungen und Stilllegungen“ im Bus- und Bahnverkehr im Südharz warnen.

Der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) leidet unter der Pandemie: Aufgrund der lange ausgefallenen Schülerbeförderung, zahlreicher Pendler, die aktuell im Home­office tätig sind, sowie aufgrund der Aufforderung, nicht zwingend erforderliche Reisen zu unterlassen, sind die Fahrgastzahlen und damit die Einnahmen eingebrochen. Touristische Verkehre finden nicht statt. Dennoch wurden aus Gründen der Daseinsvorsorge zwischen 75 und 100 Prozent der Bahn- und Busfahrten weiterhin angeboten – bis seit Wochenbeginn wieder der Regelfahrplan angeboten wird. Darauf weisen die Verantwortlichen der Initiative in ihrer Mitteilung hin.

Das Reisen mit Bahn und Bus im Südharz sei demnach problemlos möglich, in beiden herrsche ausreichend Platz. Die Pflicht zum Tragen einer Mund- und Nasenbedeckung senke zudem das Risiko einer möglichen Infektion. „Die Österreicher haben einige hundert Infektionsketten rückverfolgt – nicht eine Infektion wurde in den Öffis übertragen. Dennoch sind Bahnen und Busse noch immer weit weniger gut besetzt als vor Corona, auch wenn es punktuell und tageweise wieder aufwärts geht“, erklären die Verantwortlichen der Initiative. Die entstandene Einnahmelücke könne aber nicht wieder wettgemacht werden. Im Gegensatz zu anderen Bereichen gibt es jedoch hierfür bisher keine Hilfszusagen, Rettungsschirme oder Aussagen, wie es nach der Krise weitergehen soll. „Lang und breit wird über Kaufprämien für Autos diskutiert, während die existenzielle Krise der Unternehmen des ÖPNV von den dafür zuständigen Bundes- und Landesministerien, so scheint es, nicht einmal wahrgenommen wird“, kritisiert die Initiative. Dabei zähle die Branche ebenfalls Zehntausende Mitarbeiter und sorgt für Beschäftigung in zahlreichen anderen Bereichen.

Die LNVG habe in ihrem Rahmen gehandelt und bestimmte, für die zweite Jahreshälfte vorgesehene Mittel unter anderem für den Schülerverkehr vorzeitig ausgezahlt, um die Liquidität der Unternehmen zu sichern. „Das Geld ist aber nun weg, und wenn ab Juli keine Erträge kommen, werden viele Unternehmen die Corona-Krise nicht überleben“, befürchtet die Initiative.

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„Im Busverkehr gibt es viele Mittelständler, die Linienverkehr betreiben, als weitere Standbeine jedoch Reisebüros unterhalten und Ausflugsfahrten anbieten. Hier geht praktisch seit Wochen nichts mehr. Wir befürchten, dass bei weiterer Untätigkeit der ÖPNV hierzulande in der zweiten Jahreshälfte nicht nur punktuell, sondern in ganzen Netzen zusammenbrechen wird. Die Anzeichen hierfür verdichten sich. Damit werden auch Schulverkehre nicht mehr aufrechterhalten werden können“, erklärt Michael Reinboth von der Initiative seine Sorge. Insbesondere im ländlichen Raum müsse man zumindest mittelfristig die Abbestellung von Schienenverkehren und die Stilllegung von Bahnstrecken befürchten.

„Alle bisherigen erfolgreichen Bemühungen zur Gewinnung zusätzlicher Kunden, zur Stabilisierung der Netze und zum Ausbau von Bahn und Bus als Teil einer sinnvollen Verkehrswende, wozu auch Hatix und die Tarifreform des VSN gehören, sind hinfällig, wenn hier nicht gegengesteuert wird. Der ÖPNV braucht eine umgehende Aufstockung der Regionalisierungsmittel, die Aufgabenträger und Unternehmen brauchen verlässliche Finanzierungszusagen, damit wenigstens das heutige Niveau des öffentlichen Verkehrs erhalten werden kann“, meint Reinboth. „Das ist kein Alarmismus – es geht schlicht darum, den Zusammenbruch des ÖPNV und damit eines Teils der Daseinsvorsorge zu vermeiden.“

Die Initiative erwarte auch von den hiesigen Bundes- und Landtagsabgeordneten, dass sie sich des Themas annehmen und beim Bundesverkehrs- und Landeswirtschaftsminister auf schnelle Abhilfe drängen. „Was wir fordern, ist eine mehrjährige Bestandsgarantie der heutigen Netze und Fahrpläne, um erst einmal zur Ruhe zu kommen. In der jetzigen Lage einen Verkehrsträger massiv zu fördern und den anderen praktisch auszuhungern, kommt einer massiven Verschiebung des Modal Split unter dem Deckmantel der Corona-Krise gleich – das ist weder im Sinne einer nachhaltigen Verkehrsentwicklung noch der Förderung des umweltfreundlichen Tourismus im Harz.“