Bad Lauterberg. Von Ground-Bass bis Flatterzunge: Die St.-Andreas-Kirchengemeinde veranstaltete 9. Bad Lauterberger Blockflötenwochenende mit Konzerten.

Das Engagement für das – oft zu Unrecht verkannte – Instrument Blockflöte gehört zu einem der Schwerpunkte in der kirchenmusikalischen Arbeit der St.-Andreas-Kirchengemeinde Bad Lauterberg: einerseits durch das häufigere Auftreten dieses Instruments in der monatlichen Konzertreihe, andererseits durch die Existenz gleich zweier wöchentlich probenden mehrstimmiger Laien-Flöten-Ensembles und einer gesonderten Ausbildung des jüngsten Flötennachwuchses.

Im Rahmen dieser Arbeit findet einmal jährlich auch ein „Bad Lauterberger Blockflötenwochenende“ statt, das einem bewährten Konzept folgt: Zur Eröffnung gibt es ein öffentliches Konzert mit einem oder mehreren professionellen Blockflötisten, dann folgt ein Seminartag für fortgeschrittene Laien-Blockflötisten vom Subbass bis Sopranino und am Sonntagmorgen werden von allen Seminarteilnehmern im Gottesdienst Stücke aus dem erarbeiteten Programm präsentiert.

Von Ground-Bass bis Flatterzunge

Im Vorfeld des 9. Bad Lauterberger Blockflötenseminars, das jetzt in Bad Lauterberg ausgerichtet wurde, fand ein besonderes Konzert im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Stunde der Kammermusik“ statt. Die Veranstalter hatten einen profilierten Blockflötensolisten für den Auftakt dieses Seminars gewinnen können: Es war der mehrfach ausgezeichnete Göttinger Stefan Möhle, der ein anspruchsvolles Programm der Blockflötenliteratur der letzten 400 Jahre zusammengestellt hatte. Seine fundierte Kenntnis derselben konnte er durch angemessene Erklärungen und den Hörer mitnehmende Moderation erahnen lassen.

So erklang am Anfang solistisch die Alt-Flöte mit der bekannten Renaissance-Melodie „Greensleeves“, die daraufhin mit dem Cembalo als Ground-Bass von der Oberstimme zahlreich variiert wurde.

Der frühbarocke Jacob van Eyck forderte zunehmend das virtuose Können des Solisten. Die Finger auf der kleinen C-Flöte drohten sich fast zu verknoten, dazu war der ständige rasche Wechsel in die Überblasetechnik sehr beeindruckend. Zunehmende Fingerfertigkeit war auch bei dem spätbarocken Jean Daniel Braun gefragt. Bei der „Sonate methodique“ von Telemann hat der Komponist die Flötenstimme zweimal in getrennten Systemen geschrieben: Eine konventionelle und eine virtuose Version. Möhle wählte die Zweite. Mit der „Sonate brillante“ aus der Zeit der Klassik von Anton Heberle schien das Konzert seinen virtuosen und musikalischen Höhepunkt zu haben. Dass die Luft nie zu knapp wurde, war schon eindrucksvoll.

Und dann die Meditation des Japaners Ryohei Hirose aus dem Jahr 1975: Die Einführung durch den Künstler sprach von völlig neuen Techniken wie unter anderem „Sputato“ und „Flatterzunge“, die nicht nur schön, sondern auch verstörend sein könnten. Sicherlich sind sie in ihrer Beherrschung Ausnahmekünstlern vorbehalten – der war hier anwesend. Aber dem Besucher des Konzertes schien doch bei aller Bewunderung für diese technischen Raffinessen dabei die Blockflöte ihre Unschuld verloren zu haben, was wohl auch beabsichtigt war. Da war es doch sehr wohltuend und versöhnend, dass sich zum Schluss der Bogen schloss und der Ground-Bass der Renaissance mit der umspielenden Flöte das letzte Wort behielt. Die Zugabe forderte noch einmal Bewunderung, als Möhle auf zwei Flöten gleichzeitig spielte.

Einheitlich klingendes Ensemble

Die Leitung des Samstagsseminars und des Seminar-Ensembles im Schlussgottesdienst lag in der Hand von Anna Irene Schmidt aus Steinhagen, die mit großer Ruhe und Geduld die Teilnehmerinnen aus Goslar, Hildesheim, Osterode, Bad Lauterberg und anderen Orten zu einem einheitlich klingenden Ensemble formte. Dieses erfreute die Hörer im Gottesdienst am Sonntagmorgen mit einem Renaissancetanz, einem Bachchoral und zwei stimmungsvollen Vertonungen zu neuen geistlichen Liedern.

Das Zusammentreffen vieler Spieler nicht nur von Sopran-, Alt- und Tenorflöten, sondern auch etlicher größerer Bass-, Großbass- und Subbassflöten ermöglichte einen sonoren, fülligen und verschmelzenden Klang, der das Klischee von der „piepsigen C-Flöte“ widerlegte. Und die Spieler selbst hatten das angenehme Gefühl, in einen großen Klang eingebettet zu sein. Bei gemeinsamen Mahlzeiten kam dann auch das Fachsimpeln nicht zu kurz.

Flötisten, die an der Mitwirkung eines der Laien-Flöten-Ensembles der St.-Andreas-Kirchengemeinde Bad Lauterberg interessiert sind, können sich dienstags und freitags von 10 bis 12 Uhr sowie donnerstags von 10 bis 12 und 16.30 bis 18.30 Uhr im Gemeindebüro St. Andreas, Telefon 05524/3373, melden