Badenhausen. Auf dem Friedhof in Badenhausen informiert jetzt eine Erinnerungstafel über die wahren Todesumstände von drei unbekannten KZ-Häftlingen.

„Diese Tafel erinnert an ein dunkles Kapitel in unserer Geschichte, die Erschießung von KZ-Häftlingen im April 1945 hier in Badenhausen“, das sagte der Ortsbürgermeister, Mario Passauer, bei der Einweihung der neuen Geschichts- und Erinnerungstafel des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge auf dem Friedhof in Badenhausen, direkt neben dem Grab der drei unbekannten Toten.

Die Inschrift auf dem Grab der erschossenen KZ-Häftlinge wurde inzwischen korrigiert und stellt nun die richtigen Ereignisse dar. Und damit diese schrecklichen Geschehnisse nicht vergessen werden, steht nun daneben eine große Tafel mit Informationen dazu. „Es ist wichtig, dass wir uns immer wieder bewusst machen, was in unserer Vergangenheit geschehen ist, um aus den Fehlern zu lernen und eine bessere Zukunft zu gestalten“, so Passauer weiter.

An Schicksale erinnern

Die Tafel soll daran erinnern, dass hier Menschen auf grausame Weise umgebracht wurden – Menschen, die aufgrund ihrer Herkunft, ihrer Religion oder ihrer politischen Überzeugung verfolgt wurden. Es sei wichtig, dass man sich an ihre Schicksale erinnere und ihnen ein würdevolles Gedenken gebe. „Aber diese Tafel soll auch ein Zeichen sein dafür, dass wir uns für eine bessere Zukunft einsetzen müssen, in der Rassismus, Diskriminierung und Intoleranz keinen Platz haben, und man sich stattdessen für Frieden und Freiheit einsetzt.“

Passauer dankte den Mitgliedern des Heimat- und Geschichtsvereins Badenhausen, die dieses Projekt in Zusammenarbeit mit der Stiftung Gedenken und Frieden und mit Unterstützung des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge realisiert haben. Auch der erste Vorsitzende des Heimat und Geschichtsvereins, Thomas Burgardt, betonte dass diese schrecklichen Ereignisse nie vergessen werden dürften. Bereits im Juni 1945 habe sich das Gericht Gandersheim mit der Untersuchung der Vorfälle befasst und wohl festgestellt, dass die Zahl der Erschossenen laut Aktenlage viel höher sei.

Umfängliche Nachforschungen

Burgardt dankte Dr. Leuschner für seine umfänglichen Nachforschungen, die die wahren Ereignisse ans Licht gebracht hätten. „Die Wahrheit ist ein hohes Gut in einer Demokratie, die wir leben, achten und Unwahrheiten abschaffen“, so Burgardt. „Friedhöfe sind Gedenkorte und es gehört zu den Zielen des Volksbundes, das Gedenken mit einem ‘sich erinnern’ zu verbinden, damit eine angemessene Würdigung aller Opfer gelingt ohne, dass Verbrechen und Verantwortlichkeiten verschwiegen werden“, so der Bezirksvorsitzende des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge Bezirksverband Braunschweig, Walter-Johannes Hermann.

Denn im Gedenken und Erinnern könne man Verantwortung übernehmen für etwas, was man nicht getan habe aber hätte tun können. Als Deutsche würden wir Verantwortung tragen für die Verbrechen die in der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft begangen wurden. Wenn man sich gedanklich auf diese Zeit und deren Wirkung auf Psyche, Denken und Handeln von Menschen einlasse, gerate man zwangsläufig an die Frage der eigenen Verantwortung.

„Es reicht nicht aus als Einzelner ein unbescholtener und guter Mensch sein zu wollen, wenn man so etwas, wie es mit den Menschen derer wir heute gedenken, verhindern will. Man verhindert es nur, wenn man sich mit den Bedingungen der jeweiligen Zeit auseinandersetzt und sich klar macht, dass man selbst nicht von vornherein gegen ein Mitwirken am Unrecht gefeit gewesen wäre.“

Hermann schloss mit einem Zitat von Richard von Weizsäcker, das dieser anlässlich der Gedenkveranstaltung zum 40. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges sagte: „Wer aber vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart. Wer sich der Unmenschlichkeit nicht erinnern will, der wird wieder anfällig für neue Ansteckungsgefahren. Gerade deshalb müssen wir verstehen dass es Versöhnung ohne Erinnerung gar nicht geben kann.“

Neugestaltung der Grabplatte

Die Kirchengemeinde St. Martin Badenhausen, der Heimat- und Geschichtsverein Badenhausen und der Historiker Dr. Jörg Leuschner haben sich seit November 2021 mit der Neugestaltung der Grabplatte beschäftigt. Die Inschrift ist inzwischen korrigiert, und wurde am 78. Jahrestag der schrecklichen Ereignisse eingeweiht.

Der neue Schriftzug lautet: „Hier ruhen drei unbekannte KZ-Häftlinge, die am 7. April 1945 auf der Flucht aus einem von alliierten Flugzeugen bei der Landwehr gestoppten Zug von der SS-Wachmannschaft erschossen worden sind.“ Die neue Platte mit der Inschrift stiftete, wie beim ersten Mal bereits, die Firma Grabmale Armbrecht.

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