Gittelde. Der RTC Northeim hat eine Ausweitung der Trainingszeiten auf dem Vereinsgelände in Badenhausen beantragt. Das sorgt für Diskussionen.

Aus gegebenem Anlass unternehmen einige Einwohner momentan eine Art „Ortsratssitzungs-Tourismus“, denn das Thema „Änderung des Flächennutzungsplans Motorsport“ steht auf den Tagesordnungen der Ortsräte Eisdorf (wir berichteten), Gittelde und Badenhausen. Bei der Beschlussvorlage, die als Anhörung durch die betreffenden Ortsräte, anschließend durch den Bau-, Umwelt- und Feuerschutzausschuss und zu guter Letzt durch den Rat der Gemeinde Bad Grund geht, geht es um eine Ausweitung der Trainingszeiten des Rallye-Touring-Clubs Northeim (RTC), der seit 2006 das Gelände am Posthof in Badenhausen gepachtet hat.

Der Verein möchte den Standort für die Zukunft sichern und dauerhaft etablieren. Bisher finden auf dem Gelände jährlich wiederkehrend vier motorsportliche Aktivitäten, zwei Trainingstage und zwei Wettbewerbstage statt. Ziel des RTC Northeim ist die Erweiterung der Betriebsgenehmigung auf zusätzlich vier Tage im Monat als Trainingsbetrieb im Wechsel mittwochs und samstags in der Saison von April bis Oktober.

Lange Diskussion in Gittelde

In der jüngsten Sitzung des Ortsrates Gittelde entbrannte darüber eine lange Diskussion, nachdem die Ortsratsmitglieder die Vorlage einstimmig zur Kenntnis nahmen. Eine Einwohnerin von Teichhütte sagte, es sei traurig, dass man von diesen Plänen bisher nichts mitbekommen habe. „Wir sind geschockt und wurden vor vollendete Tatsachen gestellt.“ Angeblich hätten sie auch nichts darüber in der Tageszeitung gelesen, sie hätten gerne vorab eine Information bekommen.

Der Bürgermeister der Gemeinde Bad Grund, Harald Dietzmann, erklärte, dass der Verein, wie jeder andere auch, Änderungen beantragen könne, und dass, selbst wenn der Landkreis Göttingen eine Genehmigung erteile, es noch eine Phase der Bürgerbeteiligung gebe. „Was jetzt geschieht, ist die Vorgeschichte“, so Dietzmann, „anschließend bedarf es noch der Genehmigung durch das Bundesemissionsschutzgesetz, es gibt Richtwerte“.

Etwas für die Jugend schaffen

Mit den jetzigen Regularien, zweimal Wettkampf und zweimal Training im Jahr, seien ja auch alle einverstanden, sagte ein anderer Einwohner, aber eine Ausweitung der Trainingszeiten würde hochgerechnet anderthalb Monate Lärm im Sommer bedeuten, und das gerade auch am Samstag, wenn man Wochenende habe. Außerdem habe der ADAC noch weitere Trainingsstrecken im Postleitzahlgebiet „3“. „Ich verstehe nicht, warum der Lärm aufs Land getragen wird“, so eine Einwohnerin, „da müssen wir aufpassen, Sie sind doch dafür da, für uns alle zu agieren“.

Viele Einwohner wollten über die geplante Änderung der Trainingszeiten des RTC Northeim diskutieren.
Viele Einwohner wollten über die geplante Änderung der Trainingszeiten des RTC Northeim diskutieren. © HK | Herma Niemann

Der Ortsbürgermeister, Olaf de Vries, sagte dass es vielleicht auch positiv sei, wenn etwas für die Jugend in der Gemeinde geschaffen werde, und damit auch ein Stück weit dem demografischen Wandel entgegen gewirkt werde.

„RTC zieht Bevölkerung an“

Auf die Frage, warum man als Einwohner kein Mitbestimmungsrecht bei den Trainingszeiten habe, sagte de Vries, dass der Verein einen Antrag gestellt habe, der vom Landkreis genehmigt werden müsse. Innerhalb der Einheitsgemeinde hätten die Ortsräte sowieso kaum Befugnisse sondern nur der Rat der Gemeinde. Und selbst wenn man noch wie früher Samtgemeinde wäre, würde dieses Thema auch nur im Rat von Badenhausen behandelt werden und in keinem anderem Rat der Ortschaften.

Mario Teuber (SPD) sagte, dass man natürlich an die Bevölkerung denken würde. „Sie sind hier, weil Sie aufgebracht sind, aber der RTC zieht auch viele Besucher an“, so Teuber, „es ist ein Sport, der Nachwuchs anzieht, das Interesse ist da“.

Gutachten von 2009

Gegenstand der Diskussion war auch ein Gutachten aus dem Jahr 2009. Wie die Einwohner sagten, könne ein solch altes Gutachten ja kaum noch aktuell sein. Dietzmann sagte dazu, dass ein neues Gutachten zu keinem anderen Ergebnis führen würde, weshalb ein neues nicht nötig sei. „Die Strecke ist da und abgeschafft wird sie nicht“, so de Vries, der betonte, dass man nicht allen Wünschen des RTC nachgeben werde und eine Vereinbarung mit dem RTC abschließen werde.

Dass man als Entscheidungsträger mit den gewünschten Trainingstagen kritisch umgehen werde, betonte Karin Blume-Gebhardt (SPD). Die Einwohner übergaben zum Schluss der Diskussion eine Unterschriftenliste mit 30 Unterschriften gegen die Pläne des RTC.

Angelika Kronjäger-Scheurich rückt im Ortsrat nach.
Angelika Kronjäger-Scheurich rückt im Ortsrat nach. © HK | Herma Niemann

Neues Mitglied des Ortsrates

In der Sitzung wurde auch das neue Ortsratsmitglied für die SPD, Angelika Kronjäger-Scheurich, verpflichtet, die für die inzwischen weggezogene Jasmin Elbe nachrückt.

Am Ende sagte noch eine Einwohnerin ironisch, dass sie den sanierten Torbogen am Friedhof in Gittelde sehr schön finde. Sie hinterfragte auch, wenn dieser nun doch nicht einsturzgefährdet sei (wir berichteten), warum man überhaupt eine Spendensammlung gemacht und ihn saniert habe.