Braunschweig. Die finnischen Monster-Rocker beweisen im Westand, dass sie nicht nur den Eurovision Song Contest aufmischen können. Es rollen Köpfe.

Es ist fast genau 18 Jahre her, als Lordi als erste finnische Band und als erste Vertreter des harten Rock den Eurovision Song Contest in Athen gewannen. Seitdem sind sie in Finnland Nationalhelden, es gibt öffentliche Plätze, Getränke, Briefmarken und Bonbons, die den Namen der Band tragen.

Aber auch im Rest der Welt sind Mr. Lordi (alias Tomi Putaansuu) und seine Mitmonster nicht vergessen. Rund 500 Fans finden sich im am Donnerstagabend im Braunschweiger Westand ein, um an der musikalisch unterstützten Geisterbahnfahrt teilzunehmen. Und Lordi zeigen sich in großartiger Form. Trotz der schweren Masken und Verkleidungen als Monster, Vampire und Kobolde glänzen sie mit großer Spielfreude.

Lordi-Keyboarderin Hella wird vor ihrem Solo geköpft

Mr. Lordi macht seine Ansagen zum Teil in Deutsch, erklärt mit leichtem Akzent, dass er sehr wohl den Unterschied zwischen „ja“ und „ja ja“ kennt und freut sich über feiernde Fans. „Das ist wunderrrbarrr“. Und die Optik kommt natürlich auch nicht zu kurz. Hinter den Musikern hängen Skelette an einer Art Burgmauer, zu „Blood Red Sandman“ wird ein menschlicher Kopf präsentiert, bevor aus einem Tisch eine violette Fontäne schießt. Keyboarderin Hella wird vor ihrem Solo ebenfalls geköpft, der Schädel aber umgehend wieder angepflanzt. Scheinbar eine Hommage an den Film „Der Tod steht ihr gut“ von 1992.

Zu „Wake the Snake“ hat Mr. Lordi plötzlich eine riesige Schlange um den Hals geschlungen, aus deren Maul Rauch schießt, glühende Totenköpfe und Rauchkanonen sind eine Selbstverständlichkeit. Schlagzeuger Mana spielt sein Schlagzeugsolo unter anderem zum „Imperial March“ aus dem Film „Star Wars“ und lässt seine Sticks am Ende wie Lichtschwerter leuchten und durch die Luft sirren. Mit anderen Worten, es gibt immer etwas zu gucken.

Eine Wucht: Frontmann Mr. Lordi alias Tomi Putaansuu.
Eine Wucht: Frontmann Mr. Lordi alias Tomi Putaansuu. © Rüdiger Knuth | Rüdiger Knuth

Mischung aus Geisterbahn, Alice Cooper und Taschenspielertricks

Die Mischung aus Geisterbahn, Alice Cooper und Taschenspielertricks funktioniert an diesem Abend perfekt, und als zum Ende hin die wirklich großen Hits wie „Devil Is a Loser“, „Would You Love a Monsterman“ und natürlich der ESC-Kracher „Hard Rock Hallelujah“ ertönen, gibt es kein Halten mehr. Die Monster winken noch mal freundlich ins Publikum und verschwinden von der Bühne, während zum Abschied (wie immer bei Lordi) die großen Vorbilder Kiss vom Band laufen.

Einen Anteil am erfolgreichen Abend hat auch die Vorband All For Metal, was einigermaßen überrascht. Auf ihrem ersten und bis dato einzigen Album klingt die Truppe um Asenblut-Sänger und Muskelmonster Tetzel und den Italiener Antonio Calanna arg gekünstelt. Live geht die Rechnung eher auf: Tetzel grummelt Texte von Heavy Metal und nordischen Göttern ins Mikro, während Calanna den typischen Metal-Sänger mit hohen Schreien gibt. Dazu hüpfen zwei Mädels sinnbefreit im Takt, einige Musiker sind maskiert, irgendwer hat immer ein Schwert in der Hand und huldigt den Göttern der E-Gitarre. Quasi Manowar trifft Lordi trifft Schunkelmelodien. Dabei wirken die Beteiligten aber so sympathisch und überzeugend, dass sie große Teile der Halle mitreißen. Respekt.

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