Wolfsburg. Der Kunstverein fördert damit die lokale Kunstszene. Was der Kunstpreis für Stadt und Region bedeuten: Und wer sich bewerben kann.

In Braunschweig sei so mancher wohl neidisch auf die Wolfsburger, scherzt Justin Hoffmann: „Schließlich ist der ,Arti‘ der einzige Kunstpreis für Künstler in der Region, der derzeit verliehen wird.“ Der Direktor des Kunstvereins hat ihn selbst mit entwickelt und etabliert: Alle zwei Jahre werden Künstlerinnen und Künstler aus Wolfsburg ausgezeichnet, die überzeugende Positionen zu einem vorgegebenen Oberthema einreichen. In diesem Jahr wird der „Arti“ zum 10. Mal vergeben. Damit, sagt Hoffmann, werde die lokale Kunstszene gefördert. Oder überhaupt erst gestaltet.

„Es sollte überhaupt erst von einer Kunstszene gesprochen werden können“, sagt Hoffmann. Man habe nicht bloß die schon etablierten Kunstschaffenden ausstellen, sondern Bewegung in die Sache bringen wollen. „Der ,Arti‘ gibt allen Menschen die Möglichkeit, ihre Werke in der Öffentlichkeit zu zeigen“, sagt er. Das sei für die Künstler wichtiger als die 1000, 500 und 300 Euro Preisgeld für die ersten drei Plätze, findet Hoffmann.

Fachjury wählt aus den eingereichten Werken den Gewinner des Wolfsburger Kunstpreises

Von den um die 40 Personen, die sich pro Ausgabe beteiligen, werden acht bis zehn Nominierte in einer Gruppenausstellung samt Katalog vorgestellt. Eine Fachjury bewertet die eingereichten Werke und kürt schließlich die Gewinner. Die erste war schon hochkarätig: Susanne Pfeffer, die heute das Museum für Moderne Kunst in Frankfurt leitet, saß darin, oder Bettina Steinbrügge, heute Direktorin des luxemburgischen Museums für zeitgenössische Kunst. „Damit hätten wir fast einen Bundespreis vergeben können“, sagt Hoffmann lachend.

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Aber er ist nun mal davon überzeugt: Wenn man Kunst ernst nimmt, muss man sie auch ernst nehmen. Deshalb hat der „Arti“ einen gewissen Anspruch entwickelt, der sich vor allem in der Konzeption der eingereichten Werke und der Bildsprache zeige, sagt Hoffmann. Dadurch habe der Kunstpreis Relevanz in der Kunstszene, nicht nur in Wolfsburg. „Ich möchte jetzt gar keine Kriterien festlegen, denen die Werke gerecht werden müssen. Aber die Juroren haben ihre eigenen Ansprüche, und das sind die hohen Standards des heutigen Kunstszene.“

Kunstvereins-Direktor: Wolfsburger Kunstszene ist sehr dynamisch

Als ständiges Jurymitglied ist Hoffmann die einzige Konstante des „Arti“. Alle anderen Juroren wechseln jedes Jahr. Ihnen misst Hoffmann mehr Bedeutung bei als sich selbst. „Ich bin ja oft ein bisschen befangen, weil ich den ein oder anderen Künstler kenne“, sagt er. Seine Mitjuroren sucht er sich aus den künstlerischen Kreisen der (erweiterten) Region heraus. In diesem Jahr sitzen zum Beispiel Thomas Niemeyer von der Städtischen Galerie in Nordhorn oder Ann-Kathrin Eickhoff von der Lüneburgischen Halle für Kunst im Gremium. „Der Blick von außen ist mir wichtig“, sagt Hoffmann.

Dass der „Arti“ trotzdem kein Produkt des Elfenbeinturms Kunst ist, bestätigt sich für Hoffmann darin, dass „eigentlich jedes Jahr ein, zwei Personen dabei sind, von denen man noch nie gehört hat.“ Die Wolfsburger Kunstwelt sei sehr dynamisch, was Hoffmann auch auf den Arbeitsort Wolfsburg zurückführt. „Die Stadt ist für internationale Fachkräfte interessant.“ Und die machen eben auch mal Kunst, während sie in der Stadt wohnen.

Einige Wolfsburger Künstlerinnen und Künstler werden immer wieder nominiert

Kunst machen auch HBK-Studierende, die in Wolfsburg leben. Und natürlich gibt es eine Gruppe von Wiederholungstäterinnen und -tätern, die jeder kennt, der sich in der Stadt mit Kunst und Kultur beschäftigt. Die Wolfsburger Künstler Rosi Marx und Walter Winter zum Beispiel haben es schon mehrfach unter die „Arti“-Nominierten und -Ausgezeichneten geschafft. Aber dann gibt es eben auch die Gruppe der Newcomer und Neuentdeckungen, die Hoffmann fasziniert.

Schon beim allerersten „Arti“ im Jahr 2006 (Thema: „Wunschkörper“) wurde etwa Nikolas Zagalak ausgezeichnet, ein zweites Mal im Jahr 2010. „Damals war er Abiturient, heute ist er freischaffender Künstler und Modedesigner“, sagt Hoffmann. Ein anderes Beispiel ist Morgaine Schäfer, die 2008 für den „Arti“ nominiert war und danach in Düsseldorf Kunst studierte. Heute ist sie eine etablierte Fotokünstlerin, im vergangenen Jahr stellte sie in Braunschweig und Wolfsburg aus.

In diesem Jahr lautet das Oberthema des Artis „Verbinden“. Es ist bewusst offen gehalten, kann das Verbinden von Wunden, die Verbindung zwischen Menschen, das Verbinden mit Stoff bedeuten. Werke können dafür am Dienstag, 23. April, von 10 bis 18 Uhr in der Bürgerwerkstatt im Schloss Wolfsburg abgegeben werden. Die Ausstellungseröffnung der Nominierten findet am Donnerstag, 30. Mai, statt. Seit 2010 wird außerdem der „Arteen“ an Kinder in drei Altersgruppen vergeben. Das diesjährige Thema lautet „Auflösen“. Mehr Infos gibt es auf der Webseite der Kunstvereins.

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