Wolfsburg. Die Braunschweiger Meisterschülerin Alwine Baresch zeigt eine Naturkatastrophe im öffentlichen Raum. So wirkt die Installation.

Für eine Naturkatastrophe sieht es im Kunstschaufenster in Wolfsburg eigentlich ganz schön aus. Türkis verläuft in hellere und dunkle Blautöne, Flächen in freundlichem Orange hellen die Stimmung auf. Zwei bemalte Leinwandstoffe sind spielerisch an jeder Seite des 14 Meter langen Schaufensters neben dem Haupteingang des Kulturzentrums Hallenbad drapiert. Das wirkt wie eine Umarmung der Installation „Niemandsland“, in deren Zentrum eine einzelne, hochformatige Leinwand hängt.

Alwine Baresch steht vor dem Schaufenster und gestikuliert in Richtung eines Vorsprungs auf dem Dach des Hallenbads. Dort ist ein Graffiti zu sehen, dessen Farben mit ihrer Installation korrespondieren. „Das ist Zufall, mir ist das erst aufgefallen, als ich den Aufbau schon begonnen hatte“, sagt die Meisterschülerin der Hochschule für Bildende Künste (HBK) in Braunschweig gut gelaunt. „Mir gefällt das.“ Ihr Kunstwerk fügt sich so noch besser in seine Umwelt ein, und das ist ein zentraler Aspekt des Kunstschaufensters in Wolfsburg, das wohl kuratierte Kunst im öffentlichen Raum zeigt.

Braunschweiger Künstlerin experimentiert mit Farbverläufen

Und um die Umwelt geht es bei Alwine Baresch. „Ich würde mich als Landschaftsmalerin bezeichnen“, sagt sie, „aber das zentrale Bild dieser Installation war ursprünglich ein Farbexperiment.“ Dafür goss sie Farbe auf Leinwandstoff, den sie über Böcke legte. So konnte die Farbe von den Hügeln in die Täler fließen und sich dort sammeln. Das Ergebnis erinnert an niedrig verästelte Bäume mit dünnen, aber satt dunklen Stämmen. Bläulich-grünlich deutet sich Laubwerk an, aber die gelbe Grundierung schimmert überall durch. „Ich sehe darin die toten Bäume im Harz“, sagt die Künstlerin.

Der lichter werdende Wald im Zentrum wird in Bareschs Lesung flankiert von zwei Sturzbächen an jeder Seite – das sind die drapierten Leinwandstoffe in türkis, blau und orange. Hier geht es nicht nur um den Borkenkäfer im Harz, sondern um die durch den Klimawandel bedingte Veränderung der Natur insgesamt. Es ist ein diffuses Bild von Zerstörung, das Alwine Baresch den Betrachtenden vor Augen führt. Sie zeigt Schönheit und Schrecken in ihren fließenden Farbverläufen, die sie mit krakeligen Linien und prominenten Leerstellen kontrastiert. Schlanke, weiße Röhren purzeln nur so durch die Installation, wie weggeschwemmte Baumstämme.

Naturkatastrophen inspirierten das Kunstwerk im Wolfsburger Kunstschaufenster

„In meinem Heimatdorf in Rumänien gab es vor ein paar Jahren eine Überschwemmung, bei der der Fluss so angeschwollen ist, dass Häuser weggeschwemmt wurden“, erklärt Baresch ihr Motiv. Dass das Hochwasser solche verheerenden Folgen hatte, habe auch an illegalen Rodungen im Wald gelegen. Menschengemachtes Unheil. „Videos von solchen Ereignissen per Whatsapp geschickt zu bekommen, macht was mit mir. Klar mache ich mir da Sorgen, auch, wenn meine Familie nicht betroffen war.“

Also alles hoffnungslos? Nicht für die Künstlerin. „Ich sehe immer noch Schönheit in der verbliebenen Natur“, sagt sie, „das ist auch etwas, das ich gerne transportieren möchte.“ Mit Erfolg. Ihre Installation mag aus Betrachtungen von Umweltkatastrophen entstanden sein, aber wie man so davor steht, im Sonnenschein – die umgebenden Bäume spiegeln sich im Fensterglas und werden zu einem Teil der Installation –, kann man sich auch leicht von den Farben und fließenden Übergängen in eine traumhafte Fantasiewelt entführen lassen.

Das Kunstschaufenster wird in regelmäßigen Abständen von Studierenden der HBK Braunschweig bespielt. Es befindet sich neben dem Haupteingang des Kulturzentrums Hallenbad in Wolfsburg; in der Dunkelheit wird es illuminiert. Alwine Baresch zeigt ihre Installation „Niemandsland“ bis zum 5. Juni.

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