Braunschweig. Wie werden Hits gemacht und warum berühren sie uns so? Dr. Pop spricht in seiner Live-Show humorvoll über die Entwicklung der Popmusik.

Schallplatten, Spotify und die Geheimnisse der Hitfabrik: „Dr. Pop“, bürgerlich Markus Henrik, hat Popmusik studiert, darin promoviert und spricht nun regelmäßig als Comedian oder Kabarettist auf Deutschlands Bühnen über sie. Am 2. März bringt er seine Show „Hitverdächtig“ in die Brunsviga nach Braunschweig.

„Popmusik ist nicht irgendwas, was so nebenbei läuft, sondern etwas, das uns jeden Tag irgendwie beeinflusst“, erklärt er seine Faszination für das Genre. Diese gilt insbesondere auch der immensen Wirkung und Reichweite von Hits, wie er in seiner Doktorarbeit anhand von „Beautiful Liar“, einem Duett-Song von Beyoncé und Shakira, aufzeigt: „An diesem einen kurzen kleinen Popsong von drei Minuten insgesamt waren 120 Leute beteiligt. Und mehr als zwei Milliarden Menschen haben von diesem Song mitbekommen“.

Die Show „Hitverdächtig“ ist eine Symbiose aus Dr. Pops vielfältigen Leidenschaften. Er ist nicht nur Akademiker, sondern auch Entertainer, der die Bühne als Ort der logischen Konsequenz seines Werdegangs beschreibt. „Ich habe immer schon auch während des Studiums fürs Radio gearbeitet, Bücher geschrieben und musikalische Späßchen verbloggt“, so Dr. Pop, der seinem Publikum verspricht: „Was ich jetzt auch so auf der Bühne mache, ist quasi eine Mischung aus allem“.

Dr. Pop wirft einen wissenschaftlichen Blick auf den Reiz von Balladen

Die Zuschauer können sich demnach unter anderem auf eine Klangreise freuen, die die 80er-Jahre-Sounds und ihre Präsenz in der heutigen Popmusik erforscht. „Warum sind zum Beispiel Balladen so beruhigend? Das hat damit etwas zu tun, dass, wenn wir Musik hören, uns das vom Rhythmus her an den Herzschlag unserer Mutter im Mutterleib erinnert“, erklärt der Musikwissenschaftler, der auch die wissenschaftlichen Aspekte hinter emotionalen Reaktionen auf Musik beleuchtet.

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Neben humoristischen Einlagen wirft Dr. Pop ebenfalls kritische Blicke auf aktuelle musikalische Entwicklungen. Die Verschiebung der Songstrukturen, beeinflusst durch Plattformen wie TikTok, findet Beachtung in seinem Programm. Wenig gefällt Dr. Pop so beispielsweise die Verkürzung von Songs, um den Streamingalgorithmen gerecht zu werden. Insbesondere an Songelementen wie Intro und Bridge werde gespart. „Ein Song wie Stairway to Heaven mit einer Länge von acht Minuten und zwei Sekunden hätte heute keine Chance mehr.“ Die Lieder müssten, mehr denn je, innerhalb der ersten Sekunden überzeugen, da die Streamingdienste bei Sekunde 31 abrechnen. Ein langsamer Aufbau der Songs werde daher immer seltener.

Qualität trotz Trends: Dr. Pops Perspektive auf aktuelle Popmusik

Doch trotz mancher Skepsis gegenüber dem aktuellen Trend, betont Dr. Pop, dass es auch weiterhin qualitativ hochwertige Popmusik gebe. Das will er auch in seiner Show vermitteln: „Das Programm ist jetzt nicht so aufgebaut, dass es zeigt: ‚Früher war alles besser‘, sondern es geht auch darum, ein paar Perlen zu finden in der aktuellen Musik. Man muss dazu nur manchmal länger suchen“.

Er verweist auf erfolgreiche Künstler wie The Weeknd, Taylor Swift und Ed Sheeran: „In meiner Show spreche ich beispielsweise über ‚Blinding Lights‘ von The Weeknd. Das war in den letzten paar Jahren weltweit eines der erfolgreichsten Lieder überhaupt. Der Song wurde ausschließlich mit 80er-Jahre-Sounds gebaut und das ist insofern klug, als er trotzdem modern und so für die Kids cool klingt und die Eltern an ihre Jugend erinnert. Wenn man dann im Auto zusammensitzt, drehen alle lauter, weil das alle abholt.“

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Taylor Swift bringe sogar das Album als Gesamtkunstwerk zurück: Von ihrem Album „Midnights“, das Ende Oktober 2022 erschien, seien mehr Vinyl-Schallplatten verkauft worden als CDs. Das sei historisch in der Popmusik, seit sich die CD gegenüber der Schallplatte in den 80ern durchgesetzt habe.

Fragen erbeten: Warum keine „Hitverdächtig“-Show ist wie eine andere

Alle abholen will auch Dr. Pop mit seiner Show. Um sein Publikum optimal zu erreichen, geht er auch auf dieses ein. „Die Leute können mir in der Pause auch Fragen stellen zum Thema Musik und dazu improvisiere ich dann.“ So unterscheide sich das Programm von Show zu Show auch immer ein wenig: „Im Sommer fragt das Publikum gerne nach Sommerhits: ‚Was war der größte Sommerhit aller Zeiten?‘ Und beim ESC fragen Sie dann: ‚Warum ist Deutschland wieder letzter geworden?‘“.

Interaktivität ist somit ein Schlüsselbestandteil von „Hitverdächtig“. Dr. Pop steht allein auf der Bühne, umgeben von einem Arsenal an Instrumenten, die es ihm erlauben, direkt auf das Publikum zu reagieren: „Ich habe einen originalen Synthesizer aus den 80er-Jahren, einen Flügel, eine Gitarre und arbeite auch mit Effektgeräten, um zu zeigen, wie heutzutage mit Autotune und ähnlichen Geräten gearbeitet wird“.

Wieso Dr. Pop eine Musik-Comedy-Show macht

Zu den Shows motiviert wird Dr. Pop von seiner Liebe zur Musik. Die ist tief verwurzelt in seiner persönlichen Geschichte und seiner Überzeugung von ihrer sozialen Bedeutung. „Meine Eltern haben sich in einer Band kennengelernt, und ich glaube, das Erste, an das ich mich erinnere, sind vorgesungene Schlaflieder“, teilt er mit. Er hat erkannt, dass Musik nicht nur unterhält, sondern als kulturelles Phänomen fungiert, welches Menschen auf der ganzen Welt verbindet.

Der Samstagabend in der Braunschweiger Brunsviga verspricht ein Gipfeltreffen für Musikliebhaber aller Altersklassen zu werden. „Meine Show ist für alle Generationen etwas“, versichert Dr. Pop. Mit Anspielungen auf musikalische Legenden wie Elvis Presley und strahlende Stars der heutigen Szene in Kombination mit einem interaktiven Bühnenprogramm verspricht „Hitverdächtig“ eine feine Komposition aus Wissen, Musik und Humor. Veranstaltungsbeginn ist 20 Uhr. Tickets kosten an der Abendkasse 26 Euro, ermäßigt 22 Euro.

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