Peine. Der Discounter Action übernimmt Mitarbeiter – eine Investition, die Bürgermeister Klaus Saemann begrüßt. Er nennt auch heikle Themen.

Die Infotafel über den Non-Food-Discounter Action im Obergeschoss des Verwaltungsgebäudes haben sie auf Englisch verfasst – und das aus gutem Grund: Der Supermarktgigant mit Stammsitz Niederlande ist europaweit in zwölf Ländern aktiv mit mehr als 25.000 Filialen – Englisch ist Geschäftssprache. Und so hat Action-Direktor Jens Burgers – selbst ein Niederländer – seine Begrüßungsrede zur Übernahme der Mitarbeiter des Verteilzentrums am Lehmkuhlenweg in Peine auf Englisch gehalten. Deutschlandweit ist dies das erste Distributionszentrum, das Action selbst betreibt – für Burgers Grund genug, um zu versichern: Er sei „stolz“, bei diesem Festakt in Peine vor rund 50 geladenen Gästen dabei zu sein.

Die Action-Leute vor dem Verwaltungsgebäude des Verteilzentrums in Peine. 
Die Action-Leute vor dem Verwaltungsgebäude des Verteilzentrums in Peine.  © FMN | Harald Meyer

Für diesen international tätigen Konzern Action ist die Übernahme des Verteilzentrumein Bekenntnis zum Standort Peine – nicht nur, was diese riesigen Hallen am Lehmkuhlenweg mit einer Lagerfläche von insgesamt 70.000 Quadratmetern, sondern wohl auch was die beiden Action-Märkte in Vechelde und am Friedrich-Ebert-Platz in Peine anbelangt.

Rückblick: Der globale Logistikdienstleister Neovia Logisticshat dieses Verteilzentrum gebaut und 2019 eröffnet – mit seinen eigenen Mitarbeitern hat es seitdem im Auftrag von Action dort am Lehmkuhlenweg gearbeitet, wobei Action die Immobilie mietet. Bei der Miete bleibt es auch weiterhin gemäß einem langfristigen Vertrag mit Neovia Logistics, doch nun hat Action alle 179 Mitarbeitenden (hauptsächlich Verteilzentrum/Logistik und Verwaltung) von dem Logistiker übernommen – deshalb der Festakt. Jens Burgers: „Das Distributionszentrum in Peine ist ein äußerst wichtiger Bestandteil der Lieferketten von Action, seine Mitarbeitenden leisten jeden Tag einen unverzichtbaren Beitrag dafür, unsere vielfältigen Produkte unseren Kunden deutschlandweit zur Verfügung zu stellen.“

Action – was ist mit der Bezahlung der Mitarbeiter?

Freudestrahlend spricht Peines Bürgermeister Klaus Saemann angesichts der Übernahme der Beschäftigten von einem „großen Tag für Peine“: Seit siebeneinhalb Jahren sei der inzwischen im Amt, und daher habe das Projekt Verteilzentrum am Lehmkuhlenweg von Anfang an begleitet. Action – das sei eine Erfolgsgeschichte, betont der Verwaltungschef und meint: „Mit der Übernahme sind wichtige Arbeitsplätze für unsere Einwohner gesichert. Die Präsenz von Action und seinem Distributionszentrum in Peine ist eine enorme Bereicherung für die gesamte Region.“

Das Beladen eines „Doppeldecker-LKW“ an den Hallen des Verteilzentrums Peine.
Das Beladen eines „Doppeldecker-LKW“ an den Hallen des Verteilzentrums Peine. © FMN | Harald Meyer

Gleichwohl greift Saemann in seiner Rede auch die „kontrovers geführte Debatte“ über Logistiker auf: Grundsätzlich sei eine funktionierende Logistik aber Grundvoraussetzung für eine funktionierende Wirtschaft, mit ihr stehe oder falle der Wirtschaftsstandort Deutschland. Mit einer gewissen Portion Provokation unterstreicht Saemann: „Ich bin stolz darauf, dass Peine ein Logistikzentrum ist“ – wobei die von Action genutzte Halle die größte in der Stadt sei.

Um dann forsch nachzusetzen: Ihm, Saemann, seien beim Action-Verteilzentrum „bis zu 500 Arbeitsplätze“ angekündigt worden, derzeit seien es 179 – da sei „noch Luft nach oben“. Nach seiner Überzeugung stehen die Logistiker in Peine in einem „Wettbewerb“ um Mitarbeiter – „das ist nicht verkehrt“ –, wobei Action offenbar ein „attraktiver Arbeitgeber“ sei. Und einer, der Gewerbesteuer in die Stadtkasse fließen lasse, wie der Bürgermeister nachsetzt.

„Attraktiver Arbeitgeber“?: Action-Betriebsratsvorsitzender Rabih Mohammed gibt dazu diese Auskunft: Mit der Übernahme durch Action seien die 179 Mitarbeiter nicht mehr tarifgebunden, aber „wir verhandeln gerade über einen Haustarif, der sich lohnt“. Jedenfalls streicht Action heraus, mit dieser Übernahme wolle der Konzern „sichere Arbeitsplätze schaffen und den Mitarbeitern vielfältige Aufstiegschancen bieten“.

Mehr als 50 Millionen Euro investiert für Action

Das Modell, das riesige Distributionszentrum mit Hallen und Verwaltungsgebäude am Lehmkuhlenweg nicht selbst zu bauen, sondern langfristig zu mieten, sorgt dafür, dass Action nicht auf einen Schlag enormes Kapital binden muss, sondern die Summe flexibel einsetzen kann – etwa in die Märkte. Immerhin ist von einer Investitionssumme für Neovia Logistics von weit über 50 Millionen Euro am Lehmkuhlenweg die Rede – eine Summe, die Action nach Nachfrage nicht bestätigt.

Bilder zum Festakt von Action in Peine

Bei dem Festakt zur Übernahme der Mitarbeiter haben sie bei Action auch das obligatorische Band durchschnitten.
Bei dem Festakt zur Übernahme der Mitarbeiter haben sie bei Action auch das obligatorische Band durchschnitten. © FMN | Harald Meyer
Peines Bürgermeister Klaus Saemann beim Action-Festakt. 
Peines Bürgermeister Klaus Saemann beim Action-Festakt.  © FMN | Harald Meyer
Action-Direktor Jens Burgers in Peine. 
Action-Direktor Jens Burgers in Peine.  © FMN | Harald Meyer
Die Hallen des monströsen Action-Verteilzentrums am Lehmkuhlenweg in Peine.
Die Hallen des monströsen Action-Verteilzentrums am Lehmkuhlenweg in Peine. © FMN | Harald Meyer
Das Action-Verteilzentrum in Peine.
Das Action-Verteilzentrum in Peine. © FMN | Harald Meyer
Ein Blick in die riesigen Hallen des Action-Verteilzentrums  in Peine. 
Ein Blick in die riesigen Hallen des Action-Verteilzentrums in Peine.  © FMN | Harald Meyer
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Beim Gang durch die riesigen Hallen werden die Ausmaße deutlich: Täglich kommen 350 bis 480 verschiedene Artikel im Peiner Verteilzentrum an, und zwar auf 200 bis 2300 Paletten – so ist es von Action zu hören. Im Einsatz sind für dieses internationale Handelsunternehmen Lastwagen, die auf zwei Ebenen mit Ladung gefüllt werden. In diesen „Doppeldeckern“ gebe es pro LKW 60 Prozent mehr Ladefläche. Bei Action gibt es – außer Nahrungsmitteln und Getränken – praktisch alles: Uns so wirbt der Konzern mit Produkten wie Tischdecke, Geschirr, Gartenmöbel und Grill.

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