Osterode. Ambulante Hilfe Osterode will mehr Unterstützung bei Wohnungsnot. Auch Menschen mit seelischen oder sozialen Schwierigkeiten hat es hart getroffen.

Wohnungslose haben es in Zeiten von Corona besonders schwer, und immer mehr Menschen geraten in Schwierigkeiten: Darauf verweist der Jahresbericht der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe e.V. (BAG W), auf den die Ambulante Hilfe Osterode, Diakonische Gesellschaft Wohnen & Beraten (DWB), jetzt Bezug genommen hat.

„Seit Ausbruch der Corona-Pandemie sind außer Menschen in Wohnungsnot auch Menschen mit seelischer Behinderung oder besonderen sozialen Schwierigkeiten besonders hart betroffen“, erklärt Sonja Jakob von der Ambulanten Hilfe der DWB in Osterode. Die geforderte soziale Distanz, die notwendigen Hygienemaßnahmen, der weitestgehende Rückzug in die eigenen vier Wände – diese Maßnahmen seien mit den Lebensumständen dieser Menschen nicht vereinbar.

Da zunehmend Familien wohnungslos werden und in beengten Mitwohnverhältnissen oder Einrichtungen der freiverbandlichen oder kommunalen Unterkünfte unterkommen müssen, lasse sich kaum ermessen, welche tiefgreifenden Auswirkungen und Verunsicherungen die Pandemie auf diese Menschen habe. Sonja Jacob: „Unter den Bedingungen ist nochmals deutlich geworden: Um die Lebenslage der Betroffenen nachhaltig zu verbessern, sind gut funktionierende Strukturen und Hilfen zur Verhinderung von Wohnungsverlusten und eine dauerhafte Sozialbindung von Wohnraum, um bezahlbaren Wohnraum für alle zu sichern, unabdingbar.“ Laut Werena Rosenke, Geschäftsführerin der BAG W, mehrten sich in den letzten Jahren ohnehin Haushalte mit minderjährigen Kindern, die Hilfe in den Einrichtungen und Diensten der Wohnungslosenhilfe suchten. Der Anteil der Hilfesuchenden ohne deutsche Staatsbürgerschaft in den Einrichtungen der freien Träger der Wohnungslosenhilfe hat sich zwischen 2010 und 2018 mehr als verdoppelt.

Hilfesuchende werden jünger

Ebenso hat sich das Alter der größten Gruppe auf die 30 bis 39-jährigen um zehn Jahre verjüngt. Viele Menschen, die ihre Wohnung verloren haben, versuchen erst bei Freunden, Bekannten und Familienangehörigen unterzukommen. Erst wenn solche „Zwischenlösungen“ nicht mehr funktionieren, landen die Betroffenen in ordnungsrechtlicher Unterbringung oder auf der Straße.

Dieses bestätigt auch Sonja Jakob und wünscht sich, dass die Hilfen für Menschen in Wohnungsnot noch präventiver und noch erreichbarer aufgestellt werden, um vor dem Wohnungsverlust intervenieren und die beschriebene Abwärtsspirale verhindern zu können. Es könnten sich die Unternehmen der Wohnungswirtschaft und private Kleinvermieter bei ersten Anzeichen eines gefährdeten Mietverhältnisses an die Ambulante Hilfe der DWB wenden, um rechtzeitig intervenieren zu können. Eine frühzeitig aufsuchende Kontaktaufnahme zu dem betroffenen Haushalt biete die beste Chance, Wohnungslosigkeit zu verhindern.

Menschen leiden unter Einsamkeit

„Es fanden bereits Gespräche über den Mangel an bezahlbaren Single-Wohnungen mit zuständigen Vertretern der Stadt statt. Derzeit hat auch die Stadt keine kleineren Wohnungen anzubieten“, erklärt Sozialarbeiterin Sonja Jakob.

Nach wie vor bestätigen die Mitarbeiterinnen der Ambulanten Hilfe den Mangel an Wohnraum innerhalb der Mietpreis-Bemessungsgrenze für Empfänger der Grundsicherung. Im Besonderen betrifft dies zumeist alleinlebende Menschen mit Bedarf an kleinen Wohnungen.

Zum Klientel der Ambulanten Hilfe der DWB in Osterode gehören fast ausschließlich alleinstehende Menschen, sowie Suchterkrankte und Menschen mit Psychiatrie- und Psychoseerfahrung. Hier zeigten sich unter Corona-Maßnahmen besonders deutlich die Ängste und Nöte der sowieso schon sehr vereinsamten Menschen. Die Schließungen von Lokalen, Begegnungsstätten und öffentlichen Einrichtungen sowie die Kontaktbeschränkungen des Ambulant betreuten Wohnens hätten weiter zu einem Mangel an sozialen Kontakten und zu sozialer Armut beigetragen. „Dadurch wurden zunehmend suizidale Gedanken geäußert, weil die monatelange Einsamkeit unerträglich wurde“, weiß Sonja Jakob. Eine im Sozialgesetzbuch verankerte Hilfe zur Teilhabe am gemeinschaftlichen und kulturellen Leben sei unter Beschränkungen und Schließungen nur ungenügend zu leisten.

Ambulante Hilfe Osterode berät und unterstützt

Die Beratungsstelle in der Abgunst 14/15 blieb unter Einhaltung der Hygienevorschriften von Montag bis Freitag von 9 bis 11 Uhr geöffnet. Das Angebot umfasst zu Wohnungsproblemen Unterstützung bei persönlichen, finanziellen oder behördlichen Problemen, sowie die Vermittlung an weiterführende Angebote. Außerhalb der Besuchszeiten können Termine unter 05522/6661 vereinbart werden. mp

Corona in Osterode- Ein Überblick über die Situation vor Ort