Wolfsburg. Die Erhöhung der Produktion bei VW hat einen negativen Folgeeffekt. Bei manchen Zulieferern fehlt das Personal für die neue Auftragslage.

Die Erhöhung der Produktion in den VW-Werken Wolfsburg (Tiguan, Golf) und Emden (Passat) wirkt sich positiv auf den Geschäftsverlauf des Sitzherstellers Brose Sitech aus. Allerdings gibt es ein Problem, das die gute Auftragslage trübt. Das wurde während der Betriebsversammlung am Standort Wolfsburg deutlich.

„Die Bezügeversorgung am Standort ist kritisch“

Jann Geiken, Wolfsburger Werkleiter, informierte die Belegschaft über die geplante Fahrweise im zweiten Halbjahr, die auch die Fertigungsneuanläufe für zwei Modelle einschließt. In Wolfsburg läuft in diesem Jahr der neue Tiguan von den Bändern. Während die Qualität der ausgelieferten Sitze weiter gut bleibe, sei jedoch die Bezügeversorgung am Standort kritischund stelle die Produktion vor größere Herausforderungen, so Geiken. Probleme gibt es offenbar beim Bezüge-Zulieferer Aunde in einem Werk in der Türkei. Eine offizielle Bestätigung gibt es dafür nicht.

Aunde hatte wegen der Coronafolgen Personal abgebaut

Das inzwischen global aufgestellte Unternehmen, 1899 als Achter & Ebels in Mönchengladbach, gegründet, spezialisierte sich bereits ab 1920 auf die Entwicklung und Produktion von Polsterstoffen und innovativen Textilien für die Automobilindustrie. Heute bietet Aunde seinen Kunden ein Komplettpaket vom individuellen Design, über die technische Konzeption bis hin zur Lieferung technischer Textilien und Polstermaterialien mit entsprechenden Zertifizierungen. Der Zulieferer kann alle Textilien sowohl als fertigen Bezug alsauch als textile Rollenware oder Zuschnittein seinen 46 Werken in 21 Ländern produzieren. Eine Entwicklungsabteilung ist in Ochsendorf im Landkreis Helmstedt beheimatet. Durch die Eintrübung der Produktion bei Volkswagen und anderen Automobilherstellern während der Coroanjahre hatte auch Aunde seinen Personalstand angepasst. Jetzt, wo Unternehmen wie VW wieder viele Extraschichten fahren, kann der Zulieferer nicht mehr so viel und so schnell liefern, wie es derzeit geboten wäre. Aunde rekrutiert deshalb derzeit Personal, um den Lieferverpflichtungen in vollem Umfang nachkommen zu können. Eine Lösung muss schnell gefunden werden, weil ansonsten auch Beeinträchtigungen der Produktion im VW-Werk drohen könnten.

Die neue Geschäftsführung stellte sich vor

Auf der Betriebsversammlung hatten die beiden neuen Geschäftsführer der Brose Sitech GmbH die Chance, sich der Belegschaft erstmals persönlich vorzustellen. Thorsten Esser ist seit wenigen Monaten als Technischer Geschäftsführer der Brose Sitech GmbH im Amt. Seit Beginn des Monats verstärkt außerdem Jochen Rahmfeld das Unternehmen als kaufmännischer Geschäftsführer. Auch 2023 liege der Fokus auf der Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen StandorteWolfsburg und Emden sowie der gesamten Unternehmensgruppe. Insbesondere die höheren Volumenzahlen der Modelle Tiguan, Golf und Passat und eine durchgängig sehr gute Lieferqualität im Werk Wolfsburg hätten das operative Ergebnis im ersten Halbjahr zurück auf ein positives Niveau geführt, so Esser.

Das zweite Halbjahr wird herausfordernd

Jochen Rahmfeld ergänzte laut Pressemitteilung: „Die Herausforderung besteht für uns jetzt darin, auch die zweite Hälfte des Jahres stabil zu gestalten. Dafür sind verschiedene Maßnahmen im Rahmen des Ergebnissicherungsprogramms angesetzt. Gleichermaßen wichtig für den Erfolg am Standort sind auch weiterhin das Engagement und die Unterstützung aller Beschäftigten.“ Im Rahmen der andauernden Transformation des Anfang 2022 an den Start gegangenen Joint Ventures stehen weitere große Veränderungen bevor: Bis Anfang August soll in Wolfsburg der Wechsel zum neuen System SAP S/4HANA vollzogen werden, später dann an weiteren Standorten der Unternehmensgruppe. Dadurch würden in Zukunft interne Schnittstellen und komplexe Systemstrukturen reduziert.

Betriebsrat: Wir sind bereit, neue Aufgaben und Produkte zu übernehmen

Wissam Harb, Betriebsratsvorsitzender des Betriebsrats der Brose Sitech GmbH, sprach über die zukünftige Ausrichtung des Standorts: „Die Konzernverantwortlichen bei VW sind sich einig, dass Wolfsburg die Mobilitätsstadt sein wird. Mit unserer jungen, motivierten und gut qualifizierten Mannschaft ist unser Ziel und unser Anspruch, ein Teil dieses Projektes zu sein und dabei eine wichtige Rolle zu spielen. Daher treiben wir das Thema Strategie 2030 voran – wir sind bereit, neue und weitere Aufgaben sowie Produkte für VW zu übernehmen und unseren Beitrag zum Erfolg beider Mütter beizutragen.“

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