Rom. Der Gesundheitszustand des emeritierten deutschen Papstes Benedikt XVI. ist laut Berichten mehrerer Medien weiter ernst, aber stabil.

  • Der Gesundheitszustand des emeritierten Papsts Benedikt XVI. hat sich in den vergangenen Wochen deutlich verschlechtert
  • Der amtierende Papst Franziskus bat Gläubige um ein "besonderes Gebet" für seinen Vorgänger
  • Inzwischen heißt es, der Zustand des emeritierten Papstes sei stabil

Katholiken weltweit beten für Benedikt XVI., dessen Gesundheitszustand sich zuletzt stark verschlechtert hat. "Ich möchte Sie alle um ein besonderes Gebet für den emeritierten Papst Benedikt bitten, der in der Stille die Kirche unterstützt", sagte Papst Franziskus am Mittwoch am Ende der Generalaudienz vor den in der Audienzhalle "Nervi" versammelten Pilgern "Denkt an ihn, er ist sehr krank, und bittet den Herrn, ihn zu trösten und ihn in diesem Zeugnis der Liebe zur Kirche bis zum Ende zu unterstützen."

Gegen Mittwochabend verschlechterte sich der Zustand Benedikts XVI. offenbar weiter. Wie die Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf Kreise des Heiligen Stuhls meldete, ließen die lebenswichtigen Körperfunktionen des 95-Jährigen nach, "einschließlich des Herzens". "Seine Situation hat sich seit gestern nicht verändert", zitierte die Nachrichtenagentur Ansa am Donnerstag eine Quelle mit Kontakt zum Umfeld Benedikts. Sein gesundheitlicher Zustand werde kontinuierlich von Ärzten überwacht. Der Vatikan äußerte sich auf Anfrage dazu nicht.

Am Freitag berichtete Ansa dann, dass sich der emeritierte Papst in einem stabilen Zustand befinde. Die in der Regel gut informierte römisch-katholische Tageszeitung "La Croix" aus Frankreich berichtete am Freitag unter Verweis auf mehrere Quellen, dass Benedikt wegen Nierenproblemen behandelt worden sei. Auch Ansa hatte von einem möglichen Nierenversagen berichtet.

Keine Verlegung von Papst Benedikts XVI. in Krankenhaus geplant

Aus Vatikan-Kreisen hieß es am Mittwoch, der Zustand Benedikts habe sich „etwa drei Tage“ zuvor verschlechtert. Es sei keine Krankenhauseinweisung geplant. Seine Residenz im früheren Kloster Mater Ecclesiae in den Vatikanischen Gärten verfüge über die notwendige medizinische Ausrüstung.

Im Anschluss an die Generalaudienz am Mittwoch begab sich Papst Franziskus zum Kloster Mater Ecclesiae, um Benedikt XVI. zu besuchen. "Wir schließen uns ihm im Gebet für den emeritierten Papst an", sagte Papst-Sprecher Matteo Bruni zu Journalisten.

Der emeritierte Papst Benedikt XVI.
Der emeritierte Papst Benedikt XVI.

Auch der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hat sich dem Aufruf von Papst Franziskus zu Gebeten für den erkrankten emeritierten Papst Benedikt XVI. angeschlossen. Woelki bitte darum, „sein Gebetsanliegen“ für den 95-Jährigen „in persönlichen Gebeten und in allen Gottesdiensten aufzugreifen“, teilte das Kölner Erzbistum am Mittwoch mit.

Benedikt soll geistig fit sein

Papst Franziskus hatte Benedikt erst vor Kurzem besucht. "Ich besuche ihn oft und bin von seinem klaren Blick erbaut. Er lebt in Kontemplation. (...) Er hat einen guten Sinn für Humor, er ist klar, sehr lebendig, er spricht leise, aber er folgt dem Gespräch. Ich bewundere seine Klarheit. Er ist ein großer Mann", erklärte Franziskus in einem Interview mit der spanischen Tageszeitung "ABC" am 18. Dezember.

Kardinal Gerhard Ludwig Müller hatte Benedikt am Montag als immer noch geistig fit bezeichnet. "Ich meine, dass es ihm trotz der Gebrechen des Alters von nunmehr 95 Jahren gut geht. Er ist bei wachem Verstand und geistig bereit, jederzeit vor seinen göttlichen Richter zu treten", sagte Müller. Damit sei Benedikt ein Beispiel frohen Gottvertrauens, das er jedem Menschen wünsche.

Joseph Ratzinger 2005 zu Papst Benedikt XVI. gewählt

Der frühere Kardinal Joseph Ratzinger war 2005 zum Papst gewählt worden – der erste Deutsche an der Spitze des Vatikans seit Tausend Jahren. Zuvor war er 25 Jahre lang einflussreicher Chef der Glaubenskongregration, der wichtigsten Behörde des Kirchenstaates mit dem Schwerpunkt Glaubenslehre. Er galt in dieser Funktion als kompromissloser Vertreter des konservativen Flügels im Vatikan. So disziplinierte er Anhänger der Befreiungstheologie in Lateinamerika und erwarb sich dadurch den Ruf als "Gottes Rottweiler".

Der frühere Erzbischof von München und Freising kam 2022 durch einen deutschen Medienbericht unter Druck, in vier Fällen von Kindesmissbrauch durch Kirchenangehörige zwischen 1977 und 1982 keine angemessenen Maßnahmen ergriffen zu haben. In einem emotionalem, persönlich gehaltenen Brief erklärte er daraufhin, Fehler seien gemacht worden und er bitte um Vergebung.

Papst Franziskus (l.) und der emeritierte Papst Benedikt XVI im Jahr 2018.
Papst Franziskus (l.) und der emeritierte Papst Benedikt XVI im Jahr 2018. © Vatican Media/dpa

Vorwürfe gegen Benedikt wegen Umgang mit pädophilem Priester

Selten veröffentlichte Fotos zeigten ihn zusehends gebrechlich. Im April erklärte sein langjähriger Privatsekretär Georg Gänswein, Benedikt sei "zwar physisch natürlich relativ schwach und gebrechlich, aber ganz klar im Kopf" und "guter Dinge".

Zuletzt überschatteten noch einmal Vorwürfe das Wirken des früheren Papstes: Ein in München vorgestelltes Gutachten zum sexuellen Missbrauch bezichtigte Benedikt schwerer Fehler im Umgang mit einem pädophilen Priester in seiner Zeit als Münchner Erzbischof.