Rom. Der deutsche Papst Benedikt XVI. ist tot. Doch was passiert im Vatikan, wenn ein emeritierter Papst stirbt? So geht es jetzt weiter.

Papst Benedikt XVI. ist tot. Bereits am vergangenen Mittwoch hatte Papst Franziskus am Ende der Generalaudienz darum gebeten, für seinen Vorgänger zu beten. "Er ist sehr krank", kommentierte er dessen Gesundheit. Nun ist der 95-Jährige gestorben. Wir erklären, was in den kommenden Tagen im Vatikan passieren wird.

Emeritierter Papst Benedikt XVI. am Samstag gestorben

Am Samstag, 31. Dezember, gab der Vatikan offiziell bekannt, dass der emeritierte Papst gestorben ist. Bereits in den vorausgegangenen Tagen hatte es immer wieder Meldungen über den ernsten Gesundheitszustand des Deutschen gegeben. So war über Nierenprobleme berichtet worden.

Benedikt XVI.: Im Dienste Gottes – sein Leben in Bildern

Ein Klassenfoto der dritten Klasse der Volksschule von Aschau am Inn, in der auch der heutige Papst Benedikt XVI. unterrichtet wurde (Foto aus dem Jahr 1935). Der damals achtjährige Joseph Ratzinger steht oben in der Mitte des Bildes.
Ein Klassenfoto der dritten Klasse der Volksschule von Aschau am Inn, in der auch der heutige Papst Benedikt XVI. unterrichtet wurde (Foto aus dem Jahr 1935). Der damals achtjährige Joseph Ratzinger steht oben in der Mitte des Bildes. © picture-alliance/dpa
Kardinal Michael Faulhaber (oben) legt am 29.06.1951 Joseph Ratzinger im Freisinger Mariendom die Hände auf. Der spätere Papst Benedikt XVI. wurde an jenem Tag gemeinsam mit seinem älteren Bruder Georg zum Priester geweiht.
Kardinal Michael Faulhaber (oben) legt am 29.06.1951 Joseph Ratzinger im Freisinger Mariendom die Hände auf. Der spätere Papst Benedikt XVI. wurde an jenem Tag gemeinsam mit seinem älteren Bruder Georg zum Priester geweiht. © picture alliance/dpa
Der damalige Priester Joseph Ratzinger hält 1952 eine Bergmesse in Ruhpolding.
Der damalige Priester Joseph Ratzinger hält 1952 eine Bergmesse in Ruhpolding. © Privat/dpa
Die Karriere des jungen Theologen Ratzinger beginnt auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) als Berater von Kardinal Joseph Frings. Von 1966-77 war Joseph Ratzinger Theologie-Professor in Tübingen.
Die Karriere des jungen Theologen Ratzinger beginnt auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) als Berater von Kardinal Joseph Frings. Von 1966-77 war Joseph Ratzinger Theologie-Professor in Tübingen. © picture alliance / dpa
Joseph Ratzinger, neuer Erzbischof von München und Freising, trägt während der Fronleichnamsprozession am 09.06.1977 in der Münchner Innenstadt die Monstranz.
Joseph Ratzinger, neuer Erzbischof von München und Freising, trägt während der Fronleichnamsprozession am 09.06.1977 in der Münchner Innenstadt die Monstranz. © Hartmut Reeh/dpa/picture alliance
In seiner Zeit als Erzbischof von München und Freising trägt Ratzinger in einem Missbrauchsfall der Kirche eine folgenschwere Entscheidung mit. Ein vorbelasteter katholischer Priester wurde 1980 nach Bayern versetzt und wieder in eine Gemeinde geschickt. Dort verging er sich erneut an Jugendlichen, 1986 wurde er verurteilt. Ratzinger hat dem Umzug des Mannes von Essen nach München zugestimmt, jedoch nicht dem Einsatz in einer Gemeinde.
In seiner Zeit als Erzbischof von München und Freising trägt Ratzinger in einem Missbrauchsfall der Kirche eine folgenschwere Entscheidung mit. Ein vorbelasteter katholischer Priester wurde 1980 nach Bayern versetzt und wieder in eine Gemeinde geschickt. Dort verging er sich erneut an Jugendlichen, 1986 wurde er verurteilt. Ratzinger hat dem Umzug des Mannes von Essen nach München zugestimmt, jedoch nicht dem Einsatz in einer Gemeinde. © AP Photo/Dieter Endlicher
Der frisch eingeweihte Papst Johannes Paul II. legt seinem Kardinal Joseph Ratzinger am 22. Oktober 1978 die Hand auf. Die Kardinäle schwörten dem neuen Kirchenoberhaupt an diesem Tag ihren Gehorsam.
Der frisch eingeweihte Papst Johannes Paul II. legt seinem Kardinal Joseph Ratzinger am 22. Oktober 1978 die Hand auf. Die Kardinäle schwörten dem neuen Kirchenoberhaupt an diesem Tag ihren Gehorsam. © picture alliance / AP
Kardinal Joseph Ratzinger in seiner Unterkunft im Vatikan, im November 1985. Unter Papst Johannes Paul II. steigt er in Rom in höchste kirchliche Ämter auf.
Kardinal Joseph Ratzinger in seiner Unterkunft im Vatikan, im November 1985. Unter Papst Johannes Paul II. steigt er in Rom in höchste kirchliche Ämter auf. © Gianni GIANSANTI/Gamma-Rapho via Getty Images
Papst Johannes Paul II. unterzeichnet neues Kirchenrecht im Vatikan, am 25. Januar 1985. Es wird verfügen, dass Abtreibungen  sofort mit Exkommunikation bestraft wird. Neben ihm stehen Kardinal Ratzinger und sein Kollege, der venezolanische Erzbischof Jose Castillo Lara.
Papst Johannes Paul II. unterzeichnet neues Kirchenrecht im Vatikan, am 25. Januar 1985. Es wird verfügen, dass Abtreibungen sofort mit Exkommunikation bestraft wird. Neben ihm stehen Kardinal Ratzinger und sein Kollege, der venezolanische Erzbischof Jose Castillo Lara. © Bettmann/Getty Images
Der Kardinal in seinem Arbeitzimmer: Der Theologe Ratzinger hat unzählige Bücher über den Glauben verfasst, seine Werke gehören zur Standardliteratur in Priesterseminaren.
Der Kardinal in seinem Arbeitzimmer: Der Theologe Ratzinger hat unzählige Bücher über den Glauben verfasst, seine Werke gehören zur Standardliteratur in Priesterseminaren. © Gianni GIANSANTI/Gamma-Rapho via Getty Images
Es ist der Höhepunkt seines Lebens: Am 19. April 2005 wird aus dem Kardinal Joseph Ratzinger der neue Papst Benedikt XVI.
Es ist der Höhepunkt seines Lebens: Am 19. April 2005 wird aus dem Kardinal Joseph Ratzinger der neue Papst Benedikt XVI. © Eric VANDEVILLE/Gamma-Rapho via Getty Images
Acht Jahre lang steht er an der Spitze der römisch-katholischen Kirche. Ein Menschenfischer war er nie, eher ein Professor-Papst, der ein enormes theologisches Schriftwerk hinterlässt. Das Bild zeigt ihn im Juli 2007, dem Jahr seines 90. Geburtstags.
Acht Jahre lang steht er an der Spitze der römisch-katholischen Kirche. Ein Menschenfischer war er nie, eher ein Professor-Papst, der ein enormes theologisches Schriftwerk hinterlässt. Das Bild zeigt ihn im Juli 2007, dem Jahr seines 90. Geburtstags. © picture alliance / Stefano Spaziani
Mit nur einem Satz reformierte Benedikt XVI. das Papstum. Er erklärt am 11. Februar 2013
Mit nur einem Satz reformierte Benedikt XVI. das Papstum. Er erklärt am 11. Februar 2013 "mit voller Freiheit auf das Amt des Bischofs von Rom, Nachfolger Petri zu verzichten" und geht damit als der erste Papst, der von seinem Amt zurücktritt, in die Geschichte ein. © picture alliance / ROPI
Sein Nachfolger wurde der Argentinier Jorge Mario Bergoglio, der den Namen Franziskus annahm. Seit Jahrhunderten ist das Kirchenoberhaupt damit erstmals wieder Mensch von außerhalb Europas.
Sein Nachfolger wurde der Argentinier Jorge Mario Bergoglio, der den Namen Franziskus annahm. Seit Jahrhunderten ist das Kirchenoberhaupt damit erstmals wieder Mensch von außerhalb Europas. © Vatican Media/dpa
Mehrere Jahre lebte der emeritierte Papst noch im Vatikan, größtenteils zurückgezogen. Am 31. Dezember 2022 starb  Benedikt XVI. im Alter von 95 Jahren.
Mehrere Jahre lebte der emeritierte Papst noch im Vatikan, größtenteils zurückgezogen. Am 31. Dezember 2022 starb Benedikt XVI. im Alter von 95 Jahren. © Sven Hoppe/dpa | Sven Hoppe/dpa
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Wann wird Benedikt beigesetzt?

In der kirchlichen Ordnung sind mögliche Rituale und Prozeduren beim Tod eines emeritierten Papstes nicht konkret geregelt.

Wie der Vatikan mitteilte, soll der Leichnam Benedikts ab dem Morgen des 2. Januars in der Petersbasilika aufgebahrt werden, damit die Gläubigen von ihm Abschied nehmen können. Die Petersbasilika ist am Montag von 9.00 bis 19.00 Uhr und am Dienstag und Mittwoch jeweils von 7.00 bis 19.00 Uhr für Besucher geöffnet.

Die Totenmesse soll am 5. Januar ab 9.30 Uhr auf dem Petersplatz in Rom gehalten werden. Papst Franziskus wird die Zeremonie leiten. Es ist das erste Mal in der 2000-jährigen Geschichte der katholischen Kirche, dass ein amtierender Papst die Totenmesse für einen seiner Vorgänger zelebriert. Im Anschluss an die Messe werde Benedikt in der Krypta unterhalb des Petersdoms beigesetzt – wie es sein Wunsch war.

Wie die italienische Nachrichtenagentur Adnkronos berichtete, hatte Benedikt schon 2020 angegeben, dass er in der Krypta des Petersdom beigesetzt werden will. Als genauen Platz wählte er die erste Grabstelle von Johannes Paul II. in der Papstgruft; dort lag der beliebte Pole, bis die sterblichen Überreste nach seiner Seligsprechung 2011 in eine Kapelle im rechten Seitenschiff der Peters-Basilika gebracht wurden.

Wer wird zu Benedikts Beerdigung anreisen?

Unklar ist bislang, welche politischen Würdenträger zu der Beerdigung von Benedikt anreisen – auch aus Deutschland. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat angekündigt, an der Beerdigung teilnehmen zu wollen. Der emeritierte Papst war zwar als Pontifex das Oberhaupt des Kirchenstaates, durch die jüngsten Entwicklungen rund um jahrzehntelange Missbrauchsskandale legte sich aber ein Schatten über das Leben und Wirken des früheren Papstes. Dies könnte manchen Politiker veranlassen, nicht nach Rom zu reisen.

Eingeladen zur Totenmesse hat der Vatikan nur zwei offizielle Delegationen anderer Länder, nämlich aus Benedikts Heimat Deutschland und aus Italien.

Grund für seinen Rücktritt war auch angeschlagene Gesundheit

Papst Benedikt hatte 2013 sein Amt als Pontifex freiwillig niedergelegt. Dies war seit 700 Jahren nicht mehr passiert. Überhaupt war Benedikt nach Coelestin V. erst der zweite Papst der katholischen Geschichte, der aus freien Stücken zurücktrat. Als Grund nannte er sein fortgeschrittenes Alter und seine angeschlagene Gesundheit.(bef/dpa/afp)