Wolfsburg. Bundesliga-Platz 2 zu sichern, ist das Ziel: Die Fußballerinnen des VfL Wolfsburg gastieren am Sonntag beim MSV Duisburg.

Die Fußballerinnen des VfL Wolfsburg haben vor allem ein Ziel für das Auswärtsspiel am Sonntag (18.30 Uhr, live bei Dazn und MagentaSport) beim MSV Duisburg: Sie wollen mit einem Sieg Platz 2 nahezu klar machen, der ihnen nach der verpassten Meisterschaft zu Beginn der kommenden Saison immerhin eine Quali-Runde auf dem Weg in die Gruppenphase der Champions League erspart. Gleichzeitig würde dieser Favoritenerfolg den Abstieg des MSV besiegeln. Mit VfL-Anführerin Alexandra Popp meldet sich jetzt eine Ex-Duisburgerin - sie wechselte 2012 von MSV-Vorgänger FCR an den Mittellandkanal - fit. Die Co-Kapitänin des Klubs gehört laut Coach Tommy Stroot auf jeden Fall zum Kader.

MSV-Coach: Zukunft des Frauenfußballs in Duisburg ist mehr als fraglich

Popp erlebte damals noch die erfolgreichsten Duisburger Zeiten mit, sie gewann mit dem Team den DFB-Pokal 2009 und den Uefa Women‘s-Cup, den Vorgänger der heutigen Champions League. Jetzt könnte sie (fünf Tore und acht Assists in 15 Saisonspielen) dafür sorgen, dass auch die theoretische Chance dahin ist. Die Zukunft des MSV muss düster aussehen, wenn selbst Coach Thomas Gerstner (spielte 1993/94 für den VfL in der 2. Liga) gegenüber „Reviersport“ sagt: „Es ist traurig, dass man nicht weiß, wie es weitergeht. Die Zukunft des Frauenfußballs in Duisburg ist mehr als fraglich.“ Der Abstieg wird gegen den VfL mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit besiegelt. Die Frage am Niederrhein ist aktuell, ob der MSV für die 2. Liga melden wird oder aus finanziellen Gründen - die MSV-Männer kämpfen in der 3. Liga um den Klassenerhalt - sogar noch tiefer geht.

Svenja Huth (rechts) und der VfL Wolfsburg hatten das Hinspiel gegen den MSV Duisburg mit 2:0 gewonnen.
Svenja Huth (rechts) und der VfL Wolfsburg hatten das Hinspiel gegen den MSV Duisburg mit 2:0 gewonnen. © regios24 | Darius Simka

Mit Spekulationen in diese Richtung hält sich VfL-Coach Tommy Stroot nicht auf. Genauso wenig mit der Tatsache, dass ein VfL-Sieg das Schlusslicht aus der Bundesliga schießt. „Wir versuchen, das Spiel aus der Favoritenrolle heraus zu gewinnen. Unser Ziel ist klar: Wir wollen weiter Platz 2 sichern. Mit einem Sieg in Duisburg hätten wir das gut vorbereitet.“ Funfact: Platz 3, der überhaupt für die Königsklassen-Quali berechtigt, hätten die Grün-Weißen sicher. Der Vierte Frankfurt könnte den Elf-Punkte-Rückstand in drei Partien schließlich nicht mehr einholen.

Küver, Hegering, Jonsdottir: Liga-Pause könnte verletztem VfL-Trio helfen

Sieben Punkte beträgt der VfL-Vorsprung auf die TSG Hoffenheim auf Rang 3 bei noch vier ausstehenden Partien, auch da dürfte mit einem Erfolg am Niederrhein nichts mehr anbrennen. In der Woche nach Duisburg pausiert die Liga, und im Anschluss wartet eine „Köln-Woche“ auf die Wölfinnen: Erst das Liga-Heimspiel gegen den 1. FC (Freitag, 3. Mai, 18.30 Uhr), dann am 9. Mai (16 Uhr) in Köln das DFB-Pokalfinale gegen den FC Bayern München.

Für Stroot zählt mit Blick auf die große Titelchance im DFB-Pokal - Wolfsburg kann den Cup zum zehnten Mal in Serie gewinnen - noch etwas anderes. Er hat eine Vielzahl an verletzten Spielerinnen: Camilla Küver, Marina Hegering und Sveindis Jonsdottir fallen jetzt sicher aus. Dem Trio könnte die Pause nach Duisburg helfen, um mit Blick auf das Pokalfinale fit zu werden.

Kurzfristige Entscheidung, ob es auch für Lena Lattwein reicht

Schon am Sonntag soll Popp zurückkehren, sie fährt auf jeden Fall mit, so Stroot. Sie war am Mittwoch komplett ins Training eingestiegen. Ob sie als Joker im Laufe der Partie kommt oder von Beginn an spielt, das ließ ihr Trainer noch offen. Ob es auch für Lena Lattwein schon reicht, werde sich erst kurzfristig zeigen. „Da warten wir das Abschlusstraining ab“, so Wolfsburgs Trainer, der mit Blick auf alle Rekonvaleszentinnen zusammenfasst: „Es ist entscheidend, diese Spielerinnen schnell wieder in unsere Abläufe zu bekommen“, betont der Coach, der zu diesem späten Zeitpunkt der Saison ohnehin nichts Neues ausprobieren will: „Das spielt eine relativ geringe Rolle.“

Durchspielen würden weder Popp noch Lattwein. Wie genau ihre Rolle am Sonntag aussehen wird, ist noch offen. Stroot muss auch Lena Oberdorf im defensiven Mittelfeld ersetzen, sie hat beim 4:1 in Freiburg ihre fünfte Gelbe Karte gesehen. Lattwein könnte diese Rolle übernehmen, wenn es reichen sollte. Genauso könnte Chantal Hagel Oberdorf ersetzen oder Kristin Demann oder Rechtsverteidigerin Lynn Wilms. Die beiden Letztgenannten haben allerdings nicht die komplette Trainingswoche mit dem Team absolvieren können.

Zum Stolperstein darf Duisburg nicht werden. Der MSV hat in 18 Saisonspielen keinen Sieg einfahren können, kommt auf vier Unentschieden. Aber häufig war die Gerstner-Elf auch dran, in der Liga mühten sich in diesem Jahr bereits Hoffenheim (2:0) und Frankfurt (2:1) zu knappen Erfolgen. Die Wölfinnen hatten im Hinspiel im November einen 2:0-Arbeitssieg gefeiert. Und auch Stroot findet: „Sie haben in vielen Phasen einen klaren Plan und auch immer eine gewisse Zweikampfstärke.“ Und doch wäre alles andere als ein klarer VfL-Sieg, der dem Klub Platz 2 fast schon sichert, eine große Überraschung.