Wolfsburg. Warum Trainer Stroot trotz offensiver Mängel gegen das Schlusslicht mit den Bundesliga-Fußballerinnen des VfL Wolfsburg zufrieden ist.

Den mühevollen und viel zu niedrig ausgefallenen 2:0 (2:0)-Heimsieg des VfL Wolfsburg über das harmlose Schlusslicht MSV Duisburg kann man auch aus einem anderen Blickwinkel betrachten. Defensiv lieferten die grün-weißen Bundesliga-Fußballerinnen eine nahezu perfekte Partie ab. Diese Stabilität ist es, die Trainer Tommy Stroot nach den in dieser Saison bereits erlittenen Rückschlägen Hoffnung für die anstehenden Aufgaben macht.

Die Offensive indes erfüllte die Erwartungen noch lange nicht. Nur Fenna Kalma (7. Minute) auf Zuspiel von Ewa Pajor und Zweitgenannte per Kopf nach einer Ecke von Nuria Rabano (40.) trafen für den hoch überlegenen Favoriten. Und zwar schon in der ersten Hälfte, in der der VfL brutal effizient seine einzigen beiden Großchancen ausnutzte. Nach dem Seitenwechsel hingegen schraubten die Wölfinnen das Torschussverhältnis zwar auf am Ende insgesamt 22:2 (die beiden Duisburger Abschlüsse schafften es mit viel Wohlwollen in die Statistik) hoch, aber es fehlten Präzision und Kaltschnäuzigkeit bei der durch das Verpassen der Champions-League-Gruppenphase vielleicht immer noch etwas verunsicherten Mannschaft.

Stroot hat Erklärung für fehlende Torgefahr

Es war eine undankbare Aufgabe gegen einen limitierten und zudem auch noch personell arg dezimierten Gegner. MSV-Trainer Thomas Gerstner, 1993/94 Profi beim damaligen Zweitligisten VfL Wolfsburg, ließ Beton anrühren. Fünfer-Abwehrkette, davor vier Mittelfeldspielerinnen und nur eine, zumeist auch noch weit zurückgezogene Spitze – die Räume waren eng im und um den Gäste-Strafraum herum. Gegen eine solche Mauertaktik hilft am besten ein frühes Tor. „Das haben wir, wie erhofft, auch geschossen. In der Phase danach haben wir aber zu wenige Verlagerungen gespielt, sondern sind zu sehr auf der Suche nach direkten Lösungen gewesen“, sagt Stroot nach Spielschluss in seiner Analyse. Folge: „Das hat dazu geführt, dass wir nicht die klaren Torchancen herausgespielt haben.“

In der Pause nahm der VfL-Coach eine wichtige Umstellung vor und brachte Vivien Endemann für die leicht angeschlagene Lynn Wilms (Schlag aufs Sprunggelenk) hinten rechts. Zusammen mit Jule Brand bildete Endemann fortan ein wirkungsvolles Duo auf dieser Außenbahn. „In der zweiten Halbzeit haben wir klarer über die Flügel gespielt, gute Momente gefunden und daraus Chancen erspielt.“ Einziges Manko: „Verwunderlich, dass wir uns in der Phase nicht mit dem dritten Tor belohnen.“ Chancen gab es en masse. Immerhin: Dank der souveränen Defensivarbeit und der an den Tag gelegten Dominanz (74:26 Prozent Ballbesitz) geriet der Sieg nie in Gefahr.

Agrez foult und scheidet selbst verletzt aus

Stroot konnte es sich leisten, angeschlagene oder zuletzt sehr geforderte Stammspielerinnen zu schonen. Alexandra Popp (Nackenbeschwerden), die sich beim 4:0 gegen Freiburg früh verletzt hatte, ruhte sich 90 Minuten auf der Bank und bei leichten Aufwärmübungen hinterm eigenen Tor aus. Innenverteidigerin Kathrin Hendrich durfte nach 45 Minuten in der Kabine bleiben. Die für sie eingewechselte Sara Agrez verletzte sich jedoch nach nicht einmal 20 Minuten Spielzeit bei einem von ihr begangenen Foul (Schlag auf den Oberschenkel) und schied aus. Ob sie fürs DFB-Pokal-Achtelfinale am Freitag (18 Uhr, AOK-Stadion) gegen Werder Bremen fit wird, ist fraglich.

Auch wenn das Spiel gegen Duisburg die 2677 Zuschauer nur mäßig erwärmte an einem nasskalten November-Tag, so erlebten die Fans zumindest noch ein Kuriosum zum Schmunzeln. Nach der Pause stand eine VfL-Spielerin im Trikot mit der Nummer 6 von Dominique Janssen auf dem Platz, aber es war nicht die Niederländerin, sondern Lena Lattwein. Was war passiert? „Wie immer in der Halbzeit habe ich mein Trikot gewechselt“, berichtet Lattwein und grinst. „,Do‘ sitzt in der Kabine neben mir, und ich habe das falsche Trikot gegriffen.“ Die Schiedsrichterin habe sie dann auf den Fauxpas hingewiesen und zum Trikotwechseln an den Spielfeldrand geschickt. „,Ach du Scheiße!‘, dachte ich da.“ Die echte Janssen kam später auch noch zum Einsatz und feierte ihr Comeback nach überstandener muskulärer Verletzung im Beckenbereich. Auch das ist eine gute Nachricht, wenn man das Positive sehen will.