Wolfsburg. Der Trainer des VfL Wolfsburg will am Samstag im Kellerduell gegen Bochum vor allem auf Spieler setzen, die „dagegenhalten können“.

Viel Zeit, um zu reflektieren, was um ihn herum gerade beim VfL Wolfsburg passiert, hat Ralph Hasenhüttl eigentlich nicht. „So schnell wie hier momentan die Tage vergehen, das hatte ich schon lange nicht mehr“, sagt der Trainer der Wölfe, der diesen Job erst vor ein paar Wochen übernommen hat. „Du hast wirklich keine Sekunde Zeit, dir darüber Gedanken zu machen. Der Fokus liegt klar auf dem Tagesgeschäft“, meint er zur Gesamtsituation bei den Grün-Weißen.

Die war schon dramatisch, als Hasenhüttl vor dem Spiel bei Werder Bremen Niko Kovac auf der Trainerbank des VfL beerbte. Doch obwohl der Auftakt mit einem 2:0 an der Weser glückte, hat sich die Lage seitdem eher zugespitzt. Die zwei folgenden Spiele gegen Gladbach und Leipzig gingen verloren, die Abstiegsplätze sind nähergekommen, dazu gab es noch die sofortige Trennung von Sport-Geschäftsführer Marcel Schäfer. Und nun wartet mit dem Heimspiel am Samstag (15.30 Uhr) gegen den VfL Bochum ein echtes Kellerduell auf Hasenhüttl und seine Mannschaft.

Hasenhüttl war bewusst, worauf er sich einließ

Trotzdem strahlt der Coach Zuversicht aus. Die Frage, ob er sich wundere, in welchen angeschlagenen Klub er da hineingeraten ist, beantwortet er mit einem klaren Nein. „Mir war schon bewusst, in welcher Situation sich der Verein befindet“, sagt Hasenhüttl. Er hat sich auf den Abstiegskampf mit dem VfL bewusst eingelassen, und er geht auch davon aus, dass seine Spieler die schwierige Situation ebenfalls annehmen. Ich habe die Überzeugung, dass diese Mannschaft super mitzieht“, sagt er.

Dennoch schaut der Coach im Moment genau hin. Nicht nur, weil er seine Spieler noch nicht so lange kennt, sondern auch, weil er genau weiß, wie sehr es darauf ankommt, die richtige Elf für Spiele wie nun gegen Bochum zu finden. „Wir müssen schon in einem Heimspiel schauen, wie viel Offensivpower wir auf den Platz bekommen. Da habe ich ein paar Spieler, die im Training unter der Woche zeigen, dass sie in der Lage sind, Tore zu machen. Natürlich ist es auch wichtig, dass wir gegen einen unangenehmen Gegner taktisch diszipliniert sind. Diesen Spagat hinzubekommen, darauf kommt es am Wochenende an“, erklärt der Trainer.

Mentalität und Charakter schlagen im Abstiegskampf oft Talent

Dieser Spagat beinhaltet auch, dass im Saisonfinale, wenn es um die Frage Klassenerhalt oder Abstieg geht, besondere Tugenden gefragt sind. Mentalität, Charakter auch Nervenstärke schlagen in solchen Phasen oft technische Fähigkeiten und Talent. „Es wird in einem Druckspiel entscheidend sein, die richtigen Entscheidungen zu treffen“, beschreibt Hasenhüttl die Herausforderung gegen Bochum. Daher kann seine Suche nach der richtigen Startelf erneut ein paar Überraschungen hervorbringen, obwohl der Coach zu bedenken gibt, dass einiges an Rotation der vergangenen Wochen auch Verletzungen und Sperren geschuldet war.

Hasenhüttl sah in den vergangenen Tagen im Training genau hin, wer beim VfL Abstiegskampf kann. „Es kristallisiert sich bereits unter der Woche heraus, wer dagegenhält. Wir hatten in der Woche Spielformen, wo man das schon gesehen hat. Wir wollten das provozieren, um zu sehen, wer bereit ist, dagegenzuhalten, weil das wird am Wochenende wichtig sein“ berichtet er, wie er mit seinem Team in vielen Übungen versuchte, die Bedingungen für ein umkämpftes Kellerduell zu simulieren.

Der Coach setzt auf die Wolfsburger Fans

Gleichzeitig setzt er im Heimspiel trotz der Enttäuschung in der Anhängerschaft auf große Rückendeckung von den VfL-Fans. „Das Umfeld weiß, was es geschlagen hat. Ich hoffe, dass wir auf eine Unterstützung von einem Publikum setzen können, das genau weiß, was wir in welchen Momenten brauchen“, sagt Hasenhüttl. Ein „richtiger Hexenkessel“, meint er, sei gegen den VfL Bochum nötig. Dazu müsse seine Mannschaft aber auch „einen guten Beitrag“ leisten.

Dafür braucht es bei aller Anspannung und Fokussierung manchmal auch eine gewisse Portion Lockerheit. Hasenhüttl gibt zu, dass auch ihm das bei seinem vollen Terminkalender im Moment schwerfällt. „Ein Klavier hab ich nicht hier, daher kann ich leider nicht spielen. Das würde mir abends auch mal ganz guttun“, sagt er zu den fehlenden Möglichkeiten, sich abzulenken. Gewisse Alternativen hat er aber schon gefunden. „Ich war Radfahren am Kanal, habe mir mal die Gegend angeguckt“, berichtet der Coach.

Sehr weit ist er am Mittellandkanal nicht gekommen. Schnell holten ihn wohl die Gedanken an seine schwierige Aufgabe beim VfL ein. Aber es muss ja nicht Hasenhüttls letzte Radtour in Wolfsburg gewesen sein. Ein kurzes Intermezzo hat hier jedenfalls nicht geplant. Nächste Saison soll es für ihn weitergehen – in der 1. Liga.

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