Leipzig/Wolfsburg. Der VfL Wolfsburg steckt nach dem 0:3 in Leipzig tief im Bundesliga-Abstiegskampf. Das Verhältnis von Klub und Fans ist angespannt.

Die ersten Worte, die Sportdirektor Sebastian Schindzielorz am Samstag nach der 0:3-Niederlage des VfL Wolfsburg bei RB Leipzig fand, richteten sich an die Wölfe-Fans. „Ein großes Dankeschön an die Zuschauer, die hier so zahlreich erschienen sind. Die Unterstützung war sehr gut, das werden wir in den nächsten Wochen brauchen“, erklärte Schindzielorz. Die letztlich klare und auch in der Höhe verdiente Schlappe bei dem Champions-League-Anwärter vor gut 45.000 Besuchern in der Leipziger Arena machte eines ganz deutlich: Es werden fünf ganz harte finale Spiele für das Team, das nur noch zwei Punkte vor dem Relegationsplatz liegt.

Der Abstiegskampf hat für Wolfsburg nicht erst in Leipzig begonnen, doch er ist nach der Niederlage greifbarer geworden. Denn auf einmal schmilzt der Vorsprung auf die unteren Plätze, allen voran auf die sich im Aufschwung befindlichen Mainzer. Um im Existenzkampf bestehen zu können, benötigt man alle Kräfte. Und da spielen die Fans angesichts von noch drei Heimspielen gegen Mannschaften von unten – Bochum, Darmstadt und Mainz – eine nicht geringe Rolle. Noch am Spieltag hatten sie morgens ein großes Banner vor der Volkswagen-Arena aufgehängt. „Den letzten Rest Hoffnung, Vertrauen und Identität verloren – radikaler Umbruch und Mitbestimmung jetzt!“ war darauf zu lesen.

Wolfsburgs Trainer Ralph Hasenhüttl wählt in Bezug auf Schäfer-Abgang barsche Worte

Das Plakat dürfte im Zusammenhang mit der Trennung von VfL-Sportgeschäftsführer Marcel Schäfer gestanden haben, den der Klub drei Tage vor der Partie freigestellt hatte, weil dieser den Verein über das Interesse eines anderen Klubs – nach Informationen unserer Zeitung RB Leipzig – informiert hatte. Der VfL entschloss sich zu einem sofortigen Schlussstrich, jagte Schäfer vom Hof, der fast 17 Jahre lang als Spieler und Verantwortlicher für den Verein tätig gewesen war. Zwar zeigte sich VfL-Coach Ralph Hasenhüttl vor der Partie in Leipzig überzeugt, dass es keinen Unterschied mache, ob Schäfer auf der Tribüne sitze oder nicht. Und auch hinterher bei der Pressekonferenz wählte er recht barsche Worte. „Marcel war schon Mitte der Woche für uns kein großes Thema mehr“, sagte er sicher auch, um seinen Spielern kein Alibi zu verschaffen.

Dieses Banner hing am Wochenende vor der Volkswagen-Arena.
Dieses Banner hing am Wochenende vor der Volkswagen-Arena. © Twitter | Twitter

Doch wahrscheinlich war es anders. Am Ende siegte zwar die Mannschaft mit der größeren sportlichen Qualität, die früh in Führung gegangen war. Die einen Ballverlust von VfL-Kapitän Maximilian Arnold Mitte der zweiten Hälfte für das vorentscheidende 2:0 genutzt hatte. Und die am Ende mehr als nur den dritten Treffer hätte nachlegen können. Doch klar ist auch, dass die turbulenten Tage gewiss nicht spurlos an den VfL-Profis vorbeigegangen sind.

Baku und Gerhardt: Vorfälle beim VfL Wolfsburg so gut es geht ausblenden

„Es ist sicher keine Person, die ich erst seit gestern kenne, sondern seit vier Jahren. Ein super Typ“, sagte etwa Ridle Baku angesprochen auf den Abgang von Marcel Schäfer. Er habe ihm nach der offiziellen Verabschiedung nochmal eine Textnachricht geschrieben, so der Mittelfeldspieler. „Wir sind auch nur Menschen und kriegen das auch mit“, beschrieb der Profi die emotionale Belastung, um aber gleich hinterher zu schieben: „Man muss Profi genug sein und das ausblenden.“

Die Fans des VfL zeigten in Leipzig, dass sie die harte Realität erkannt haben. Die lautet: Abstiegskampf.
Die Fans des VfL zeigten in Leipzig, dass sie die harte Realität erkannt haben. Die lautet: Abstiegskampf. © regios24 | Darius Simka

Und Yannick Gerhardt, der mit Schäfer in seiner ersten Saison beim VfL sogar noch zusammenspielte, meinte: „Fußball ist ein verrücktes Geschäft. Du musst damit professionell umgehen. Wir müssen uns gegenseitig helfen und es so gut wie es geht an uns abprallen lassen.“ Knallhart gesagt müsse es komplett egal sein, ob Marcel Schäfer auf der Tribüne sitze oder nicht. Nun gelte es, sich wieder auf das Tagesgeschäft zu konzentrieren. Mit dem freigestellten 39-Jährigen sei er selbst komplett im Reinen, so Gerhardt. Das Verhältnis zu Schäfer sei super. „Ich weiß, dass er uns die Daumen drückt. Wir müssen – auch wenn‘s hart klingt – die positiven Dinge rausziehen.“

Wolfsburgs torgefährlichste Spieler sitzen in Leipzig zunächst auf der Bank

Die Frage bleibt, welche das sind. Fußballerisch waren zumindest die ersten 45 Minuten des VfL in Leipzig nicht die schlechtesten. Defensiv wirkte das Team weitgehend stabil und agierte gut organisiert aus einer kompakten Grundordnung heraus. Aus dem Pressing der Hausherren lösten sich die Gäste mehrfach gut raus, behielten die Ruhe am Ball. Doch in den entscheidenden Situationen unterliefen dem Team wieder einmal Fehler, die RB eiskalt nutzte. Und auch vorne bezahlte der VfL den Preis für seine defensive Kompaktheit. Mit Jonas Wind, Lovro Majer, Joakim Maehle und Mattias Svanberg ließ Hasenhüttl zunächst die Top 4-Spieler der internen Scorerliste auf der Bank.

Am kommenden Samstag dürfte und muss die Marschrichtung eine ganz andere sein. Gegen den VfL Bochum (Samstag, 15.30 Uhr, Volkswagen-Arena) zählen zu Hause nur die drei Punkte. Gegen Bochum gehe es um alles, meinte auch Baku. Und Gerhardt forderte: Es seien jetzt Charaktere gefragt. Die ganze angesammelte Unzufriedenheit müsse man auf den Sommer verschieben. Und auch Schindzielorz wurde vor der Begegnung gegen seinen Ex-Klub deutlich: „Der Existenzkampf ist da, absolut. Wenn man sich die Tabelle anschaut, dann ist die brandgefährlich.“

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