Wolfsburg. Mit Marcel Schäfer geht die Identifikationsfigur des Klubs. Bei allem Respekt werden ihm sicher nicht alle Fans den Abgang verzeihen, meint Daniel Mau.

Wenn ein Aufsichtsratsvorsitzender eines Fußball-Klubs über einen scheidenden Geschäftsführer sagt, dass die Tür für diesen weiter offen und dieser weiter ein Teil des Klubs sei, dann sagt das viel über die Beziehung dieses Funktionärs zum Verein aus. So war es bei Marcel Schäfer und dem VfL Wolfsburg, weshalb der Aufsichtsratsvorsitzende Frank Witter in seinen Abschiedsworten die Verbundenheit Schäfers zum VfL betonte, obwohl dieser ihm wenige Tage zuvor berichtet hatte, dass er eine neue Herausforderung sucht. Schäfer war das Gesicht des VfL Wolfsburg. Eines Klubs, der in anderen Fankreisen immer noch sehr stark um Akzeptanz kämpfen muss und deshalb Identifikationsfiguren braucht wie kaum an anderer.

So eine Identifikationsfigur war Marcel Schäfer. Und dieses Bild wollte Witter wohl bei aller Enttäuschung über dessen Wechselwunsch zu RB Leipzig nicht zerstören. Aber es ist sehr fraglich, ob das Erfolg hat. Gerade weil Schäfer die Herzen der VfL-Fans so sehr berührte, dürfte die Enttäuschung über seinen Abgang bei vielen von ihnen umso größer sein. Alle Erfolge, aller Einsatz und alle Arbeit für den Klub, alle Bekenntnisse zum VfL – sie zählen wahrscheinlich nicht mehr. Das ist zum einen bitter und schade. Irgendwie ist aber auch verständlich, dass Fans gerade ihm nicht verzeihen, dass er einem – ohne Frage attraktiven – Angebot von einem anderen Klub nicht standhaft geblieben ist. Es ist für sie ein weiterer Beleg, dass Romantik im Fußball nicht mehr zählt.

Für den VfL ist Schäfers Abgang ein Fiasko. Er verliert nicht nur mitten im Abstiegskampf den Geschäftsführer Sport und damit den Mann, der die wichtigen Entscheidungen im Klub trifft, sondern auch sein Herz. Das ist ein Schock, von dem sich die Wölfe nur schwer erholen werden und die Arbeit des neuen Trainers Ralph Hasenhüttl, den Schäfer erst vor drei Wochen als Nachfolger von Niko Kovac verpflichtet hat, sicherlich nicht einfacher macht. Im Moment der Not geht der Kapitän Schäfer von Bord. Dieses Bild wird wahrscheinlich bleiben, auch wenn es der VfL-Ikone nicht ganz gerecht wird.