Wolfsburg. Der Vertrag der Nationalspielerin beim VfL Wolfsburg läuft im Sommer aus. Ob sie bleibt, geht oder aufhört, ist nicht entschieden.

Beim VfL Wolfsburg und in der deutschen Frauenfußball-Nationalmannschaft ist Svenja Huth eine absolute Führungsspielerin und Persönlichkeit, die auf dem Platz vorangeht und neben dem Platz für Themen wie Vielfalt und Gleichberechtigung eintritt. Hinter der 32-Jährigen liegt ein außergewöhnliches Jahr 2023. Fußballerisch war mit dem Gewinn des DFB-Pokals und dem Erreichen des Champions-League-Finals (2:3 gegen den FC Barcelona), aber auch dem frühen Aus bei der WM in Australien sowie dem Verpassen der Gruppenphase der Königsklasse mit Wolfsburg. alles dabei „Eine Achterbahnfahrt der Gefühle“ erlebte die sympathische Offensivspielerin. Privat sind sie und ihre Frau Laura Anfang September Eltern des kleinen Emil geworden. „Man versucht es immer zu beschreiben, aber es fällt schwer. Es ist ein Gefühl des Stolzes, voller Liebe, voller Glück“, sagt sie weiter. Ob und wie lange Huth noch auf dem Fußballplatz stehen wird, lässt sie offen. Im Sommer läuft ihr Vertrag beim VfL aus, sie sagt: „Alles ist offen, und es kann in jede Richtung gehen.“

Svenja Huth ist beim VfL Wolfsburg weiter eine der Schlüsselspielerinnen, kommt auf 13 Saisonspiele.
Svenja Huth ist beim VfL Wolfsburg weiter eine der Schlüsselspielerinnen, kommt auf 13 Saisonspiele. © regios24 | Darius Simka

Ein wenig muss man das trennen: Denn das Thema Karriereende 2024 könnte auch „nur“ die Nationalmannschaft betreffen. Die Olympischen Spiele 2024 in Paris nennt sie noch als großes Ziel mit dem DFB-Team. Danach ist es offen. Auch beim Thema DFB blickt Huth auf ein reichlich abwechslungsreiches Halbjahr zurück. Nach der verkorksten WM ging es schnell in der Nations League weiter. Anfangs schwebte die ungewisse Zukunft von der damals erkrankten Martina Voss-Tecklenburg über dem Team. Unter Interimsbundestrainer Horst Hrubesch stabilisierte sich die Mannschaft, schaffte noch den Gruppensieg und hat in den Play-offs dank des Halbfinals gegen den bereits qualifizierten Gastgeber Frankreich im Februar zwei Spiele, um es zu Olympia zu schaffen. „Unser Ziel ist es, dass wir die zweite Chance nicht brauchen“, sagt sie. Heißt: Frankreich schlagen, dann ist alles klar mit Paris 2024.

Svenja Huth: In der Winterpause macht sie sich Gedanken über ihre sportliche Zukunft

Es ist gut möglich, dass die DFB-Vize-Kapitänin dann einen Schlussstrich hinter das Thema Nationalmannschaft zieht. Vielleicht spielt sie dann nur noch im Verein – auch da lässt sie offen, ob es Wolfsburg bleibt oder noch mal ein Wechsel infrage kommt –, oder sie hört komplett auf. „Da sind noch ein, zwei Themen, die da mit reinspielen. Ich will die Winterpause dazu nutzen, um die Zeit mit der Familie zu genießen, aber auch, um den einen oder anderen Gedanken zu besprechen und zu gucken, in welche Richtung es gehen kann.“

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Huth ist dabei nach wie vor beim VfL kaum wegzudenken. Sie ist Stammspielerin, traf zuletzt beim 4:1-Auswärtssieg beim 1. FC Köln zum wichtigen 1:0. Auch sonst geht sie voran. Immer wieder postet sie auch Neuigkeiten aus ihrem Privatleben, nimmt die Menschen in den sozialen Medien mit, wenn es um ihre Familie geht. Auch bei Themen wie der Adoption ihres Sohnes. „Das Verfahren läuft. Ich habe leider noch keine Papiere in der Hand, bin aber mit dem Jugendamt, dem Amtsgericht und unserem Notar in Verbindung, weil Unterlagen eingereicht werden müssen, die geprüft werden müssen. Im Januar steht der Hausbesuch an, und dann gibt es noch zum Schluss eine Anhörung vor dem Familiengericht, das wird der letzte Schritt sein“, so Huth, die weiter sagt: „So weit ist es leider noch nicht, aber wir sind ganz positiv gestimmt, dass es nicht mehr so lange dauert.“

Huth über Hasskommentare: „Es zeigt, dass noch viel zu tun ist“

Immer wieder sieht sie sich allerdings auch Hasskommentaren im Netz ausgesetzt, der DFB hatte zuletzt die Aufmerksamkeit darauf gelenkt. Huth hatte auf die Anfeindungen mit „Liebe geht raus“ geantwortet, was sogar ihren Trainer Tommy Stroot inspirierte. So zu antworten, fällt ihr auch nicht immer leicht, aber: „Es zeigt, dass noch viel zu tun ist, was Toleranz, Respekt und Wertschätzung für Verschiedenheit angeht. Von daher ist es wichtig, darauf zu reagieren, dem aber auch nicht zu viel Aufmerksamkeit zu geben, weil es viel mehr Leute sind, die sich mit uns freuen und diese Werte auch vertreten und leben.“ Und denen schenkt Huth mit ihrer mutigen Haltung eine Stimme: „Es gibt viele, die sich dafür fast bedanken, weil diese Themen mit meiner Reichweite für mehr Sichtbarkeit und Aufmerksamkeit sorgen. Damit kann ich auch für die Menschen sprechen, die diese Reichweite nicht haben.“

Auch wenn Huths sportliche Zukunft über den Sommer hinaus noch offen ist: Ihr Ehrgeiz ist bis dahin noch ungebrochen. Nach dem bitteren Königsklassen-Aus mit Wolfsburg („Natürlich waren wir enttäuscht, aber die Köpfe gingen schnell wieder nach oben“) will sie jetzt das noch mögliche Maximum aus der Saison holen: den zehnten Wolfsburger DFB-Pokal-Erfolg in Serie sowie die deutsche Meisterschaft. „Die wollen wir mit dem Ziel gewinnen, in der nächsten Saison wieder in der Champions League zu spielen und den deutschen Fußball zu vertreten“, sagt sie und gibt den VfL-Fans vielleicht doch etwas Hoffnung, dass sie, die Co-Kapitänin, auch über den Sommer hinaus beim VfL spielen wird.

Co-Kapitänin Svenja Huth über die VfL-Form: „Sind auf dem aufsteigenden Ast

Wichtig dafür: Ein Sieg im ersten Montagspiel des Klubs in der Bundesliga gegen Werder Bremen. Grundsätzlich sagt sie über die vergangenen Partien nach dem 1:2 im Bundesliga-Spitzenspiel beim FC Bayern: „Ich glaube, wir sind wieder auf dem aufsteigenden Ast.“ Nachdem die erste Hälfte in Köln noch dürftig war, „haben wir uns durch die zweite Hälfte die drei Punkte verdient. Das tat gut. So wollen wir auch gegen Bremen auftreten, um die drei Punkte unter den Weihnachtsbaum zu legen.“ In der kurzen Winterpause – vom 6. bis 15. Januar steigt das Trainingslager in Portugal – geht‘s darum, die Akkus aufzuladen, um weiterzumachen. Und für Huth persönlich eben auch darum, sich Gedanken über ihre persönliche Zukunft zu machen.