Wolfsburg. Der 26-Jährige hat in der laufenden Saison für den VfL Wolfsburg schon vier Jokertore erzielt. Sein Anspruch ist aber höher.

Ein schneller Antritt in den Strafraum, zwei kurze Ballkontakte – drin. Wie Luca Waldschmidt am Samstag beim Spiel des VfL Wolfsburg gegen Hoffenheim (2:1) den zweiten Treffer der Wölfe besorgte, war sehenswert. In diesen Sekunden zeigte der 26-Jährige, über welche technischen Fertigkeiten und Übersicht er verfügt. Das würde er ganz sicher gerne öfter tun. Seit er die Schuhe für die Grün-Weißen schnürt, läuft es für ihn aber nur selten wie gewünscht...

Luca Waldschmidt erzielt sein viertes Jokertor

Als Waldschmidt den Ball überlegt an Hoffenheim-Keeper Oliver Baumann vorbeischob, war er gerade einmal fünf Minuten auf dem Platz. Und es war nicht das erste Mal, dass der Ex-Freiburger nur eine kurze Warmlaufzeit benötigte. Vier Tore hat er in der laufenden Saison der Fußball-Bundesliga bislang erzielt – alle als Joker.

Über Reservisten, die sofort auf Temperatur kommen, freut sich jeder Coach. Der Offensivspieler selbst aber dürfte sich eine andere Rolle wünschen. Als der siebenmalige Nationalspieler im Sommer 2021 für eine Ablösesumme von 12 Millionen Euro von Benfica Lissabon nach Wolfsburg wechselte, tat er das eigentlich, um sich wieder in den Fokus der DFB-Elf zu spielen. Stattdessen stockte der Motor.

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Eine Platzwunde zur Begrüßung beim VfL Wolfsburg

Schon ganz zu Beginn seiner VfL-Laufbahn gab’s ein schlechtes Omen. In seinem allerersten Training prallte er mit Innenverteidiger Sebastiaan Bornauw zusammen – und musste mit blutender Platzwunde vom Feld. Und auch der Rest seiner Premierensaison verlief alles andere als glatt. Sowohl unter Trainer Mark van Bommel als auch dessen Nachfolger Florian Kohfeldt bekam Waldschmidt Bewährungsproben in der Startelf – wurde aber wenig später wieder zum Reservisten degradiert. Überdies hemmten ihn Verletzungen. Ihm gelang nur ein einziger Pflichtspieltreffer. Es war ein Jahr zum Vergessen.

Und unter Niko Kovac lief’s eigentlich zunächst ähnlich. Waldschmidt wanderte von der Startelf auf die Ersatzbank. Zeitweise kam er gar nicht mehr zu Zuge. In einem Interview mit dem Onlineportal transfermarkt.de sagte der 26-Jährige im April: „Die Situation ist für mich derzeit nicht zufriedenstellend. Wenn die Situation so ist, muss man sich vernünftig zusammensetzen und in die Augen schauen, um zu besprechen: Wie ist der Plan?“ Er fügte an, er wolle „nicht weglaufen“ und er stelle sich „gerne Herausforderungen. Aber ich will Fußball spielen und dass es eine faire Chance für mich gibt, zu zeigen, was ich kann. Ich bin überzeugt davon, dass ich auf den Platz gehöre.“

Niko Kovac: „Das ist außerordentlich gut“

Wenn der Offensivspieler sein Talent einmal aufblitzen ließ, war unübersehbar, wozu er imstande ist. Allerdings passierte das zu selten. In der Vorbereitung glänzte Waldschmidt stets. In den Sommertests machte er satte neun Tore. Im Winter machte er noch einmal zwei.

Gründe, weshalb Waldschmidt sich immer wieder seine Chancen verdiente. Und für Profis ist es ganz sicher nicht einfach, sich mit einer Rolle als Bankspieler abzufinden. „Es ist für den Trainer nicht immer einfach, die Entscheidungen zu treffen, weil man elf Spieler glücklich macht und die anderen neun, die auf dem Spielberichtsbogen sind, sind weniger glücklich“, sagte Kovac, „dazu zählte Luci auch. Aber die Reaktionen, die er immer wieder zeigt und auch die Art und Weise, wie er das Spielersatztraining angeht, wie er in der Woche trainiert – das ist außerordentlich gut. Und deswegen verdient er auch die Minuten.“

Bleibt Luca Waldschmidt beim VfL Wolfsburg?

Und die gute Einstellung Waldschmidts scheint zu fruchten. All seine vier Tore erzielte er in seinen vergangenen neun Einsätzen – in denen er in Summe gerade einmal 179 Minuten auf dem Platz stand. Kein schlechtes Empfehlungsschreiben für Höheres.

Bis 2025 läuft Waldschmidts Vertrag in Wolfsburg noch. Ob es danach noch weitergeht? „Jetzt haben wir noch zwei Spiele vor der Brust und dann schauen wir weiter“, sagte VfL-Sportdirektor Sebastian Schindzielorz. Ganz sicher ist: Waldschmidt will spielen – und das nicht nur als Joker.