Braunschweig. Die Ministerin hat die Nase nach erneuten Krawallen voll. Eintracht Braunschweig und Hannover 96 werden sich wohl fügen müssen.

Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens (SPD) setzt ein „Stoppschild“ gegen Gewalt, Krawalle und Pyros in Fußballstadien. Am Mittwoch verkündete die Sportministerin einen Ausschluss der Gästefans beim Niedersachsen-Derby zwischen Eintracht Braunschweig und Hannover 96. Dieser soll zumindest mal in der kommenden Saison gelten – vorausgesetzt natürlich, die Eintracht hält die Klasse in der 2. Liga.

„Eine Minderheit rastet im Stadion völlig aus“, sagte Behrens. Es gebe aber kein Recht auf Gewalt, auch nicht im Namen des Fußballs. Die große Mehrheit der Fans werde durch eine kleine, aber gewaltbereite Gruppe von Ultras in Sippenhaft genommen. „Weniger Gewalt, weniger Pyros, weniger Randale, das muss das Ziel sein“, erklärte Behrens.

Behrens will die Fangewalt beim Niedersachsen-Derby verhindern

In der Zweitliga-Begegnung am 14. April in Braunschweig kam es – wie in den vorangegangenen Derbys zwischen Braunschweig und Hannover auch – zu Verletzten. Immer wieder flogen Pyros. Zu Beginn der zweiten Halbzeit vor wenigen Tagen war die Partie deshalb unterbrochen worden. Nach dem Schlusspfiff hatten Anhänger von Hannover 96 zwei Leuchtraketen auf die Tribüne der Braunschweiger Fans abgeschossen. Ein Ordner wurde verletzt. „Ich akzeptiere das nicht“, sagte Behrens nun.

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Die Ministerin traf sich am Mittwoch zum bereits wiederholten Male mit Vertretern der beiden Vereine. Sie erkenne die Anstrengungen der Vereine an, sagte sie. Die Vereine setzen zum Beispiel auf ein komplett digitales Ticketing, haben die Anzahl der Ordner im Stadion erhöht, sind auf die Ultra-Fangruppen zugegangen. „Ich möchte diese Gewaltexzesse aber nicht mehr hinnehmen“, sagte Behrens. Sie sprach wiederholt von „einigen wenigen Chaoten“. Denen müssten klar die Grenzen aufgezeigt werden. „Es braucht jetzt klare Konsequenzen“, so Behrens.

Eintracht Braunschweig ist nicht vom Ausschluss der Gästefans überzeugt

Eintrachts Präsidentin Nicole Kumpis und 96-Geschäftsführer Martin Kind traten mit der Ministerin vor die Presse. Vorher diskutierte die Runde zum nun wiederholten Male hinter verschlossenen Türen. Kumpis sprach am Mittwoch davon, dass ein Ausschluss der Gästefans bei den Derbys in der nächsten Saison die „Ultima Ratio“ sei. „Wir nehmen das mit und prüfen das“, erklärte sie. Ein Sprecher des Innenministeriums erklärte unserer Zeitung aber unmissverständlich: „Der Gästefan-Ausschluss ist unsere klare Erwartungshaltung.“ Rein rechtlich habe das Innenministerium die Mittel, das auch durchzusetzen.

96-Boss Kind zeigte sich weitgehend einsichtig: „Es wurde viel geredet, aber wenig erreicht“, sagte er. Hannover 96 habe in der laufenden Saison bereits 625.000 Euro an Strafen vom DFB aufgebrummt bekommen, weil die eigenen Fans randaliert haben. Kind kündigte an: „Wir bauen unser Stadion ab dem Saisonende um, werden weitere Sicherheitsvorkehrungen treffen.“ Das koste zusätzlich viel Geld. In England gebe es ausschließlich personalisierte Tickets. Darüber müsse man auch in Deutschland nachdenken. Behrens, Kumpis und auch Kind forderten einen größeren Einsatz vom DFB und auch von der DFL, dem Zusammenschluss der 36 Proficlubs aus der ersten und zweiten Liga.

VfL Wolfsburg will die eigenen Fans schärfer kontrollieren

Unterdessen kündigte der Fussball-Bundesligist VfL Wolfsburg am Mittwoch an, die eigenen Fans schärfer zu kontrollieren. Beim letzten Heimspiel gegen den VfL Bochum flogen wiederholt Pyros. Bereits jetzt liege der „wirtschaftliche Schaden“ in dieser Saison aufgrund der DFB-Strafen im „hohen sechsstelligen Bereich“, wie es in einer VfL-Mitteilung hieß. Ab dem kommenden Heimspiel gegen Darmstadt verbietet der Verein bis auf Weiteres Fahnen mit einer Stocklänge ab zwei Metern. Außerdem werden künftig alle Fan-Utensilien der VfL-Anhänger über eine neue „Materialschleuse“ am Eingang Nord kontrolliert.