Braunschweig. Der ehemalige Torwart von Eintracht Braunschweig feierte seine Premiere in Blau-Gelb gleich im Derby – und erfuhr das erst kurz vorher.

Bei allen Diskrepanzen, die zwischen Eintracht Braunschweig und Hannover 96 auch herrschen: Für alle Spieler, die von dieser Rivalität umwoben werden, ergibt sich eine klare Gemeinsamkeit. In einem Derby zwischen diesen beiden Klubs auflaufen zu dürfen, ist etwas ganz Besonderes. Da schlägt das Herz noch ein wenig schneller, da ist die Aufregung etwas größer – genauso wie die Gänsehaut, wenn sich aus den Katakomben der Blick ins Stadion öffnet und der Lärmpegel steigt. Es geht aber noch eine Nummer extremer. Nämlich dann, wenn das Derby gleichzeitig das eigene Debüt ist. So wie bei Thorsten Stuckmann.

Der ehemalige Eintracht-Keeper durfte das Tor der Blau-Gelben ausgerechnet im Duell mit dem großen Rivalen erstmals hüten. Und dann auch noch im DFB-Pokal – im Flutlicht des Eintracht-Stadions. Besser geht‘s kaum. Für den damals 22-Jährigen kam die Berufung im Oktober 2003 überraschend. „Ich habe es tatsächlich vor dem DFB-Pokalspiel gegen Hannover 96 in der Mannschaftsbesprechung erfahren“, sagt Stuckmann im Interview mit Studio Blau-Gelb.

Thorsten Stuckmann: Allein der Weg zum Stadion war etwas Besonderes

Vorher habe es zwar schon „ein bisschen Gemunkel“ gegeben. Doch selbst Stuckmanns Freunde und Familie erfuhren erst im Stadion von dessen großem Auftritt. „Die waren ein wenig überrascht, dass ich dann gespielt habe“, sagt er. Klar, so etwas wie Whatsapp-Gruppen, in denen derartige Nachrichten schnell mal an die Liebsten verbreitet werden können, gab‘s damals noch nicht. Und dass der damalige Coach Uwe Reinders den Youngster dem Routinier Alexander Kunze tatsächlich vorziehen würde, war durchaus eine kleine Überraschung. Obwohl: Nach dem Abstieg aus der 2. Fußball-Bundesliga steckten die Braunschweiger in der Regionalliga in einem Tief.

Vielleicht profitierte Stuckmann auch davon. Und vielleicht war es auch gar nicht so schlecht, dass er wenig Zeit hatte, sich gedanklich mit dem zu beschäftigen, was da kommen würde. Denn eine Begegnung zwischen Eintracht und 96 hatte es seit mehr als fünf Jahren nicht mehr gegeben. Der heute 41-Jährige war zwar nicht ganz unbeleckt, was seine Derby-Erfahrung angeht. Aus seiner Zeit bei Preußen Münster kannte er die Rivalität mit dem VfL Osnabrück oder Rot-Weiss Essen. „Aber allein der Weg vom Hotel zum Stadion mit Polizei-Eskorte und was sonst noch dazugehört – das war schon etwas Besonderes. Und dann kommst du da raus – das war pure Ekstase“, sagt er über das Niedersachsendrby.

Der Derby-Ball aus dem Spiel Eintracht Braunschweig gegen Hannover 96 liegt in Stuckmanns Garten

Allerdings sind die Erwartungen im Derby auch höher. Dieser Druck ist freilich spürbar. Die Blau-Gelben aber wussten, damit umzugehen. Mit 2:0 schlugen sie die Roten aus der Landeshauptstadt und zogen ins Achtelfinale des Pokals ein. Die Tore besorgten Jacob Thomas und Jürgen Rische. Und Stuckmann? Der hielt seinen Kasten sauber. „So schlecht war mein Debüt nicht. Ich bin damit echt zufrieden gewesen“, erinnert er sich.

132 weitere Spiele absolvierte er noch für Eintracht Braunschweig. Im Sommer 2005 stieg er mit den Löwen in die 2. Liga auf, bevor er den Klub zwei Jahre später in Richtung Alemannia Aachen verließ. Da waren viele besondere Spiele dabei. Aber dieses Debüt – das war doch etwas ganz Spezielles. „Der Ball ist immer noch in meinen Händen. Der liegt bei mir zu Hause im Garten. Meine Kinder fragen sich ab und zu noch immer: Was ist das für ein altes Ding?“, sagt der 1,99-Meter-Mann – und lacht.

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