Braunschweig. Dass Peter Vollmann zum alleinigen Feindbild für die Fans mutiert ist, nimmt Eintracht Braunschweig billigend in Kauf, kommentiert Lars Rücker.

Peter Vollmann hat Fehler gemacht. Nach mageren fünf Punkten aus neun Spielen ist es nur logisch, dass die Personal-Entscheidungen des hochrangigsten Sportfunktionärs Eintracht Braunschweigs infrage gestellt werden müssen, die er gemeinsam mit seinem Team in diesem Sommer getroffen hat.

Der 65-Jährige kündigte an, den Kader zu verbessern und unter dem Radar Topspieler an Land zu ziehen. Er kritisierte öffentlich die Spielerberater-Branche, auf die er im Transferendspurt angewiesen war und machte voreilig Hoffnung auf baldige Verstärkungen. Er bezeichnete sich im NDR-Sportclub nach dem 34. Spieltag der vergangenen Saison etwas unglücklich als den „Einzigen im Klub, der sich mit dem Sport aktiv beschäftigt“. Er schor alle von Frank Wormuth ausgebildeten Trainer wie Michael Schiele und Jens Härtel über einen Kamm, was deren inhaltliche Arbeit betrifft. Tenor: Die seien eh alle gleich. Mit all dem hat er seine Position geschwächt.

Eintracht Braunschweig schützt Vollmann nicht – das ist beschämend

Vollmann ist in seiner Kommunikation zwar authentisch, aber was diese betrifft wahnsinnig schlecht beraten. Er ist bei Eintracht Braunschweig fast immer Überbringer unangenehmer Nachrichten, von denen er einige mit zu verantworten hat, viele aber auch nicht. Dass er zum alleinigen Feindbild für die Fans mutiert ist, nimmt der Klub billigend in Kauf. Vollmann ist der, der stets den Kopf hinhält. Anderen Entscheidungsträgern aus Geschäftsführung und Aufsichtsrat kann man dagegen vorwerfen, dass sie sich hinter ihm verstecken. Ihren Geschäftsführer Sport schützt Eintracht Braunschweig nicht – das ist beschämend.

Als Trainer war Vollmann selten lange ohne Job, nie war er sich zu fein für eine Aufgabe. Er ist ein Arbeiter alter Schule und sicherlich kein verkehrter Typ. Er hat Ahnung von der Materie Fußball, trotzdem wirkt es seit einiger Zeit so, als wäre er von vielen rasanten Entwicklungen im Fußball überholt worden. Dass er sich wehrt, wenn er sich ungerecht behandelt oder vorgeführt fühlt, ist menschlich. Aber er stellt sich wenigstens der Kritik.

Eine Vollmann-Entlassung bei Eintracht Braunschweig hätte jetzt nur Symbolkraft

Der Sportchef rief zuletzt sogar zur Geschlossenheit auf, obwohl für ihn auch intern der Wind rauer werden dürfte. Vollmann muss aufpassen, dass seine Entlassung nicht zur Beruhigungspille für den aufgebrachten Braunschweiger Anhang wird. Ihn jetzt freizustellen, würde etwas mehr als ein Jahr vor dessen Vertragsende aber nur eines ändern: Die Braunschweiger wären finanziell noch stärker eingeschränkt und könnten sich im Abstiegskampf allenfalls noch mit der Unterstützung ihrer Sponsoren personell verbessern. Ein Rauswurf hätte zwar Symbolkraft, wäre aber auch nicht mehr als ein kleines Pflaster auf einer von vielen offen klaffenden Wunden der Eintracht.