Braunschweig. Eintracht Braunschweigs früherer Sportchef tritt beim Chemnitzer FC nach Vorwürfen gegen den Vorstand zurück. Die haben es in sich.

Es sind unruhige Zeiten beim Chemnitzer FC. Der Fußball-Regionalligist hat zuletzt nicht nur seinen Vorstand verloren, sondern auch das Pokalfinale gegen Lok Leipzig. Dazu begleiten den Traditionsklub schwere Unwägbarkeiten und harte Vorwürfe. Mittendrin ist ein früherer Braunschweiger: Marc Arnold, der sein Amt niederlegte. Um was aber genau geht es beim CFC eigentlich? So viel ist klar – die Vorwürfe haben es in sich.

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In deren Zentrum steht Romy Polster. Der früheren Vereinspräsidentin gehört ein Cateringunternehmen, das die Verpflegung für die Heimspiele des Klubs übernimmt. Für ihre Kritiker ist allein diese Doppelrolle ein Interessenskonflikt. Die Polster Catering GmbH, später die Polster Sportcatering GmbH, an deren Spitze Romy Polster steht, versorgt das Stadion des Chemnitzer Klubs, der ebenfalls von Romy Polster geführt wird.

Laut dem Handelsregistereintrag beim Amtsgericht Chemnitz ist die Vereinspräsidentin gleichzeitig Prokuristin dieser Unternehmen. Sie hat damit die Vollmacht, alle Arten von Rechtsgeschäften für den Betrieb vorzunehmen. Allerdings: Nach Recherchen der „Freien Presse“ aus Chemnitz wurden die Verträge mit der Fußball-GmbH von anderen Akteuren unterzeichnet. Dennoch nehmen viele hier ein Geschmäckle wahr.

Einnahmen bei Heimspielen sollen bis 2500 Euro gedeckelt gewesen sein

Zwei interessante Vertragsinhalte liegen der „Freien Presse“ ebenfalls vor. Zum einen sollen die Gewinnanteile des CFC aus dem Catering gedeckelt gewesen sein. Selbst bei den ausverkauften Pokal-Heimspielen gegen Union Berlin und Erzgebirge Aue soll der Klub demnach maximal 2500 Euro eingenommen haben – was pro Spiel einen Fehlbetrag von rund 150.000 Euro bedeute, schreibt die „Freie Presse“, die gemeinsam mit dem „MDR“ an dem Fall recherchiert.

Zum anderen weise der Vertrag eine Laufzeit von zehn Jahren inklusive einseitiger Verlängerungsoption seitens des Caterers für weitere zehn Jahre auf. Zu den Recherchen äußerte sich Romy Polster nicht.

Vorstandstreffen: Alle Vorwürfe wurden aufgearbeitet und entkräftet

Ende der Vorwoche trafen sich dann die Gesellschafter der ausgegliederten Chemnitzer FC Fußball GmbH mit dem Aufsichtsrat und dem Vorstand des Chemnitzer FC e. V. zu einer Sitzung, in der es um die „Bewertung der schweren Vorwürfe gegenüber der Vorstandsvorsitzenden Romy Polster und dem Geschäftsführer Marc Arnold in Verbindung mit den bestehenden Cateringverträgen sowie der Betrachtung der Auswirkungen der medialen Berichterstattung“ ging, heißt es auf der Homepage des Klubs.

Ergebnis: „Alle im Raum stehenden Vorwürfe einer Bereicherung, der Untreue oder Vorteilsnahme gegenüber der Vorstandsvorsitzenden Romy Polster in Verbindung mit ihrem Cateringunternehmen und damit auch gegenüber Geschäftsführer Marc Arnold konnten sorgfältig aufgearbeitet und gremienübergreifend und übereinstimmend entkräftet werden. Die in den vergangenen Tagen nahezu eingestellte Kommunikation zwischen den Gremien konnte durch den Austausch wieder aufgenommen werden“, heißt es weiter.

Es wird nicht erwartet, dass Marc Arnold noch einmal nach Chemnitz zurückkehrt

Dennoch trat der gesamte Vorstand des e. V. zurück, um „die nachhaltige Basis für einen strukturellen sowie personellen Neuanfang zu schaffen“ – neben anderen eben auch Arnold und Polster, die zudem ihre Prokura innerhalb der CFC Fußball GmbH niederlegte. Arnold soll zwar vom Geschäftsführer-Posten im Gesamtverein, aber nicht in der Fußball GmbH zurückgetreten sein, um deren Geschäftsfähigkeit aufrechtzuhalten. Dennoch rechnen in Chemnitz nur wenige damit, dass der 52-Jährige noch einmal zurückkehrt.