Wolfsburg. Der 400-Meter-Spezialist des VfL Wolfsburg will unbedingt zu den deutschen Leichtathletik-Meisterschaften in Braunschweig.

Es war ein unglaubliches Jahr 2023, auf das Louis Quarata zurückblicken kann: Der 400-Meter-Sprinter des VfL Wolfsburg torpedierte seine Bestzeit, wurde zunächst in der U23 und dann auch in der seiner eigentlichen Altersklasse, der U20, deutscher Meister. Später folgte noch Silber mit der 4-x-400m-Staffel bei den U20-Europameisterschaften in Jerusalem. Von Quantensprung-Quarata schrieb unsere Zeitung, weil der heute 19-Jährige nach 48,91 Sekunden plötzlich mit einer 46,84 unterwegs war. Im Mai startet er wieder auf seiner Paradestrecke und in etwas, das womöglich noch schwieriger wird als der Sprung an die Spitze: die Ausnahmeleistungen zu bestätigen.

Auf die Hallensaison hatte Louis Quarata komplett verzichtet

Das ist eine durchaus spannende Frage, denn Fingerzeige aus der Hallensaison gibt es bei dem VfL-Eigengewächs, das nach seinem Super-Jahr auch zum Wolfsburger Sportler des Jahresgekürt wurde, keine. Quarata hat auf Starts in der Halle verzichtet. Das liegt vor allem daran, dass die Bahnen kürzer sind. Für die 400 m müsste er hier zwei Runden absolvieren statt einer Stadionrunde draußen. „Mit dem Fuß habe ich ein paar Probleme in den Kurven“, erzählt er. Es sind die Nachwirkungen eines Ermüdungsbruchs im rechten Mittelfuß, der ihn 2022 lange außer Gefecht gesetzt hatte. Da galt es, nichts zu riskieren.

Geschuftet hat der Wolfsburger natürlich trotzdem, auf der Bahn, im Kraftraum. Gleich zwei Mal – mit dem VfL und dem Bundeskader – ging‘s für ihn zuletzt ins Trainingslager nach Teneriffa. Der 19-Jährige sagt: „Ich bin gut in Form. Die Trainingszeiten sind sehr gut, die Kraftwerte auch.“ Nachdem er von seiner eigenen Leistungsexplosion 2023 selbst überrascht worden war, geht‘s jetzt darum, in seinem ersten regulären U23-Jahr an die Leistungen anzuknüpfen. Quarata ist nun nicht mehr die Überraschung der Saison, sondern der, den alle schlagen wollen. Aber er kennt es bereits: Nach seinem U23-Coup in Göttingen war das schon bei der U20-DM in Rostock der Fall. „Ich muss die Zeiten jetzt auf jeden Fall bestätigen“, betont er, und schiebt hinterher: „Ich würde gerne wieder unter 47 Sekunden laufen, am liebsten eine neue Bestleistung zwischen 46,0 und 46,5.“

Eine Teilnahme bei der DM in Braunschweig wäre „schon sehr besonders“

Selbstverständlich sind neue Topzeiten nicht. Denn neben der Vorbereitung auf die Freiluftsaison musste Quarata auch fleißig für die Schule büffeln. Am Wolfsburger THG-Gymnasium bastelt er gerade sein Abitur. Die schriftlichen Prüfungen in Erdkunde, Physik und Sport hat er schon hinter sich. Es warten in den kommenden Wochen noch die in Mathe sowie die mündliche in Deutsch. Vormittags pauken, abends laufen, „da bin ich relativ entspannt“, erzählt der 19-Jährige. Und danach? Quarata möchte in der Region bleiben, in Braunschweig studieren. Chiropraktik übrigens; das hatte auch der langjährige VfL-Leuchtturm, Olympiateilnehmer Sven Knipphals studiert. „Der schnellste Wolf“ ist seit einigen Jahren mit einer eigenen Praxis in Leipzig selbstständig.

Nach der erfolgreichen Saison 2023 gaben die VfL-Toptalente Tobias Morawietz (vorne, von links), Nele Jaworski und Louis Quarata dem Wolfsburger Nachwuchs ein Training im Laufschlauch am Elsterweg.
Nach der erfolgreichen Saison 2023 gaben die VfL-Toptalente Tobias Morawietz (vorne, von links), Nele Jaworski und Louis Quarata dem Wolfsburger Nachwuchs ein Training im Laufschlauch am Elsterweg. © FMN | Daniel Hotop

Sollte er es schaffen, seine Bestzeit im Ansatz zu bestätigen, dann hätte er die A-Norm (47,50 Sek.) für das große Ziel in diesem Jahr locker in der Tasche: die deutschen Leichtathletik-Meisterschaften der Erwachsenen (28. bis 30. Juni) im Braunschweiger Stadion, die der U23 steigen eine Woche später in Mönchengladbach (5. bis 7. Juli). Braunschweig ist für den Sportler, der im Kreis Helmstedt lebt, nicht nur direkt vor der Haustür. Quarata verrät: „Eine DM in Braunschweig ist schon sehr besonders. Es gab eine Zeit, in der habe ich regelmäßig dort trainiert. Das Stadion kenne ich. Dort eine DM zu laufen, wäre schon geil.“ Im Vorjahr reichte seine Zeit für Platz 12 in der deutschen Bestenliste, die Top Ten waren noch zwei Zehntel entfernt.

Am 1. Mai startet Louis Quarata in Garbsen in die Freiluft-Saison

Am 1. Mai geht‘s für ihn erstmals in diesem Jahr in einen Wettkampf – allerdings noch nicht auf der Stadionrunde. Bei einem Sportfest in Garbsen in der Region Hannover startet der VfLer über 100 und 200 m. „Ich mag es ganz gerne, locker in die Saison zu starten, um Wettkampf-Feeling zu sammeln und mich nicht direkt über 400 Meter auszupowern“, sagt er. An Pfingsten geht‘s auf die 400 m, wo er erstmals bestätigen will, dass er an sein Topjahr anknüpfen kann.