Braunschweig. Eine Jury um Fußball-Torhüterin Almuth Schult hat weitere Nachwuchs-Asse ins Förderprogramm aufgenommen. Drei kommen aus unserer Region.

Wer groß herauskommen will im Spitzensport, braucht neben hohen Zielen und Durchhaltekraft auch entsprechende Förderung – am besten schon im Kindesalter. Dabei neue Wege zu gehen, und zwar niedersachsenweit, hat sich Volkswagen Financial Services auf die Fahnen geschrieben. Nun schicken die Braunschweiger ihr Sporttalente-Programm mit 30 jungen Athleten ins zweite Jahr – 11 von ihnen wurden neu ausgewählt.

Olympische Spiele und Paralympics stehen im Fokus, wir wollen das Besondere fördern“, verdeutlicht VWFS-Finanzchef Frank Fiedler, dass die Ambitionen seines Sponsorings mindestens genauso hoch sind wie die der jungen Sportler. Und tatsächlich ist für fünf bis acht der Athleten, Leichtathleten, Ruderer, 3x3-Basketballer, ein Start in Paris im nächsten Sommer durchaus realistisch. „Das wär‘s natürlich“, frohlockt Fiedler.

Diese Talente werden gefördert
Diese Talente werden gefördert

19 bisherige und 11 neue Talente aus ganz Niedersachsen bilden Förder-Pool

Ein solcher Erfolg würde wohl auch konzerninterne Rückendeckung für ihn und seine Mitstreiter bedeuten. „Die größte Aufregung vor unserer Jury-Sitzung war das Sparprogramm von Volkswagen, da gab es natürlich Diskussionen, ob wir mit unserer nicht unerheblichen Fördersumme auch betroffen sind“, räumte der Finanzchef ein. „Aber wenn man ein langfristiges Projekt ankündigt, kann man ja nicht im zweiten Jahr aufhören.“

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Die „bis zu eine Million Euro pro Jahr“, die VWFS als Fördersumme ausgelobt hatte, wird allerdings noch nicht erreicht. „Das baut sich über die Jahre sukzessive auf“, verdeutlicht Fiedler. Die elf neuen Talente, die vergangene Woche durch die Jury für das Förderjahr 2024 ausgewählt wurden, sollen zusammen rund 206.000 Euro erhalten, die beantragten Einzelsummen liegen zwischen 3000 und 36.000 Euro.

19 der 26 Talente und Mannschaften aus dem ersten Jahr, die sich um eine Vertragsverlängerung beworben hatten, bleiben im Pool, der in den Folgejahren stets um die 30 Talente betreuen soll.

Drei Olympiasieger in der Jury von Volkswagen Financial Services

Auch die siebenköpfige Jury verbreitet olympisches Flair. Zwar ist DFB-Kapitänin Alexandra Popp ausgeschieden, doch dafür macht nun ihre Olympiasieger-Kollegin von Rio 2016 mit, Fußball-Torhüterin Almuth Schult. Biathlon-Olympiasieger Arnd Peiffer ist weiterhin dabei, und auch der Olympiastützpunkt Niedersachsen schickt eine Goldmedaillengewinnerin in die Auswahlkommission: Laufbahnberaterin Kathrin Boron hat gleich viermal Ruder-Gold gewonnen.

Sie sei in ihrer Karriere gut gefördert worden von der Sporthilfe und ihrem Arbeitgeber mit bezahlter Freistellung, erzählt die 54-Jährige. „Aber was VWFS hier macht, ist eine sensationelle Sache, weil sie in einem Alter ansetzen, bei dem die etablierten Förderprogramme noch nicht greifen“, schwärmt die Fachfrau vom OSP. „Da sind sonst oft nur Oma, Opa und die Eltern da, oder eine kleine Firma gibt mal einen Euro.“

Almuth Schult: Für den Fußball mit 16 Jahren allein nach Hamburg

„Eine solche Förderung wie hier kann einen Riesenunterschied machen“, sagt auch Almuth Schult. „Eventuell ist sie ein entscheidender Faktor, ob man seinen Sport überhaupt weitermachen kann.“ Sie habe als jüngste von vier Geschwistern vor allem ihren Eltern viel zu verdanken. Die hätten sie überall hingefahren und viele Kosten übernommen. „Denn gerade im weiblichen Fußballbereich war die Förderung vor 20 Jahren noch nicht so wie jetzt.“

Ihre Eltern hätten ihr sogar erlaubt, für den Fußball mit 16 Jahren aus dem Wendland alleine nach Hamburg in eine Einzimmerwohnung zu ziehen, erzählt die 32-Jährige stolz. „Das hätten sicher nicht alle Eltern unterstützt. An diesem Punkt hätte meine Karriere vermutlich ganz anders laufen können.“

409 Bewerbungen von Sporttalenten im Vorjahr, für 2024 kamen immer noch 180

Eine wichtige Rolle spielten aber auch die Trainer, betont die Nationaltorhüterin. „Ich hatte so viele gute Trainer, die das Talent gefördert und einem den Spaß am Sport gezeigt haben. Denn das ist das Wichtigste, dass man diesen Sport nicht als Belastung sieht, sondern als Spaß – bis man überhaupt im Leistungssport ankommt.“

Das haben die Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter von 12 bis 23 Jahren bereits geschafft, die sich neu um eine Unterstützung des Finanzdienstleisters beworben hatten. 180 waren es in diesem Jahr nach 409 im Vorjahr. Der typische Einmaleffekt, inzwischen hätten sich die Selektionskriterien herumgesprochen, und wer sie nicht erfüllen könne, mache gar nicht erst mit, glaubt Fiedler. Er lobte das Engagement der jungen Sportler, die es schaffen, Schule oder Job mit Hochleistungssport zu verbinden. „Das ist nicht der einfache Weg.“

Chefradakteurin Kerstin Loehr: Nachwuchs-Spitzensportler sind auch schon Vorbilder

Aus unserer Region wurden drei Talente ins Programm aufgenommen. Tennisspieler Luys Calin vom MTV Braunschweig, Sohn von Basketball-Trainerlegende Liviu Calin, ist kürzlich deutscher Meister der U12 geworden und zählt in seinem Alter zur europäischen Spitze. Eishockey-Ass Hannah Sofie Loist hält als Goalie bei den Young Grizzlys Wolfsburg und in der U18-Nationalmannschaft das Tor sauber. Und der deutsche 400-m-Meister der U23 und U20, Louis Quarata vom VfL Wolfsburg, gewann zuletzt bei der U20-EM Staffel-Silber.

Die Jury habe Wert darauf gelegt, Talente aus möglichst vielen Sportarten und explizit auch Para-Athleten zu fördern, „und wirklich diejenigen, die es brauchen“, resümiert Kerstin Loehr, Chefredakteurin unserer Zeitung, die wie alle Jurymitglieder nach einer Vorfilterung durch den Sponsor aus je 13 Kandidaten zwei auswählen und zur Diskussion stellen musste. Sie lobte das „regionale, besondere Projekt“ von VWS, auch weil dadurch jungen Sportlern abseits des Fußballs eine tolle Zukunft ermöglicht werde.

Die sportlichen Leistungen der Talente allein zu betrachten, sei schon faszinierend. „Aber auch, wie die jungen Menschen neben der Schule schon so viel Disziplin an den Tag legen und wie kämpferisch-positiv die Parasportler unterwegs sind“, schwärmt sie. „Sie alle sind aus meiner Sicht Vorbilder – auch menschlich.“