Walkenried. Die Wanderung vom Kloster Walkenried zum Himmelreich ist perfekt für den Frühling. Diese Besonderheiten gibt es zu entdecken.

Vom Kloster Walkenried zum Himmelreich – viel österlicher kann man an diesem Wochenende kaum unterwegs sein. Der etwa sieben Kilometer lange Rundweg führt durch einen vorfrühlingshaften Wald im südlichen Harz. Entlang des Itelteichs geht es sanft hinauf auf den Bergrücken, der Walkenried und Ellrich trennt und gleichzeitig Niedersachsen und Thüringen. Hier befindet sich ganz offiziell das Himmelreich – inklusive Hexentanzplatz.

Startpunkt ist das Kloster Walkenried, Welterbe und allein schon einen Besuch wert. Eine kleine Aufwärm-Runde durch die imposanten Reste der ehemaligen Zisterzienser-Klosterkirche muss sein; die Mönche bauten hier ab dem zwölften Jahrhundert eine Art mittelalterlichen Konzern auf. Sie waren nicht nur fromm, sondern auch wirtschaftlich äußerst erfolgreich tätig – im Klostermuseum wird das sehr anschaulich dokumentiert.

So wurden die Teiche früher genutzt

Aber erst einmal geht es los, an der Wieda entlang und dem ausgeschilderten Rundwanderweg Nummer 2 folgend. Die Sonne scheint, hier und da ist frisches Grün zu erahnen, die Bäume sind allerdings noch kahl. Als es nach ein paar Hundert Metern in den Buchenwald geht, tauchen rechts vom Weg mehrere kleine Tümpel auf, aus denen einzelne Laubbäume wachsen. Dahinter liegt der größere Itelteich, und auf reichlich angebrachten Schildern wird erklärt, dass das ganze Gebiet unter Naturschutz steht und einige selten gewordene Tier- und Pflanzenarten hier ihren Lebensraum gefunden haben. Darunter auch Uhu und Feuersalamander.

Diese Teiche sind einst von den arbeitsamen Mönchen zur Fischzucht angelegt worden – in mittelalterlichen Zeiten sollen es weitaus mehr gewesen sein.

Die Tümpel am Wegesrand waren früher Fischteiche.
Die Tümpel am Wegesrand waren früher Fischteiche. © FMN | Erwin Klein

Rechts folgt eine Abzweigung zum Walkenriedtunnel, ein knapp 300 Meter langer Eisenbahntunnel, der das Himmelreich durchbohrt. Er sieht, wie alle Tunnel, ein bisschen unheimlich aus, der Durchgang ist natürlich verboten, obwohl neben dem Gleis reichlich Platz ist und nur ein Zug pro Stunde hier durchfährt. Bis zur Grenzöffnung 1989 war hier die Welt zu Ende; lediglich ein paar Güterzüge konnten jahrzehntelang die deutsch-deutsche Grenze noch durchfahren.

Die Himmelreichhöhle wurde im 19. Jahrhundert entdeckt

Beim Bau der Strecke wurde im 19. Jahrhundert die riesige Himmelreichhöhle mit rund 15 Metern Deckenhöhe entdeckt. Sie gehört zum Karstgebiet des Südharzes und ist wegen der Steinschlaggefahr nicht zugänglich. Also wieder zurück und den ausgeschilderten Weg über dem Bergrücken entlang. Überhaupt die Schilder: Manchmal sieht es mitten im Wald aus wie in einer beliebigen Innenstadt. An jedem zweiten Baum gibt es eine Wegmarkierung, die reichlich vorhandenen Wanderwege sind allerbestens ausgeschildert, und dazu kommen noch reichlich Warn- und Verhaltenshinweise: Achtung vor toten Bäumen, Lebensgefahr am Steilhang, und bitte keinen Müll im Wald liegen lassen.

Der Walkenriedtunnel führt unter dem Himmelreich durch nach Ellrich.
Der Walkenriedtunnel führt unter dem Himmelreich durch nach Ellrich. © FMN | Erwin Klein

Oben, auf dem Bergrücken, im Himmelreich, gibt es natürlich eine Stempelstelle, und vom Hexentanzplatz einen weiten Blick Richtung Thüringen. Dann folgt der spektakuläre Teil der Rundstrecke, die Itelklippen. Es geht zurück an der Abbruchkante entlang, und weil der gesamte Bergrücken aus gipsartigem Gestein besteht, ragen immer wieder weißlich schimmernde Klippen nach oben. Das sieht ein bisschen aus wie die berühmten Kreidefelsen auf Rügen – nur das Meer im Hintergrund fehlt. Vielleicht war sogar Caspar David Friedrich hier, als er 1811 den Harz bereiste, und hat sich inspirieren lassen.

Auf dem Waldboden zeigen sich die ersten Blüten des Frühlings.
Auf dem Waldboden zeigen sich die ersten Blüten des Frühlings. © FMN | Erwin Klein

Rückweg nach Walkenried ist denkbar einfach

Gemächlich geht es durch den Buchenwald bergab. Weil das ganze Gebiet unter Naturschutz steht, liegen umgestürzte Bäume kreuz und quer herum und dienen als Biotop für Kleinlebewesen. Die Wege sind natürlich freigeräumt, und nach einer Weile tauchen die Bahngleise wieder auf. Der Rückweg nach Walkenried ist ein Klacks – und jetzt geht es zur verdienten Pause ins Klostercafé.

Mit ein bisschen Fantasie kann man hier den Geist des Mittelalters spüren, vor allem, wenn die Zeit noch für den klösterlichen Kreuzgang reicht.

Der ist wegen seiner Säulenreihe im hinteren Teil einzigartig – hinzu kommt die perfekte Akustik, weswegen hier auch regelmäßig Konzerte stattfinden. Leider muss man auch sieben Euro Museums-Eintritt zahlen, wenn man sich nur diesen Teil des ehemaligen Klosters ansehen will.

Die einzigartige Säulenreihe im Kreuzgang des Klosters.
Die einzigartige Säulenreihe im Kreuzgang des Klosters. © FMN | Erwin Klein

Kloster Walkenried öffnet am Ostersonntag

Ein besonderes Mittelaltererlebnis gibt es wieder an Ostersonntag: Ab 19 Uhr öffnet sich das Kloster Walkenried zur „Nacht der offenen Pforte“. Kerzenschein, gregorianischer Gesang, mittelalterliches Handwerk, Lesungen und Musik werden angeboten. Möglicherweise können sogar ein paar Ostereier gefunden werden.

Nähere Informationen dazu finden sich auf der Webseite des Klosters.

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