Braunschweig. Die März-Sendung steht an. Das ist bislang zu den Film-Fällen bekannt. Und: Diese Fälle aus Braunschweig und Co. waren schon Thema.

  • Die nächste Folge „Aktenzeichen XY ... ungelöst“ wird am 27. März ausgestrahlt, live um 20.15 Uhr im ZDF.
  • Es gibt vier Film-Fälle und zwei Beiträge im Studio – das ist bereits bekannt.
  • Und: Wir listen die spektakulärsten XY-Sendungen mit Bezug zu Braunschweig, Wolfsburg, Salzgitter und Umgebung aus den letzten Jahren auf.

Die Sendung ist Kult im deutschen Fernsehen – und kann mit einer Aufklärungsquote von 39,0 Prozent (Stand März 2024) durchaus Wirksamkeit bei verzwickten Kriminalfällen vorweisen. Millionen Menschen schalten regelmäßig „Aktenzeichen XY ... ungelöst“ ein, damit Moderator Rudi Cerne ihnen im ZDF neue oder alte Kriminalfälle vorstellen kann.

Die Hoffnung seit 1967, dem Debüt der Sendung: Durch das Aufrollen und Verfilmen der Kapitaldelikte – Mord, Missbrauch, Raub oder schwerer Betrug – sollen bei der Kriminalpolizei neue Hinweise aus der Öffentlichkeit eingehen. Damit diese besonders schweren Fälle in den Status „Gelöst“ wechseln.

In dieser Übersicht erklären wir, wann die nächste Folge „Aktenzeichen XY ... ungelöst“ im ZDF läuft, welche Fälle dieses Mal im Studio und als Film präsentiert werden, was nach der letzten Sendung passierte – und welche Delikte aus der Region um Braunschweig, Wolfsburg und Salzgitter in den vergangenen Jahren schon bei „Aktenzeichen XY“ liefen.

Wann kommt die nächste „Aktenzeichen XY“-Sendung?

„Aktenzeichen XY ... ungelöst“ wird in der Regel einmal pro Monat ausgestrahlt, immer mittwochs. Die nächste Sendung – es ist die 600. Ausgabe – ist für den 27. März 2024 terminiert. Die Ausgabe ist im TV dreimal zu sehen: um 20.15 Uhr im ZDF, um 23.25 Uhr auf ZDF Neo und um 3 Uhr erneut im ZDF. Zudem kann jede Sendung im Livestream auf der ZDF-Internetseite geschaut werden – und wird nach Ende der Erstausstrahlung (gegen 22 Uhr) für sieben Tage in der ZDF-Mediathek zur Verfügung gestellt.

Auch die übernächste XY-Folge ist bereits terminiert: Sie läuft am 17. April 2024.

Zuschauerinnen und Zuschauer, die Hinweise zu den gezeigten Verbrechen oder Fahndungen haben, können sich über mehrere Wege melden:

  • Am Ende jedes Falles wird die Telefonnummer der ermittelnden Polizeidienststelle eingeblendet. Strenggenommen kann auch jede andere Polizeidienststelle kontaktiert werden.
  • Am Tag der Erstausstrahlung ist bis spätabends das XY-Studiotelefon zu den Kommissaren freigeschaltet: (089) 950195.
  • Zudem können Hinweise und Anmerkungen an die Redaktion per Mail an xy@zdf.de geschickt werden.

Sendung im März 2024: Welche Fälle werden bei „Aktenzeichen XY“ aufgerollt?

Bereits einige Wochen vor der Ausstrahlung gibt die Redaktion von „Aktenzeichen XY“ erste Details zu den in der nächsten Sendung gezeigten Fällen preis. Konkretere Angaben wie etwa den Tatort veröffentlichen ZDF und Polizei allerdings erst kurz vor der Ausstrahlung. Aber: Bereits jetzt steht fest, dass es diesmal keinen Niedersachsen-Bezug gibt.

Das sind die Film-Fälle bei „Aktenzeichen XY ... ungelöst“ am 27. März 2024:

  • Ein 30-Jähriger geht abends aus, um sich zu amüsieren. Dabei lernt er zufällig einen jüngeren Mann kennen. Was als nette Bekanntschaft beginnt, endet für einen der beiden beinahe tödlich. Bei diesem Fall handelt es sich um einen Fall aus Köln aus dem Jahr 1986. Der 30-Jährige war damals in der Innenstadt lebensgefährlich verletzt auf einer Baustelle gefunden worden – der Täter hatte ihm mit einem Gegenstand auf den Kopf geschlagen.
  • Ein Räubertrio klettert nachts durch die offenstehende Balkontür in das unscheinbare Haus eines älteren Ehepaares. Die Männer versetzen ihre Opfer in Angst und Schrecken. Dabei handelt es sich um einen Fall aus Mainz aus dem Jahr 2022. Mit Messern bedrohten die Täter im Stadtteil Weisenau ihre Opfer und erbeuteten 600 Euro und wertvollen Schmuck.
  • Ein bewaffneter Räuber überfällt eine Bankfiliale. Er gibt den Angestellten 30 Sekunden Zeit, um sämtliches Bargeld in die Tasche zu packen. Doch der Filialleiter braucht länger. Dabei handelt es sich um einen Fall aus Ruhstorf an der Rott im Landkreis Passau. Der Mann konnte nach der Tat im Juli 2022 fliehen, Bilder finden sich auf der Fahndungsseite des Polizeipräsidiums Niederbayern.
  • Eine Frau ist am Abend in ihrer Küche, als sie durch die Wand ungewöhnliche Laute wahrnimmt. Sie ahnt nicht, dass ihre Nachbarin gerade Opfer eines brutalen Verbrechens wird. Dabei handelt es sich um eine schwere Körperverletzung in Flensburg-Jürgensby, passiert im November 2021. Opfer war eine 77 Jahre alte Frau. Die Polizei suchte damals mit einem Phantombild nach dem Mann.

Das sind die Studio-Fälle bei „Aktenzeichen XY ... ungelöst“ am 27. März 2024:

  • Ein Angestellter einer Spielhalle macht gerade Feierabend, als zwei maskierte Räuber zuschlagen. Sie sind bewaffnet und bestens vorbereitet: Sie haben sogar einen Winkelschleifer dabei. Es handelt sich um einen Fall aus Neustadt. Der Überfall im September 2022 dauerte etwa 30 Minuten, einer der Täter hatte eine Pistole dabei.
  • Zwei bewaffnete Täter stürmen morgens in eine große Bankfiliale. Ihr Ziel: der Inhalt des Tresors. Doch sie müssen etliche Zeugen in Schach halten. Bei der Bank handelt es sich um die Sparkasse in Neuss-Norf. Innerhalb weniger Minuten gelingt der Überfall im November 2022.
Ein älteres Ehepaar aus Mainz wird zum Ziel von Räubern, die es auf Wertsachen abgesehen haben. Doch die Opfer sind nicht besonders wohlhabend. Warum geriet das Paar dennoch in den Fokus der Täter?
Ein älteres Ehepaar aus Mainz wird zum Ziel von Räubern, die es auf Wertsachen abgesehen haben. Doch die Opfer sind nicht besonders wohlhabend. Warum geriet das Paar dennoch in den Fokus der Täter? © ZDF | Saskia Pavek

Sendung im Februar 2024: Das sind Ergebnisse aus dem letzten „Aktenzeichen XY ... ungelöst“

Während der Ableger „Aktenzeichen XY ... gelöst“ ausschließlich ältere Coups aufarbeitet, Fabian Puchelt und Stephanie Wossilius bei den Abfragen am Ende der Live-Sendungen oft vage bleiben und Rudi Cerne meist erst in der nächsten Ausgabe auf konkrete Erfolge eingeht, bleibt bei vielen Zuschauerinnen und Zuschauern abends und in den Tagen nach der Ausstrahlung die Frage offen: Was ist danach passiert, gab es gute Hinweise und schnelle Ermittlungserfolge?

Erste Hilfe bietet der Teletext des ZDF am Abend der Live-Show, dort sind allererste Fahndungsergebnisse nachzulesen. Doch was geschah noch nach der letzten Sendung „Aktenzeichen XY ... ungelöst“ am 14. Februar? Einige Entwicklungen haben wir hier in aller Kürze aufgelistet:

  • Nachdem die Staatsanwaltschaft Verden und das LKA Niedersachsen sich erneut an die Öffentlichkeit gewendet haben, um das ehemalige RAF-Trio ausfindig zu machen, haben sich die Ereignisse überschlagen: Daniela Klette wurde Ende Februar nach 30 Jahren Fahndung in Berlin-Kreuzberg festgenommen. Kurz darauf gab es mehrere Durchsuchungen, um auch Burkhard Garweg und Ernst-Volker Staub zu fassen. Von Erstgenanntem gibt es nun aktuelle Aufnahmen. Die Suche dauert an.
  • Zu der ungelösten schweren Körperverletzung in Rostock teilte die Polizei am Folgetag mit, dass 17 Hinweise von Zuschauern eingegangen seien. Ob darunter auch „der“ entscheidende Hinweis sei, werde sich zeigen. Die Fahndung ist noch immer online.
  • Ähnlich kommunizierten auch Frankfurts Generalstaatsanwaltschaft und Polizei: Zu dem 2002 geschehenen Mord in Offenbach an Miljan Grujicic gingen rund 20 Hinweise ein. Die Auswertung dauert an, auch dieser Aufruf ist weiterhin online einsehbar.
  • Mit Blick auf den Raubüberfall auf ein Ehepaar in Werlte im Emsland sagte eine Polizeisprecherin der Deutschen Presse-Agentur, dass bis zum Mittag nach der XY-Ausstrahlung Hinweise im unteren zweistelligen Bereich eingegangen seien. Es wird weiter ermittelt.
  • Ein Cold Case aus dem Jahr 1988, der auch bei „Aktenzeichen XY“ lief, nahm hingegen vor Gericht sein (vorläufiges) Ende: Es geht um den sogenannten „Kölner Karnevalsmord“. Das dortige Landgericht hat Anfang März einen heute 57-Jährigen schuldig gesprochen, eine damals 24-Jährige erdrosselt zu haben. Mitentscheidend zur Aufklärung war ein Zeugenhinweis nach der erneuten XY-Ausstrahlung. Er vertraute den Ermittlern an, dass sein früherer Freund der Frau in der Nacht gefolgt sei und anschließend sein Aussehen geändert habe. Der Anwalt des 57-Jährigen legte nach dem Gerichtsurteil Revision ein.
  • Nach der Ausstrahlung im Januar hat sich auch die Berliner Polizei noch einmal an die Öffentlichkeit gewendet: Im Fall der getöteten Ella Dörrier aus dem Stadtteil Frohnau im Jahr 1990 haben die bisherigen Hinweise nicht zum Durchbruch geführt. So wird nun explizit nach der Verwandtschaft der Frau gefragt.

Erschütternde Fälle aus der Region Braunschweig-Wolfsburg bei „Aktenzeichen XY“

Schon einige Male hat die Kriminalpolizei aus Braunschweig, Wolfsburg, Salzgitter und Umland den Weg über „Aktenzeichen XY“ gewählt und ungelöste Fälle vorgestellt. Wir haben die 15 spektakulärsten Film- und Studio-Fälle aus den vergangenen zehn Jahren zusammengetragen – einige davon wurden später tatsächlich aufgeklärt, viele andere sind bis heute ein sogenannter Cold Case.

1) Dass der Fall Madeleine McCann in Verbindung mit einem ehemaligen Braunschweiger stehen könnte, hätten vor der XY-Sendung am 3. Juni 2020 wohl die wenigsten Menschen gedacht. An diesem Abend macht das Bundeskriminalamt erstmals öffentlich, dass sie einen Deutschen verdächtigen, die damals Dreijährige getötet zu haben. Die Braunschweiger Staatsanwaltschaft ist involviert, weil der vielfach vorbestrafte Süddeutsche seinen letzten deutschen Wohnsitz in der Löwenstadt hatte – über die Zuständigkeit des Landgerichts gab es bis zuletzt allerdings Streit. Mittlerweile läuft der Prozess wegen Vergewaltigungen und sexuellem Missbrauch von Kindern gegen Christian B. – in der Causa McCann allerdings noch nicht.

2) Sabine Bittner aus dem Wolfsburger Stadtteil Reislingen wird im November 2012 ermordet – mit zwei Genickschüssen in ihrer Küche, am helllichten Tag, Einbruchspuren gibt es keine. In der „Aktenzeichen XY“-Sendung am 5. Februar 2014 macht die Kriminalpolizei die Auftragsmörder-These öffentlich, zudem erfahren Zuschauer von Ehe-Problemen in der Familie und ungeklärten Taxi-Fahrten von Sabine Bittner. Auch ein Brief Bittners und ein unbekanntes Auto mit Salzwedel-Kennzeichen machen den Fall rätselhaft und gefundenes Fressen für Spekulationen und Verschwörungstheorien. Es folgen öffentliche Auftritte des Ehemannes, der für einige Zeit in Verdacht steht. Auch Jahre nach der Tat ist der Mord ungelöst.

Der Mord an Sabine Bittner im Wolfsburger Stadtteil Reislingen erschütterte 2012 viele Menschen in der Region. Auf dem Archivbild zu sehen: Die Polizei sichert Spuren am Tatort.
Der Mord an Sabine Bittner im Wolfsburger Stadtteil Reislingen erschütterte 2012 viele Menschen in der Region. Auf dem Archivbild zu sehen: Die Polizei sichert Spuren am Tatort. © Regios24 | Helge Landmann

3) Der „Heidkrug-Mord“ spielt sich im Mai 1994 vor ebendieser Gaststätte an der B214 nahe Wipshausen im Kreis Peine ab: Auf den Handwerker Artur Linzmaier wird mehrfach geschossen, der 52-Jährige stirbt zwei Tage später an seinen Verletzungen, ohne vorher wieder zu Bewusstsein zu kommen. Die Tat, davon sind die Ermittler überzeugt, ist von langer Hand geplant – gleich zweimal wird Linzmaier von einer „Frau Lomeier“ zu Verabredungen gelockt, bei der zweiten fallen die Schüsse. 28 Jahre später greift die Mordkommission den Cold Case wieder auf und wendet sich an „Aktenzeichen XY“. In der Sendung am 11. Mai 2022 ist beispielsweise erstmals die Stimme der vermeintlichen Kundin zu hören. Nach der Ausstrahlung erreichten die Mordkommission etwa 80 neue Hinweise.

4) Der „Eickhorst-Mord“ ist seit dem Fund der Leiche im Dezember 1994 schon mehrmals bei „Aktenzeichen XY“ aufgegriffen worden – zunächst als Studio-Fall in 1995, dann als Film-Fall in 2015. Die dritte Ausstrahlung am 13. Januar 2021 stand unter einem anderen Stern: Wenige Monate zuvor hatte die Polizei klären können, dass die bislang unbekannte Tote aus dem Wasserloch die Tunesierin Zakia Mansour ist – und zwar durch eine Vermisstenanzeige des Sohnes. Die damals 28-Jährige war nur wenige Tage in Deutschland gewesen, wohl unter anderem in Salzgitter und Wolfsburg, bevor ihre Leiche übel zugerichtet in der Gemeinde Eickhorst entdeckt wurde. Bis heute sind die Hintergründe unklar – und inwiefern das Verschwinden einer anderen Frau aus Fallersleben zur selben Zeit mit dem Tod von Zakia Mansour zu tun hat.

5) Etwa sieben Monate nach der Tat präsentiert „Aktenzeichen XY“ den „Schwertmord von Salzgitter“ als Studio-Fall: Gezeigt wird das blutbefleckte Schwert, per Foto gesucht wird der dringend Tatverdächtige. Er ist der Cousin des Opfers, das im Juli 2014 tot in Lebenstedt gefunden wird. Das mutmaßliche Tatmotiv: Habgier. Der damals 34-Jährige soll mit dem Schwert auf den Kopf seines Cousins eingeschlagen, die Wohnung nach Wertgegenständen durchsucht haben und geflüchtet sein. Die internationale Fahndung führt erst 2023 zum Erfolg. Ende Januar wird der Mann auf den Philippinen festgesetzt, im Sommer dann nach Deutschland abgeschoben. Bis zur Verhandlung ist er in einer Justizvollzugsanstalt untergebracht.

6) Nicht nur Oberkommissar Holger Kunkel tritt in dieser „Aktenzeichen XY“-Sendung am 24. Juni 2015 auf, um sich im Falle des toten 17-Jährigen aus Braunschweig an die Öffentlichkeit zu wenden – sondern auch die Mutter von Tom-Finn Knorz. Der Jugendliche war im November 2014 nachts unter einer Brücke nahe dem Westbahnhof gefunden worden. Bewusstlos, halb entkleidet. Rechtsmediziner kommen zu dem Schluss, dass er wohl von einem größeren Fahrzeug angefahren wurde. Die Anteilnahme in Braunschweig ist groß, die Ermittlungen gehen in alle Richtungen, ziehen auch eine Verbindung zu einem Einbruch in der Nähe in Betracht. Doch auch „Aktenzeichen XY“ bringt keine entscheidenden Hinweise. Die Akte wird Ende 2015 geschlossen.

Die Gedenkstätte an Tom-Finn Knorz unter der Graffiti-Brücke im Jahr 2022. Wegen der damaligen Umbauarbeiten an der Brücke wurde die Gedenkstätte mit Bauzäunen geschützt.
Die Gedenkstätte an Tom-Finn Knorz unter der Graffiti-Brücke im Jahr 2022. Wegen der damaligen Umbauarbeiten an der Brücke wurde die Gedenkstätte mit Bauzäunen geschützt. © FMN | Katja Dartsch

7) Im August 2019 fallen Schüsse in Vorsfelde, ein 20-Jähriger stirbt daraufhin, ein 31-Jähriger wird schwer verletzt. Der Überlebende sagt den Ermittlern kurze Zeit später, welche zwei Männer zur Wohnung kamen. Es beginnt eine groß angelegte Fahndung, die auch „Aktenzeichen XY“ einspannt. Am 18. November 2020 wird der Fall aus Wolfsburg als erster Film der Sendung gezeigt. Es dauert bis in den Dezember 2021, bis die zwei Männer in Spanien gefasst werden. Das Verfahren wird allerdings nur gegen den Schützen eröffnet – das Urteil fällt im Februar 2023, das Motiv bleibt jedoch ungeklärt.

8) Ein Ehepaar in der Peiner Kernstadt wird am helllichten Tage brutal überfallen – der 87 Jahre alte Mann wird schwer an Kopf und Hals verletzt, die 83-jährige Frau überlebt die Schläge der Täter nicht. Das in Peine bekannte Paar lebte im Erdgeschoss eines Mehrfamilienhauses. Gegen 14 Uhr sollen die Räuber im Februar 2021 – es herrscht ein Schneechaos – an der Tür geklingelt haben, Zeugen hören Schreie, etwa zwei Stunden später werden Rettungsdienst und Polizei alarmiert. Die Ermittler, die am 8. Dezember 2021 bei „Aktenzeichen XY“ auftreten, macht neben der Brutalität vor allem stutzig, dass weder Bargeld, Schmuck noch Portemonnaies mitgenommen wurden. Die Hinweise sind rar, die Ermittlungen laufen weiter.

9) Gleich zu Beginn der XY-Sendung am 6. September 2017 wird der Wolfsburger Prostituiertenmord als Filmfall gezeigt: Im November 2016 wird die 33-jährige Romery R. gefesselt und in ihrem Blut liegend im Bordell „Sandy“ im Stadtteil Vorsfelde gefunden. Sie stirbt an ihren Verletzungen, mit dumpfer Gewalt war auf sie eingeschlagen worden. Die Ermittler stoßen in den Ermittlungen an Grenzen: Der per Phantombild gesuchte Zeuge meldet sich nicht, auch zu dem speziellen Knoten an den Kabelfesseln und der unbekannten Handynummer, die neunmal auf dem Handy der Dominikanerin anrief, gibt es keine entscheidenden Hinweise. Zu dem Mörder einer anderen Prostituierten im Landkreis Peine– die Tat geschah ebenfalls im November 2016 – kann keine Verbindung bewiesen werden, obwohl sich der Mann mit einer zweiten Tat gebrüstet haben soll.

Im Bordell „Sandy“ am alten Vorsfelder Bahnhof wird im November 2016 eine Prostituierte getötet. Auf dem Archivbild zu sehen: Ermittler suchen an jenem Tag bis tief in die Nacht nach Spuren im Etablissement.
Im Bordell „Sandy“ am alten Vorsfelder Bahnhof wird im November 2016 eine Prostituierte getötet. Auf dem Archivbild zu sehen: Ermittler suchen an jenem Tag bis tief in die Nacht nach Spuren im Etablissement. © Regios24 | Helge Landmann

10) Im September 2015 wird etwas verkündet, womit niemand gerechnet hat: Nach 31 Jahren stellt sich per Zufall heraus, dass Petra P. noch lebt – und nicht Opfer eines Verbrechens geworden ist. Die Braunschweiger Informatik-Studentin, deren Familie in Mörse lebte, war im Sommer 1984 spurlos verschwunden. Viele glaubten an einen Kriminalfall, „Aktenzeichen XY“ griff das Thema auf – dazu passte, dass ein verurteilter 21-Jähriger den Mord an ihr gestand. Die Polizei glaubte ihm zwar nicht, erklärte Petra P. aber 1989 für tot. Jahre später kommt die Wendung: In einer Düsseldorfer Wohnung wird eingebrochen, die Bewohnerin kann sich nur mit ihrem längst abgelaufenen Personalausweis identifizieren. Es ist Petra P., die 31 Jahre zuvor untergetaucht war und sich seitdem ohne Konto oder Versicherung und mit Gelegenheitsjobs über Wasser gehalten hat. Ihre Beweggründe wurden nie öffentlich, ein Wiedersehen mit Bruder und Mutter wollte sie nicht.

11) Im September 2018 macht ein Ehepaar aus Hoiersdorf im Helmstedter Südkreis einen Albtraum durch – zu sehen ist das auch am 5. Juni 2019 bei „Aktenzeichen XY“. Das Paar im Alter von 60 und 61 Jahren wird in ihrem abgelegenen Haus von vier Männern überfallen. Die Täter überwältigen, schlagen und fesseln das Paar, rauben Schmuck und Waffen aus dem Haus und schließen ihre Opfer anschließend im Keller ein. Stundenlang muss das Paar ausharren, bis ihre Hilferufe gehört werden. Etwa 30 Anrufe gehen nach der XY-Ausstrahlung ein – entscheidende Hinweise sind offenbar nicht darunter.

12) Wie sich später herausstellt, ist der bei „Aktenzeichen XY“ gezeigte Fall nicht die einzige Tat des Mannes. Am 23. Februar 2022 wendet sich die Kripo Wolfenbüttel an das Fernseh-Publikum, um weitere Hinweise zu dem schweren Raubüberfall auf den Lidl-Markt in Schöppenstedt im Dezember 2020 zu erhalten. Der vermummte Täter ist kurz nach Geschäftsschluss über das Dach und durch die Decke der Mitarbeiter-Toilette in die Personalräume gelangt, bedroht drei Mitarbeiterinnen mit einem Vorschlaghammer. Er weiß auffallend gut über die Sicherheitsvorkehrungen Bescheid, stiehlt das Geld im Tresor, fährt mit dem Auto einer Mitarbeiterin bis nach Schöningen und flüchtet weiter. Monate zuvor hatte es in Grasleben und Wanzleben schon zwei ähnliche Supermarkt-Überfälle gegeben. Die Ermittler kommen dem Täter auf die Spur, die Braunschweiger Staatsanwaltschaft erhebt im Oktober 2022 Anklage – erst nur für den Fall im Helmstedter Nordkreis, später auch für die anderen. Im Juni 2023 fällt das Urteil: Der Beschuldigte muss für sechs Jahre in Haft.

13) Die Silvesternacht 2017/2018 in Braunschweig wird sowohl für eine damals 20-Jährige als auch für einen 48-Jährigen zur Hölle: Beide werden kurz hintereinander auf dem Schlossplatz von Raketen im Gesicht getroffen. Die Frau ist seitdem auf einem Auge fast komplett erblindet, der Mann verliert auf einem Auge seine Sehkraft ganz. Ein Zeuge beobachtet an diesem Abend den Täter, einen Jugendlichen in blauer Steppjacke, und seinen Begleiter. Der Zeuge meldet sich knapp ein Jahr später bei der Polizei, nachdem er über die Zeitung vom mittlerweile eingestellten Verfahren erfährt – so ist es am 6. Mai 2020 bei „Aktenzeichen XY“ zu sehen. In der TV-Ausstrahlung wird das Phantombild des Täters erneut gezeigt. Der Fall löst eine Welle an Empörung und Hilfsbereitschaft auf – mehrere private Spenden erhöhen die Belohnung für entscheidende Hinweise auf mehr als 10.000 Euro. Noch immer wird nach dem unbekannten Täter gefahndet.

Ein Archivbild vom Neujahrstag 2015. Drei Jahre später geschieht an ähnlicher Stelle an den Braunschweiger Schloss-Arkaden Unfassbares – zwei Menschen werden von Feuerwerkskörpern im Gesicht getroffen.
Ein Archivbild vom Neujahrstag 2015. Drei Jahre später geschieht an ähnlicher Stelle an den Braunschweiger Schloss-Arkaden Unfassbares – zwei Menschen werden von Feuerwerkskörpern im Gesicht getroffen. © BestPixels.de | Florian Kleinschmidt

14) Viereinhalb Jahre nach dem folgenschweren Trickbetrug wird der Fall am 12. Oktober 2022 im Münchner XY-Studio als Film-Fall aufgegriffen: Eine 76-jährige Frau aus Detmerode wird im Januar 2018 Opfer falscher Zöllner. Die zwei Männer treten eloquent auf und geben vor, die Waffen im Haus prüfen zu müssen – vermutlich wissen sie von ihnen, weil ein Komplize das Haus im Vorhinein ausgekundschaftet hat. Den Tätern gelingt es, die Hausbewohnerin abzulenken, und etwa 70 Schmuckstücke im Wert von mehr als 400.000 Euro mitzunehmen. Einige Fotos werden bei „Aktenzeichen XY“ von Kriminalhauptkommissar Moritz Köchy vorgestellt. Bei der Wolfsburger Kripo gingen daraufhin einige Hinweise ein.

15) Ebenfalls 2022, genauer am 24. August, wird ein Überfall aus Peine für „Aktenzeichen XY“ nachgestellt. Zu diesem Zeitpunkt ist die Tat fast genau ein Jahr her: Im August 2021 klingeln zwei schwarz gekleidete Männer bei einem Haus in der Peiner Südstadt, darin wohnen eine damals 82-Jährige und ihr 63 Jahre alter Sohn. Dieser ist gehörlos und stumm. Die Täter bedrohen beide mit Messer und Pistole – und flüchten schlussendlich mit einer Beute im Wert von weniger als 300 Euro. Ein mitgenommener Tresor wird später westlich von Hohenhameln gefunden. Die Frage, warum die beiden Peiner – offenbar ohne großartige Besitztümer – ins Visier geraten, ist bis heute ungeklärt. Das Echo auf die XY-Ausstrahlung hält sich in Grenzen.

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„Tatort Niedersachsen“

Nicht alle Kriminalfälle aus der Region Braunschweig-Wolfsburg sind bei „Aktenzeichen XY“ gelaufen. Unsere Redaktion hat viele weitere Fälle in unserem Crime-Podcast „Tatort Niedersachsen“ aufgearbeitet. Zu Cold Cases und aktuellen Delikten kommen spannende Interviews mit Expertinnen und Experten. Hineinhören lohnt sich – auf Spotify, Apple Podcasts und allen weiteren gängigen Plattformen!

Zudem hat unsere Redaktion zahlreiche Kriminalfälle aufwändig in bislang zwei Crime-Magazinen niedergeschrieben. Der erste Teil wie auch der zweite Teil ist unter anderem im Online-Shop der Braunschweiger Zeitung erhältlich.