Peine. Die ZDF-Sendung griff den Überfall auf eine 82-jährige Frau und ihren gehörlosen Sohn vor einem Jahr in Peine auf – dazu gibt es diese Hinweise.

Die Resonanz beim brutalen Raubüberfall in der Peiner Südstadt im vergangenen Jahr im August hält sich in Grenzen. „Wir haben bis dato Hinweise in einstelliger Anzahl bekommen“, informiert Peines Polizeisprecher Malte Jansen am Donnerstagvormittag nach der Ausstrahlung des Falls in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY...ungelöst“ am Mittwochabend.

„Auf den ersten Blick ist mit diesen neuen Informationen kein Durchbruch bei der Aufklärung des Überfalls zu erwarten“, stellt der Sprecher fest – er versichert aber, dass jeder einzelne Hinweis erst noch genau geprüft werden müsse von der Polizei, so dass noch keine abschließende Bilanz möglich sei. Jansen zufolge sind eine Telefonnummer ins Fernsehstudio und eine Sondernummer ins Polizeikommissariat Peine geschaltet worden; inzwischen gelte aber wieder nur noch die herkömmliche Nummer der Peiner Polizei unter (05171) 9990. „Erfahrungsgemäß gehen die Hinweise ein, zwei Tage nach der Fernsehausstrahlung ein“, setzt Jansen hinzu.

Für Empörung sorgt der bewaffnete Raubüberfall in Peine nach wie vor: Am Morgen des 2. August 2021 klingeln zwei schwarz gekleidete Männer bei einem Haus in der Braunschweiger Straße, ganz in der Nähe des dortigen Discounters. Sie tragen Sturmhauben. Die 82-jährige Bewohnerin öffnet die Tür – und wird sofort mit einem Messer zurück in das Haus gedrängt. Der zweite Täter stürmt die Treppe hoch und trifft im Obergeschoss auf ihren 63-jährigen gehörlosen/stummen Sohn, bedroht ihn mit einer Pistole. Am Mittwochabend ist der Fall in der beliebten ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY...ungelöst“ aufgegriffen worden, weil sich die Ermittler dadurch neue Hinweise erhoffen.

Schauspieler stellen die Szenen der brutalen Tat nach – allerdings nicht am Originalschauplatz in Peine, sondern anderswo. Der Film zeigt, wie die Männer ins Haus stürmen und die beiden wehrlosen Opfer bedrohen; sie tragen dunkle Kleidung, sprechen Deutsch mit unbekanntem Akzent, fordern immer wieder Geld. Am Ende bleiben viele Fragen: Die beiden Opfer besitzen nichts Wertvolles. Wie und warum die beiden Peiner ins Visier der Täter geraten sind, ist bis heute ein Rätsel. Hatten sie ihre Opfer bewusst ausgesucht, weil sie wehr- und hilflos erscheinen? Und noch etwas wird in der Sendung thematisiert: Obwohl dichter Berufsverkehr an diesem Morgen in der Peiner Südstadt herrscht, gibt es kaum Zeugen, die sich an die Männer erinnern können.

Fahndung nach Tätern blieb erfolglos – gibt es neue Hinweise durch Aktenzeichen XY?

Letztendlich, so erklärte es die Peiner Polizei, flüchteten die beiden Maskierten zu Fuß mit Bargeld und einem Tresor aus dem Schlafzimmer der Frau. Darin waren unter anderem Armreife und Silberketten. Alles in allem betrug der Wert der Beute weniger als 300 Euro. Der 63-Jährige konnte noch beobachten, wie die Täter in ein schwarzes Auto stiegen und in Richtung Bundesstraße 65 davonfuhren; dann ging es weiter über die Bundesstraße 494 vermutlich nach Hannover. „Eine Fahndung verlief negativ“, erklärte Polizeisprecher Malte Jansen. Die beiden Opfer blieben mit einem Schock zurück.

Eine spätere Zeugin will ein Kennzeichen aus Hannover erkannt haben

In der ZDF-Sendung ist noch von einer späteren Zeugin die Rede. Diese will gesehen haben, dass die Täter ein Auto mit einem Kennzeichen aus Hannover fuhren, einen schwarzen Kompaktvan. Der Tresor wurde später an einem Feldweg westlich von Hohenhameln an der Bundestraße 494 gefunden. Die Täter werden auf 20 bis 25 Jahre geschätzt, vor der Tat sollen sie OP-Masken getragen haben. Sie sollen dunkle Haare haben, einer trägt demnach einen Undercut - die untere Kopfhälfte ist rasiert. Gut möglich, heißt es in der Sendung, dass die Opfer vorher ausgespäht wurden. Zwei Wochen vor der Tat hatten Frauen an der Haustür geklingelt und einen Putzdienst angeboten. Steht das in einem Zusammenhang mit dem Fall? Auch das ist offen.

Wer Hinweise hat, kann sich bei der Polizei in Peine melden. Es ist eine Belohnung von 2000 Euro ausgelobt.

Peine war in den vergangenen Monaten bereits zwei Mal bei Aktenzeichen XY

Bemerkenswert übrigens: Die Film-Fälle, die in der zweiten August-Ausgabe von Aktenzeichen XY aufgegriffen wurden, spielen fast ausschließlich in Niedersachsen. Neben dem Peiner Fall ging es um einen Familienvater, der in Hannover von einem Unbekannten Quecksilber injiziert bekam und wenige Monate später starb, wie auch eine brutale Serie an Raubüberfällen in den Landkreisen Cloppenburg, Vechta, Osnabrück und im Emsland.

Der Landkreis Peine wiederum war dieses Jahr schon einmal Thema bei der beliebten ZDF-Sendung: Im Mai griff Aktenzeichen XY den sogenannten Heidkrug-Mord bei Edemissen auf. Ende 2021 wurde zudem ein tödlicher Überfall aus Peine in der Sendung neu aufgerollt: Im Februar 2021 überfielen Unbekannte ebenfalls ein älteres Ehepaar – damals in der Bodenstedtstraße, zirka zwei Kilometer nördlich von dem aktuell aufgegriffenen Fall.