Remlingen-Semmenstedt. Zeitgleich zum Einsatz in Liebenburg haben Polizisten in Semmenstedt den leerstehenden Supermarkt durchsucht – und vier Personen vorläufig verhaftet.

Der Einsatz beginnt am frühen Dienstagmorgen, über 400 Beamte sind beteiligt: Zeitgleich finden Durchsuchungen in Remlingen-Semmenstedt und in Liebenburg statt, wo die Polizei eine sehr große Indoor-Marihuana-Plantage mit zirka 4500 Pflanzen aushebt.

Im Landkreis Wolfenbüttel indes durchsucht die Polizei mit etwa 50 Einsatzkräften den seit Ende August 2017 geschlossenen Aldi-Markt. Auch hier geht es um Betäubungsmittel. Ein Zufall sind die beiden zeitgleich stattfindenden Razzien nicht – dass die beiden Fälle in direktem Zusammenhang stehen, bestätigt auch Erster Staatsanwalt Hans Christian Wolters von der Staatsanwaltschaft Braunschweig auf Nachfrage unserer Zeitung.

In dem ehemaligen Gewerbeobjekt an der Alten Mühle finden die Einsatzkräfte eine im Bau befindliche Plantage. „In diesem Objekt wurden vier Personen angetroffen und vorläufig festgenommen“, bestätigen die Beamten außerdem. Da sich diese Anlage tatsächlich im Aufbau befunden habe, seien hier noch keine Marihuana-Pflanzen vorhanden gewesen.

Ist der Landkreis Wolfenbüttel eine „Drogenmetropole“?

Augenzeugen hatten die Festnahmen am Morgen in Semmenstedt beobachtet. „Meine Schwester hat mir erzählt, dass sie da welche rausgeholt und abgeführt haben“, sagt eine Frau, die sich in der wenige Meter entfernten Tankstelle unter anderem einen Kaffee holt.

Groß verwundert sei sie über die Razzia nicht. Es sei doch ein offenes Geheimnis, dass hier im Umkreis Drogen hergestellt und vertickt würden, sagt sie. „Wolfenbüttel und der Landkreis – das ist doch die Drogenmetropole überhaupt. Hier wird doch in jedem dritten Haus was angepflanzt“, meint die Frau. Ihren Namen möchte sie nicht nennen, Angst spiele hier eine Rolle. „Die stehen dann auch vor der eigenen Haustür und bedrohen einen“, sagt die Frau.

Auch in der Tankstelle selbst ist die Razzia Thema. „Was ist denn da los, wurde was gefunden? Wurde jemand verhaftet?“, fragt die Angestellte, die aus Liebenburg kommt – und auf dem Weg zur Arbeit bereits das Großaufgebot der Polizei dort beobachten konnte. Rund 25 Kilometer liegen zwischen den beiden Orten, die an diesem Dienstag im Fokus der Ermittlungen stehen.

Derart große Razzia hat es im Wolfenbütteler Umkreis lange nicht gegeben

Am späten Vormittag herrscht auf dem ehemaligen Aldi-Parkplatz dann so etwas wie die Ruhe nach dem Sturm: Einige Fahrzeuge der Polizei stehen am Straßenrand, ebenso wie die Spurensicherung und die technische Einsatzeinheit der Bereitschaftspolizei. Mit diesen Gerätschaften können Beweismittel transportiert werden.

Eine Drogenrazzia gab es am Dienstagmorgen in Semmenstedt
Eine Drogenrazzia gab es am Dienstagmorgen in Semmenstedt © Katharina Keller

Gegen 11 Uhr kommen ein paar Ermittler aus dem Gebäude, einige in zivil, andere uniformiert. Ein Fahnder trägt ­ – soweit das aus der Entfernung zu erkennen ist – eine grüne Mappe in der Hand. Der Einsatz, so ein Beamter, würde den ganzen Tag andauern. Im Hintergrund sind Stehtische mit Verpflegung zu sehen: Wasser und Äpfel für die Polizeikräfte.

Eine derartig große Razzia hatte es in den vergangenen Jahren im Bereich des Kreises Wolfenbüttel nicht gegeben. Im Dezember 2018 entdeckte die Polizei Plantagen mit 1300 Cannabis-Pflanzen aller Größen und 5000 Gramm Marihuana in Lebenstedt, Engelnstedt und Lichtenberg. Die Polizei brauchte seinerzeit zwei große Lastwagen und einen Container, um die Gewächse und die Ausrüstung die Plantagen abzutransportieren.

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Die Staatsanwaltschaft Braunschweig hatte nun in dem von ihr geführten Ermittlungsverfahren wegen gewerbsmäßigen Handelns mit Betäubungsmitteln die Durchsuchung des ehemaligen Gewerbeobjektes in Remlingen-Semmenstedt beim zuständigen Amtsgericht Braunschweig beantragt. Ein Ermittlungsrichter habe, so die Polizei, den Durchsuchungsbeschluss erlassen. Vorausgegangen seien umfangreiche Ermittlungen.

Die insgesamt zehn Beschuldigten werden am Mittwoch auf Antrag der Staatsanwaltschaft Braunschweig dem zuständigen Haftrichter vorgeführt, der über die Untersuchungshaft entscheidet.

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