Die Stadt Goslar schützt ihren „Weihnachtswald“ eifersüchtig und übertreibt dabei maßlos. So kommt keine besinnliche Stimmung auf, findet Kevin Kulke.

Überall im Lande freuen sich die Menschen auf Weihnachten. Das Fest der Nächstenliebe, der Besinnung, der Barmherzigkeit. Überall haben sich die Menschen lieb, beschenken sich und üben sich, ganz christlich, in Nachsicht und Verständnis. Überall – außer in Goslar. Denn dort lebt der Grinch.

Der Grinch, eine Kreatur aus dem Gehirn von US-Autor Dr. Seuss, möchte allen anderen das Weihnachtsfest vermiesen. Im Roman bastelt er dafür allerhand Apparaturen, in Goslar bedient er sich des scharfen Schwertes der Justitia.

Der Weihnachtsmarkt in der alten Bergwerksstadt heißt seit 2006 klangvoll „Weihnachtswald“. Weil zwischen den Bratwurstbuden und Glühweinverschlägen ein paar mit Lichterketten behangene Tannen besonders festlich anmuten sollen. Und wer es wagt, den Namen „Weihnachtswald“ auch nur in den Mund zu nehmen, bekommt Post. Und zwar gepfeffert wie der Gewürzbeutel vom Nikolaus.

Celle hat das erst jüngst erlebt. Das Stadtpalais wollte seinen Weihnachtsmarkt ebenfalls Weihnachtswald nennen, wie örtliche Medien berichten. Und prompt kam Post aus dem Harz und zwar mit Schuss: Direkte Konkurrenz! Unterlassungs- und Schadensersatzansprüche nach dem Markengesetz! Celle gibt klein bei – und vernichtet tausende längst gedruckte Plakate und Flyer auf eigene Kosten.

Bereits 2008 war es einem Weihnachtswald in Köln-Porz ähnlich ergangen, wie die Zeitung Welt damals vermeldet. Auch hier kannte man in Goslar kein Erbarmen. Dass es sich um eine Benefizveranstaltung für Kinder handelte, war dem Goslarer Stadtmarketing egal. Man müsse als Kommune handeln wie ein Wirtschaftsbetrieb. Weihnachten? It’s all business, baby!

Nun trifft der Zorn der Goslarer auch den Südharz. Die Touristinfo in Bad Sachsa hat aber noch rechtzeitig eingelenkt: Hier heißt der Weihnachtswald jetzt eben Adventswald.

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Puh – Katastrophe abgewendet. Nicht auszudenken, welches Schicksal die Stadt Osterode hätte treffen können, mit ihrem Winterwald. Besser ist es wahrscheinlich, wenn die Stadt so schnell als möglich den Advokaten oder die Advokatin des Vertrauens hinzuzieht und den Begriff auch schützen lässt. Bevor noch Post kommt. Denn Gott schütze uns vor Sturm und Wind und Briefen, die aus Goslar sind.