Göttingen. Der Zweckverband Verkehrsverbund Süd-Niedersachsen prüft die Machbarkeit neuer Mobilitätsangebote für unsere Region in und um den Landkreis Göttingen.

Im ländlichen Raum können im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) durch flexible Mobilitätsangebote Lücken geschlossen werden, die aufgrund der großen Fläche und der heterogenen Nachfrage mit konventionellen Linienbusverkehren nur schwer zu schließen sind. Auch als Zubringer zu den bestehenden Buslinien können die On-Demand-Verkehre dienen.

Eine Machbarkeitsstudie des Zweckverbands Verkehrsverbund Süd-Niedersachsen (ZVSN) soll nun herausfinden, ob und in welcher Form On-Demand-Verkehre im Bereich der Landkreise Göttingen, Northeim und Holzminden nützlich sein können. Dabei stehen Fragen der Fahrgastpotenziale und der Ausgestaltung der ergänzenden bedarfsorientierten Mobilitätsangebote im Interesse.

Im Gegensatz zu vielen Pilotprojekten unterschiedlicher Anbieter im Bundesgebiet möchte der ZVSN aber auch eine aussagekräftige Grundlage erhalten, unter welchen finanziellen Bedingungen ein dauerhafter Betrieb umsetzbar ist.

Aussagekräftige Grundlage zu den finanziellen Voraussetzungen

Bereits im Jahr 2019 hatte der ZVSN in Göttingen ein öffentliches Fachseminar zu dem Themenfeld „flexible Angebote“ organisiert, in dem die Rentabilität von On-Demand-Verkehren von Fachleuten mit maximal 20 Prozent bewertet wurde. Der klassische Linienbusverkehr liegt im Vergleich bei durchschnittlich rund 65 Prozent. „Unser Ziel ist es, klare Aussagen für eine dauerhafte und finanzierbare Lösung für den ÖPNV in Südniedersachsen zu finden. Gleichzeitig müssen wir die berechtigten Interessen des Taxi- und Mietwagengewerbes im Auge behalten“, so ZVSN-Verbandsgeschäftsführer Michael Frömming. „Sollte die Umsetzung von On-Demand-Verkehren vor Ort sinnvoll erscheinen, so wissen wir durch die Studie, welche Kosten jährlich für das neue Angebot entstehen. Dann werden wir mit allen zu beteiligenden Akteuren über die konkrete technische und finanzielle Umsetzung sprechen und bei positiven politischen Beschlüssen On-Demand-Anbieter in einem Wettbewerbsverfahren auswählen.“

Die ZVSN-Fachveranstaltung „Wohin geht die Reise? – Perspektiven des ÖPNV in bewegten Zeiten“ am 6. Juli in der „Alten Mensa“ in Göttingen bietet einen Einblick in das Spannungsfeld zwischen den aktuellen Aufgaben und den Perspektiven für die Ausgestaltung der Verkehrswende. Das Themenfeld On-Demand-Verkehre wird hierbei durch Beispiele aus dem Regionalverband Großraum Braunschweig näher beleuchtet.

Hintergrund: Das sind On-Demand Verkehre

On-Demand-Verkehre sind ergänzende bedarfsorientierte Mobilitätsangebote, die überwiegend mit Kleinbussen durchgeführt werden. Beim On-Demand-Verkehr wird der Fahrtwunsch mittels App oder Telefon an eine Zentrale übermittelt, die in der Regel versucht verschiedene Fahrtwünsche sinnvoll zu einer Fahrt zu bündeln. Als Abhol- und Zielpunkt können sowohl die bestehenden Haltestellen der Buslinien als auch virtuell eingerichtete Haltestellen dienen.

Der Göttinger Landrat Marcel Riethig (SPD) hatte im Herbst 2021 für dieses Jahr Modellprojekte für den Nahverkehr angekündigt. Es gäbe schon Konzepte, mit denen „wir dann 2022 an den Kreistag herantreten werden und Beschlüsse herbeiführen wollen“, so Riethig damals im Gespräch mit unserer Zeitung.

Das 9-Euro-Ticket könnte nun aber andere Projekte verzögern. ZVSN-Chef Michael Frömming lies kürzlich durchblicken, dass die Umsetzung dieser politische Maßnahme jedenfalls manches Vorhaben in unserer Region herausfordere.