Göttingen. Studien von Göttinger Forschern zu Molnupiravir zeigen eine vielversprechende Wirksamkeit. So funktioniert der Wirkmechanismus des Medikaments.

Vorläufigen Studien zufolge bremst der Wirkstoff Molnupiravir das Coronavirus SARS-CoV-2 bei seiner Vermehrung aus. Das berichten jetzt Wissenschaftler des Göttinger Max-Planck-Instituts (MPI) für biophysikalische Chemie.

Sie hätten zusammen mit Forschenden der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg den zugrundeliegenden molekularen Mechanismus entschlüsselt. Sie konnten zeigen, dass der Wirkstoff RNA-ähnliche Bausteine in das Erbgut des Virus einschleust. Vermehrt sich dieses Erbgut, entstehen fehlerhafte RNA-Kopien. Der Erreger kann sich dann nicht mehr ausbreiten. Der Wirkstoff ist aktuell in der letzten Entwicklungsphase, in der er an einer großen Zahl von Patienten erprobt wird.

2020: Remdesivir wird als Covid-19-Medikament zugelassen, sei aber eher schwach

Seit Beginn der Corona-Pandemie werden weltweit viele wissenschaftliche Projekte vorangetrieben, die untersuchen, wie sich das neue Virus bekämpfen lässt. 2020 rückte der antivirale Wirkstoff Remdesivir ins Rampenlicht, als er als erstes Covid-19-Medikament zugelassen wurde. Studien, darunter Arbeiten von Prof. Dr. Patrick Cramer, Direktor am MPI für biophysikalische Chemie in Göttingen, und Dr. Claudia Höbartner, Professorin für Chemie an der JMU Würzburg, zeigten jedoch, warum das antivirale Mittel bei Covid-19 eher schwach wirkt.

Molnupiravir wurde ursprünglich als Grippemedikament entwickelt

Auch Molnupiravir ist ein antiviraler Wirkstoff, der ursprünglich als Grippemedikament entwickelt wurde. Vorläufige klinische Studien sprechen der Substanz eine hohe Wirksamkeit gegen SARS-CoV-2 zu. „Zu wissen, dass ein neues Medikament anschlägt, ist wichtig und gut. Allerdings ist es genauso wichtig zu verstehen, wie Molnupiravir auf molekularer Ebene wirkt, auch um Einsichten für die weitere Entwicklung antiviraler Substanzen zu erhalten“, erklärt Prof. Dr. Cramer. „Nach unseren Ergebnissen wirkt Molnupiravir in zwei Phasen.“

So funktioniert das potenzielle Corona-Medikament Molnupiravir

Molnupiravir wird nach der Einnahme erst durch die Verstoffwechselung im Körper aktiviert. Körperzellen nehmen das Mittel auf und wandeln es in RNA-ähnliche Bausteine um. In der ersten Phase schleust die virale Kopiermaschine, RNA-Polymerase genannt, die Bausteine in das Virus-RNA-Erbgut ein. Die RNA-ähnlichen Bausteine verbinden sich in der zweiten Phase mit den Bausteinen des viralen Erbguts. „Wird dieses vervielfältigt, um neue Viren zu produzieren, enthält es zahlreiche Fehler, sogenannte Mutationen. Dadurch kann sich der Erreger nicht mehr vermehren“, so Florian Kabinger, Doktorand in Cramers Abteilung, der gemeinsam mit Carina Stiller und Jana Schmitzová die entscheidenden Experimente für die Studie durchführte.

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Behandlung mehrerer Viruserkrankungen könnte möglich sein

„Mit dem Wirkstoff ließe sich möglicherweise ein ganzes Spektrum von viralen Erkrankungen behandeln“, sagt Prof. Dr. Höbartner. „Molnupiravir hat viel Potenzial.“ Ob Molnupiravir zugelassen werden könne, werde voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte bekannt. Die US-Regierung sei jedenfalls optimistisch: Sie sicherte sich bereits rund 1,7 Million Dosen.