Bursfelde. Christian Dolle wirft einen Blick hinter die Kulissen der Filmaufnahmen, die unter anderem im Kloster Bursfelde gemacht wurden.

Melanie Mau und Martin Schnella sind im Harzer Land keine Unbekannten. Aus der regionalen Musikszene sind sie kaum mehr wegzudenken, und auch in vielen Kirchengemeinden sind sie nicht erst seit ihrer Mitwirkung beim Luther-Happening in Osterode gerngesehene Gäste. Allerdings treten beide nicht nur zu zweit, sondern auch in verschiedenen Konstellationen als Band auf, und als solche haben sie etliche Songs im Repertoire, in denen es rockig zugeht.

In Zeiten allgegenwärtiger Medien reichen Songs und Auftritte allein aber nicht aus, um als Musiker präsent zu bleiben. Dementsprechend gibt es inzwischen einige CDs und auf Youtube auch zahlreiche Videos der beiden. Die drehen sie meist mit dem ebenfalls aus dem Kirchenkreis Harzer Land stammenden Marc Philip Ginolas, der beim ZDF arbeitet und inzwischen Regie studiert. Gerade jetzt, wo die Auftritte ausbleiben, haben sie die Zeit genutzt, einige neue Songs geschrieben und arrangiert und schließlich neue Videos gedreht. Eines davon ist eine Coverversion von Metallicas „Creeping Death“, das sie gemeinsam mit Schlagzeuger Simon Schröder, Mathias Ruck als dritter Stimme und Jelena Dobric als Darstellerin für einige Sequenzen in einem Steinbruch filmten.

Auch Mathias Ruck und Simon Schröder haben zuvor schon Videos mit den beiden gedreht. Dass sie für dieses aber alle Instrumente und das komplette Equipment bei Sommerhitze durch den Wald schleppen mussten, hatte ihnen vorher wohl keiner gesagt. Jelena Dobric traf es da besser: Sie musste geschminkt werden und durfte sich schließlich auch im Schatten aufhalten, damit das Make-up nicht verläuft, während die anderen unter der brennenden Sonne mehrfach allein und gemeinsam ihre verschiedenen Parts spielen mussten.

Melanie Mau und Martin Schnella wussten zwar, was sie ihren Bandkollegen abverlangten, doch insbesondere Schnella sah es relativ pragmatisch. „In dem Song geht es um die Zeit der zehn Gebote“, erläuterte er. „Gestern haben wir uns sozusagen zur Einstimmung noch den Film angesehen.“ In dem Monumentalstreifen aus den 1950er Jahren haben die Schauspieler in der Wüste vermutlich ebenso viel zu leisten – von den Strapazen der Israeliten beim Auszug aus Ägypten bzw. den vorangegangenen zehn Plagen ganz zu schweigen.

Auch wenn Marc Philip Ginolas nicht ganz die technischen Möglichkeiten wie Hollywood hat, so hatte er jedoch eine klare Vision vom Video und die setzte er mit den Musikern dann doch relativ gradlinig um. Bevor die Sonne weg war, war dann auch alles im Kasten, noch am Abend schickte er die ersten Aufnahmeschnipsel herum. Genau diese eingespielte Arbeit sei es ja auch, warum sie so gerne mit ihm arbeiten, betont Mau, die froh war, dass er sich auch gleich noch zu weiteren Dreharbeiten überreden ließ.

Schlagzeuger Simon Schröder wird gefilmt.
Schlagzeuger Simon Schröder wird gefilmt. © Kirchenkreis Harzer Land | Christian Dolle

Die fanden dann nur wenige Tage später im Kloster Bursfelde statt. Nur möglich in der Corona-Zeit, erklärte Klaas Grensemann, Diakon und Referent des Hauses kirchlicher Dienste. „Normalerweise haben wir hier ja Gäste, die die Stille und nicht die Rockmusik suchen“, sagte er lächelnd. „Doch Melli und Martin waren schon häufiger zu verschiedenen Anlässen hier, sind also Freunde des Hauses, und so waren wir froh, dass wir den Videodreh ermöglichen konnten.“

So wurde also im großen Saal ein provisorisches Filmstudio aufgebaut, mit immerhin vier festen Kameras und einer fünften, mit der Ginolas die Nahaufnahmen der Musiker einfing. Mit hinzugekommen war auch Bassist Lars Lehmann, der ebenfalls schon seit einigen Jahren – wann immer seine Zeit es zulässt – mit Mau und Schnella zusammenarbeitet.

Mehrere Songs für eine bald erscheinende DVD wurden eingespielt, darunter eine etwa 30-minütige Adaption mehrerer Stücke ihres Progressive-Rock-Projekts Flaming Row und etliche weitere eigene Kompositionen. „Jungs, ihr seid zu langsam“, kam es zwischendurch von Mau. „Das müsst ihr beim nächsten Durchgang schneller machen, sonst passt das mit dem A-Cappella-Part nicht.“ Allgemeines Nicken, schon ging es weiter.

Aufnahmen für die bald erscheinende DVD.
Aufnahmen für die bald erscheinende DVD. © Kirchenkreis Harzer Land | Christian Dolle

Insgesamt ein konzentriertes und effektives Arbeiten, wozu die Atmosphäre des Klosters in jedem Fall beitrug, wie alle überzeugt waren. „Wir merken, dass bei ihnen eine große Wertschätzung für diesen Ort besteht“, fasste Klaas Grensemann es in Worte und betonte auch, dass das Kloster einerseits für Beständigkeit steht, genau darum hier aber auch Neues passieren darf. Handgemachte Musik gehöre für ihn auf jeden Fall dazu, denn sie passe hierher, weil Musik im Klosterleben immer schon eine große Rolle spielte.

Am nächsten Vormittag entstand dann in der Klosterkirche noch ein weiteres Video. Die erhabene Kulisse war dabei für Filmemacher Marc Philip Ginolas ebenso herausragend, wie der außergewöhnliche Lichteinfall durch die Kirchenfenster, den er mit der Kamera für die einzelnen Einstellungen einzufangen versuchte.

Dazu erklang immer wieder eine Coverversion von „Reasons“ von Pain of Salvation, während Besucher sich die Kirche ansehen wollten. Vor allem eine ältere Dame hielt sich über eine Stunde lang am Rande auf und beobachtet das Geschehen. „Ehrlich gesagt hatte ich ein bisschen Angst, sie fühle sich durch uns gestört“, sagte Schnella, der sie dann in einer Pause ansprach. Doch wie sich herausstellte, fühlte die Dame sich keinesfalls gestört. Vielmehr habe sie die Musik genossen, erläuterte sie, ebenso dass es hinter den historischen Mauern noch Leben gibt. „Für mich“, so stellte sie fest, „war es eine Stunde des Gottesdienstes.“ khl

Das Video zum Cover von „Creeping Death“ gibt es unter www.youtube.com/watch?v=GB5e-qD5TOc.