Göttingen. Göttingen wird erneut von einem Corona-Ausbruch getroffen: Nach etwa 100 positiven Tests stellt die Stadt ein ganzes Hochhaus unter Quarantäne.

Angesichts von etwa 100 neuen Coronavirus-Infektionen in einem Göttinger Hochhaus ist der Gebäudekomplex vollständig unter Quarantäne gestellt worden. Von der Entscheidung sind knapp 700 Bewohner betroffen, wie die Stadt am Donnerstag mitteilte.

Nur wenige Hundert Meter vom zuletzt betroffenen Iduna-Zentrum entfernt riegelten Kräfte vom Ordnungsamt am Donnerstag die Wohnanlage mit Zäunen ab. Bei strömenden Regen unterstützten etwa 30 Polizisten in weißen Schutzanzügen die Maßnahmen der Stadt. Mit dem strikten Vorgehen sollen die Übertragungswege des Virus unterbrochen werden.

Die Behörden gehen davon aus, dass es eine hohe Zahl an Kontaktpersonen ersten Grades in dem Wohnkomplex gibt. Die Zahl der Neuinfektionen in den letzten sieben Tage pro 100.000 Einwohner stieg für Stadt und Landkreis Göttingen auf 44,86.

Erneuter Corona-Ausbruch in Göttingen begann mit zwei bekannten Infektionen

Zunächst waren in dem Wohnkomplex zwei Coronavirus-Infektionen bekannt geworden, daraufhin hatte die Stadt am Montag und Dienstag ein mobiles Testzentrum mit Bussen für die Bewohner eingesetzt. Insgesamt wurden knapp 700 Menschen getestet, zum Teil auch von außerhalb des Komplexes. Weitere etwa 60 Testergebnisse liegen noch nicht vor.

Die Quarantäne gilt nach Angaben eines Stadtsprechers zunächst für eine Woche. Bis nächsten Donnerstag, 25. Juni, dürften die Bewohner den Hochhauskomplex nicht verlassen. „Unser Ziel ist jetzt, die Menschen zu informieren, damit die Maßnahmen verstanden und auch gut umgesetzt werden können“, sagte der Stadtsprecher. Da die Bewohner aus mehreren Nationen kommen, seien Dolmetscher vor Ort. Zur Versorgung richtete die Stadt vor Ort ein mobiles medizinisches Zentrum ein. Mit Notfall-Paketen sollen Lebensmittel und andere Dinge des täglichen Bedarfs bereitgestellt werden.

Der Bereich an der Groner Landstraße 9 wird abgesperrt.
Der Bereich an der Groner Landstraße 9 wird abgesperrt. © HK | Stefan Rampfel

Vorerst keine weiteren Maßnahmen vorgesehen

Die Verwaltung geht nach Angaben des Sprechers derzeit nicht davon aus, dass neue Schulschließungen im Zuge des zweiten Ausbruchs nötig werden. Kinder und Jugendliche aus dem Komplex durften bis zum Vorliegen der Testergebnisse nicht die Schule oder die Kita besuchen.

Als weitere Maßnahmen muss die zuständige Hausverwaltung ab sofort Flure, Treppenhäuser und Fahrstühle täglich reinigen und desinfizieren sowie Müll beseitigen. Wie die Stadt weiter mitteilte, gilt im gesamten Gebäude die Pflicht, einen Mund-Nase-Schutz zu tragen. Zudem werde es ein Angebot für Nachtestungen geben. Mit einem Informationsstand vor Ort sollen alle Fragen zu Umsetzung der Quarantäne geklärt werden. Abhängig von der Entwicklung in den nächsten Tagen behalten sich die Behörden weitere Maßnahmen vor.

Zuvor war es in einem 18-geschossigen Hochhauskomplex am nördlichen Rand der Göttinger Innenstadt, dem Iduna-Komplex, zu einem Corona-Ausbruch gekommen. Nach Darstellung der Stadtverwaltung hatten dort Mitglieder mehrerer Familien im Mai bei privaten Feiern die Hygiene- und Abstandsregeln verletzt. dpa

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