Berlin. Für Putin ist der T-90M der weltbeste Panzer. Im Ukraine-Krieg erweist sich das als Wunschdenken: das Video eines ungleichen Duells.

Der Kampf extrem ungleicher Gegner hat seit jeher Menschen fasziniert. Der Ukraine-Krieg ist, streng genommen, so eine David-gegen-Goliath-Situation. Im Kleinen gilt das auch für ein „Duell“, in dem ein ukrainischer Schützenpanzer den russischen Kampfpanzer T-90M zerstört hat. Ein Video vom Gefecht wurde am 12. Januar bei X, vormals Twitter, eingestellt und seither medial vielfach aufgegriffen.

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Aufgenommen wurde es von einer Drohne. Das ist typisch, die Aufklärung ist nahezu lückenlos. Angriffe und Manöver können praktisch in Echtzeit verfolgt werden. Ungewöhnlich ist, dass beide Panzer sich so nahe kommen. Wenn es überhaupt zu einer Eins-gegen-eins-Situation kommt, dann in der Regel über Kilometer hinweg.

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T-90M wird seinem Namen „Durchbruch“ nicht gerecht

Ungewöhnlich ist erst recht der Ausgang. Der Bradley, ein amerikanischer Schützenpanzer, ist schlechter gepanzert als ein Kampfpanzer. Seine Kernaufgabe ist, die Infanterie geschützt zu befördern.

US-Schützenpanzer Bradley. Aus dem Duell mit dem T-90M ging er als Sieger hervor.
US-Schützenpanzer Bradley. Aus dem Duell mit dem T-90M ging er als Sieger hervor. © AFP/Getty Images | Getty Images

Bewaffnet ist er mit einer 25-mm-Maschinenkanone. Der T-90 verfügt dagegen über eine 125-mm-Glattrohrkanone. Das ist eine ungleich größere Feuerkraft. Ein Kampfpanzer eben.

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Trotzdem belegt das Video, das aus der Region nördlich von Awdijiwka stammen soll, dass der Bradley den Kampfpanzer in die Flucht geschlagen hat. Man sieht, wie der T-90M unter Feuer manövrierunfähig wird, wie sich der Turm schier unkontrolliert dreht und das Fahrzeug schließlich gegen einen Baum rast.

Offensichtlich hatte es noch einen weiteren Treffer abbekommen, wohl von einer Drohne. Es ist allerdings nicht der erste Abschuss eines T-90M gewesen. Das Kunststück war den Ukrainern schon im vergangenen Herbst gelungen. Auch damals machte ein Video in den sozialen Netzwerken Furore.

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Man wüsste gern, ob solche Verlustmeldungen überhaupt Kremlchef Wladimir Putin erreichen. Als der T-90M im April 2020 in den Dienst gestellt wurde, betonte Putin: „Wir brauchen auch moderne Panzer. Man kann heute sagen, dass der T-90M Proryv der beste Panzer der Welt ist. Sobald er sich Stellungen nähert, hat nichts und niemand mehr eine Chance.“ Proryv ist der Name, den die Russen ihrem Vorzeigepanzer gegeben haben. Es bedeutet übersetzt „Durchbruch“.

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Auf dem Papier ist der Kampfpanzer überlegen

Für Russland ist das Video schwer erträglich, im Westen wird es mit Häme kommentiert und überbewertet. „Bild“ machte gar ein “episches Duell“ aus. Im Normalfall würde es anders ausgehen. In puncto Feuerkraft, Panzerung und Reichweite ist der T-90M im Vorteil. Indes gibt es neben Kriegsglück Kriterien, die man von außen unmöglich beurteilen kann, Ausbildung, Führung, Moral.

Im Ukraine-Krieg sind schon viele Panzer auf beiden Seiten verloren gegangen. Die Waffenart weckt Zweifel, weil sie sich so leicht lahmlegen lässt. Die Militärs geben sie nicht auf. Aber die Industrie ist gefordert, ihren Schutz zu verbessern.

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Der T-90M ist faktisch der modernste Panzer der russischen Armee. Es gibt zwar ein Nachfolgemodell, den T-14-Panzer, besser bekannt als „Armata“ . Aber der scheint nur ein Erprobungsfahrzeug zu sein, ein „Erlkönig“, der kurz in der Ukraine getestet und wieder abgezogen wurde.

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