Berlin. Reisende klagen vermehrt ihr Geld bei Verspätungen ein. Interessant: Die meisten Beschwerden gehen nicht gegen die Deutsche Bahn.

Verspätungen, Ausfälle, Gepäckverluste: Die Zahl der Schlichtungen wegen Ärger im Reiseverkehr hat sich in diesem Jahr deutlich erhöht. Im ersten Halbjahr 2023 sind bei der Schlichtungsstelle für den öffentlichen Personenverkehr (söp) insgesamt 18.665 Schlichtungsanträge eingegangen – und damit mehr als doppelt soviel wie im Vorjahreshalbjahr mit 8447 Fällen.

Dies geht aus den aktuellen Zahlen der söp hervor, die dieser Redaktion vorliegen. Für das Gesamtjahr erwartet die söp insgesamt rund 37.000 Schlichtungsanträge aus der Bevölkerung – 2022 waren es knapp 30.000 Verfahren.

Die meisten Beschwerden gingen in diesem Jahr wegen Störungen im Flugverkehr ein. Allein 86 Prozent aller Schlichtungsanträge entfielen auf Airlines, weitere 13 Prozent betrafen Konflikte mit den Bahnunternehmen, berichtet die söp-Geschäftsführerin Sabine Cofalla. Im zweiten Halbjahr 2022 lagen die Beschwerden mit 21.911 Fällen noch deutlich höher.

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Flüge und Bahn: Warum die Schlichtungen zunehmen

Die Hauptgründe für Beschwerden im Flugverkehr waren vor allem annullierte Flüge und Flugverspätungen. Bei der Deutschen Bahn ging es ebenfalls im Wesentlichen um Zugausfälle und Verspätungen.

Zahlreiche der Anlässe für die Schlichtungsanträge entfallen auf Ereignisse im vergangenen Jahr. Denn: „Reisende müssen ihre Forderung zunächst direkt bei dem jeweiligen Unternehmen geltend machen, bevor sie sich an die Schlichtungsstelle wenden können“, so Cofalla. Und selbst wenn die Voraussetzungen für einen Schlichtungsantrag bereits gegeben sind, könne es sein, dass Reisende ihren Fall zeitlich stark versetzt einreichten.

Die Beschwerden nehmen nach Ende der Corona-Pandemie mit dem steigenden Reiseverkehr wieder zu. Das Problem: Nach Ende der Pandemie war der Flugverkehr vor allem durch fehlendes Personal und Infrastrukturprobleme stark beeinträchtigt, was vermehrt zu Flugausfällen geführt hat.

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