Helmstedt. Die Polizei in Braunschweig entdeckt am Mittwoch durch Zufall möglicherweise eines der verschwundenen Fahrzeuge.

Das ist eine Geschichte wie eine Räuberpistole: Ein Autohändler soll von einem Tag auf den anderen mit einer Menge Geld und dutzenden Autos verschwunden sein. Zuvor soll er wochenlang seinen Angestellten keine Löhne gezahlt haben. Er hinterlässt einen Scherbenhaufen: Geschäft kaputt, Mitarbeiter auf der Straße, Kunden geprellt. Das ist keine Geschichte, die als Fernsehkrimi im Abendprogramm läuft, sondern eine, die mitten in Helmstedt spielt.

Insolvenzverwalter Tobias Hartwig (Kanzlei Schultze & Braun) und sein Team fahnden mit Hochdruck nach Vermögenswerten des Autohauses Pilarski oHG. Zufällig wurde möglicherweise eines der gesuchten Autos vom Pilarski-Hof, genauer ein weißer VW Up, am Mittwoch in der Braunschweiger Innenstadt entdeckt. Woran war das festzumachen, dass das Auto der Pilarski-Flotte zuzurechnen ist? „Am Kennzeichen“, berichtet Hartwig. „Die Polizei hat schnell reagiert, das Auto wurde stadtauswärts gestoppt“, lobt Hartwig.

Besitzer beteuert, das Auto legal gekauft zu haben

Der Besitzer des Ups betonte, so Hartwig, er will das Auto erst vor wenigen Tagen legal gekauft haben – angeblich noch vor der Eröffnung des Insolvenzantragsverfahrens durch das Amtsgericht Wolfsburg am Mittwoch vergangener Woche. „Der Fahrer legte auch Unterlagen vor, die seine Behauptung unterstützen“, räumt Hartwig ein.

Wie unsere Zeitung kurz vor Pfingsten berichtete, sollten augenscheinlich vier weitere Pilarski-Fahrzeuge bei einem Händler in Sachsen-Anhalt den Besitzer wechseln. Der Deal wurde offenbar in letzter Sekunde von der Polizei gestoppt. Nun muss zivilrechtlich geklärt werden, ob die Autos zur Insolvenzmasse gehören oder nicht.

Sind die Autos in letzter Sekunde beiseite geschafft worden?

Nach Rechnung von Hartwig sei damit der Standort von sechs gesuchten Fahrzeugen bekannt – damit fehlen noch 36. Es stellt sich die Frage: Wurden die Pilarski-Autos möglicherweise alle in letzter Sekunde vor der Insolvenz beiseite geschafft und womöglich gutgläubigen Käufern beziehungsweise Händlern angedreht? Oder waren die gar nicht so gutgläubig?

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So oder so – wenn verkauft wurde, wo ist das Geld? Im Tresor lag es jedenfalls nicht. Laut Hartwig soll eine halbe Million Bargeld fehlen.

Zahlreiche Kommentare zum Fall des Autohauses Pilarski

Der Fall des Autohauses Pilarski hat für viel Aufruhr gesorgt. Das haben auch die zahlreichen Kommentare gezeigt, die unter anderem in den sozialen Netzwerken unserer Zeitung aber auch auf anderen Portalen hinterlassen worden sind. Viele schreiben von schlechten Erfahrungen, die sie gemacht hätten. So lautet ein erleichterter Kommentar auf unserer Facebook-Seite: „Da kann ich ja nur froh sein, dass ich auf sein Angebot damals nicht eingegangen bin. Kam mir schon seltsam vor.“

Viele teilen außerdem die Sorge, ob und wie sie beispielsweise an ihre eingelagerten Reifen kommen. In den Google-Bewertungen fasst es einer so zusammen: „Insolvent… Super… Kann ich jetzt zum Anwalt und mein Geld einklagen… Ganz großes Kino.“