Helmstedt. Von Produktion bis zum Verkauf im Handel soll das Angebot von Erzeugnissen aus regionalem Ökolandbau gesteigert werden. So sieht das Konzept aus.

Bewusst einkaufen und essen – dafür müssen Verbraucherinnen und Verbraucher wissen, wo ihre Lebensmittel herkommen – und wie und wo sie produziert wurden. In Niedersachsen wird mit „Öko-Modellregionen“ das Ziel verfolgt, den regionalen Anteil ökologisch wirtschaftender Unternehmen zu erhöhen. Dabei geht es nicht nur um Betriebe der landwirtschaftlichen Produktion, sondern auch um Firmen, die mit der Verarbeitung von Landwirtschaftserzeugnissen und ihrem Handel bis zum Endkunden befasst sind. Acht solcher Modellregionen gibt es in Niedersachsen bereits. Nun wollen auch der Landkreis Helmstedt und die Stadt Braunschweig gemeinsam eine solche Öko-Modellregion (ÖMR) bilden, um das Angebot regionaler Bio-Produkte zu steigern.

Ein Konzept, wie das gehen könnte, wurde im Braunschweiger Rathaus erarbeitet. Als Partner wurde der Landkreis mit ins Boot geholt. Stimmt das Land der Bewerbung zu, könnten die Kommunen über einen Projektzeitraum von bis zu drei Jahren bis zu 60.000 Euro pro Jahr für Personal- und Sachkosten zur Umsetzung ihres Konzepts vom Land erhalten. Eigenmittel in Höhe von insgesamt mindestens 20.000 Euro pro Jahr sind von den beiden Kommunen gemeinsam bereitzustellen.

Markenzeichen für regionale Bioprodukte

Als erste und übergreifende Maßnahme sieht die Konzeptskizze vor, für die Öko-Modellregion Braunschweig-Helmstedt ein Markenzeichen zu entwickeln. Es soll zur einfachen Wiedererkennung von regionalen Bioprodukten dienen. Die Idee ist, das Label auf allen Ebenen der Wertschöpfungskette anzuwenden. So sollen biozertifizierte Produkte, Dienstleistungen wie auch der Einzelhandel damit ausgezeichnet werden.

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Zu den weiteren Ideen in der Konzept-Skizze, die im Ausschuss für Umweltschutz des Landkreises einstimmig befürwortet worden ist, zählen unter anderem ein eigener Markt für Landwirtschaftsbetriebe, die ihre Produktion auf die Richtlinien des Öko-Anbaus umstellen wollen, die Einrichtung eines Pop-Up-Hofladens in Braunschweig für Betriebe, die an einer Direktvermarktung interessiert sind, sowie „bio-regionale Außer-Haus-Verpflegung“ in Schulen und Kindertagesstätten. Ebenso soll der Einzelhandel dazu ermuntert werden, Öko-Betrieben aus der Region Verkaufsflächen einzuräumen. Geplant sind zudem der Aufbau von Netzwerken unter allen Gliedern der Wertschöpfungskette sowie eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit rund um das Thema „regionale Ökoerzeugnisse“.

Wie die Kommunalpolitiker sprach sich auch Reinhard Wagner als Vertreter des Naturschutzbunds Deutschland (Nabu) im Ausschuss für die gemeinsame Bewerbung als Öko-Modellregion aus. Er kritisierte jedoch, dass im von der Braunschweiger Stadtverwaltung erarbeiteten Konzept der Großstadt vorrangig die Rolle als Absatzmarkt zukäme, der Raum Helmstedt hauptsächlich als Produktionsstandort betrachtet werde. „Auch auf Märkten im Landkreis Helmstedt gibt es kaum oder nur wenig Bio-Produkte aus der Region, gleiches gilt für den Einzelhandel“, meinte Wagner.

Beabsichtigt ist auch das Einbinden weiterer Akteure in die Öko-Modellregion Braunschweig-Helmstedt. Explizit genannt werden im Konzept der „Ernährungsrat Braunschweig und Braunschweiger Land“, dessen Ziel es ist, die Lebensmittelversorgung nachhaltiger und sozial gerechter zu gestalten. Ebenso sollen das Thünen-Institut mit dem Agrar-Institut für Marktanalyse und das Julius-Kühn-Institut in die Prozesse miteingebunden werden. Als Umweltbildungsmaßnahme soll zudem mit Ökobetrieben zusammengearbeitet werden, die sich vorstellen können, ihren Hof als außerschulischen Lernort für Kitas und Schulklassen zur Verfügung zu stellen.

Acht Öko-Modellregionen gibt es bereits

Mit den Öko-Modellregionen will die Landesregierung den „Niedersächsischen Weg“ vorantreiben. Diese Vereinbarung von Landwirtschaft, Naturschutz und Politik, sieht vor, bis 2030 rund 15 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen des Landes ökologisch zu bewirtschaften. Bislang trifft das jedoch nur 5,6 Prozent der Flächen zu. Zu den acht Öko-Modellregionen, die in Niedersachsen bereits gebildet worden sind, zählen Holzminden, Goslar, Uelzen und Hannover sowie Hameln, Oldenburg, das Gebiet des Zweckverbandes Erholungsgebiet Hasetal und der Landkreis Göttingen.

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