Wolfsburg. Offiziell gibt es nichts Neues zum Bau der Trinity-Gigafactory. Inoffiziell hingegen schon. Eine Manageraussage lässt aufhorchen.

Gut ein Jahr nach der Freigabe von 2 Milliarden Euro für den Bau der neuen Trinity-Fabrik bei Warmenau durch den Aufsichtsrat wird die Realisierung des VW-Projektes immer unwahrscheinlicher. Zwar heißt es offiziell weiter, man halte sich alle Optionen offen. Doch parallel zur Ankündigung eines neuen Effizienzprogrammes für die Kernmarke deutete Konzern-Finanzvorstand Arno Antlitz auf einer Konferenz der Nachrichtenagentur Reuters in München an, dass das Milliardenprojekt sich nicht rechnen würde – und wahrscheinlich nochmals teurer würde.

Die Begeisterung ist längst verflogen

Das Finanzmagazin Cash fasst die Aussagen von Antlitz so zusammen. Die Verschiebung der geplanten Trinity-Baureihe um zwei Jahre gebe Volkswagen Zeit, um die bestehenden Anlagen im Wolfsburger Stammwerk nachzurüsten. Das würde möglicherweise weniger kosten als die für eine neue Fabrik veranschlagten rund zwei Milliarden Euro. Die Zahl sei wegen der Inflation ohnehin nicht mehr aktuell. Das hört sich stark danach an, dass das Projekt eines Neubaus wirtschaftlich überhaupt keinen Sinn mehr macht. Erinnert man sich der Begeisterung, mit der Verwaltung, Politik, VW-Betriebsrat und IG Metall vor einem Jahr auf die Ankündigung reagierten, dann verwundert die jetzige Sprachlosigkeit und regungslose Hinnahme der schrittweisen rhetorischen Abwicklung des Prestigeprojektes.

Macht eine teure Elektro-Limousine überhaupt Sinn für Wolfsburg?

Auch der grundsätzliche Beschluss zum Bau einer weitgehend autonom fahrenden Elektro-Limousine müsste eigentlich hinterfragt werden. Schon bei der bald auf den Markt kommenden oberen Mittelklasse-Limousine ID.7 stellt sich die Frage, wie sie sich in einem stetig härter werdenden Markt, auf dem immer mehr chinesische Hersteller mitmischen, behaupten soll. Die Produktion eines hochpreisigen Modells wie der Trinity-Limousine dürfte unter den momentanen Rahmenbedingungen (Energiepreise, Lohnkosten) kaum Sinn machen. Da die Verbrennerproduktion in Wolfsburg im Laufe des nächsten Jahrzehnts immer weiter abgesenkt werden soll, stellt sich die Frage nach auskömmlichen Stückzahlen zur Finanzierung des Produktionsumbaus im Stammwerk immer drängender.

Offene Fragen auch rund um den Campus Sandkamp

Bleibt die Frage, ob auch ein anderes Bauvorhaben mit Signalcharakter dem Rotstift zum Opfer fällt. Denn auch der TE-Neubau Campus Sandkamp dürfte – folgt man der Inflationslogik – deutlich teurer werden als die geplanten 800 Millionen bis 1 Milliarde Euro. Allerdings ist die Ausgangslage eine andere als beim Fabrikneubau. Der Neubau einer TE-Zentrale ist allein schon aus Gründen des Brandschutzes eigentlich unumgänglich. Und auch das Ziel, die Entwicklung neuer Fahrzeuge inhaltlich und räumlich neu zu konzipieren, scheint für den Neubau zu sprechen. Offiziell steht das Projekt denn auch. Gegenteiliges wurde nicht bekannt. Aber in Stein gemeißelt scheint bei VW nichts mehr zu sein.

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