Torfhaus. Zahlreiche Bäume sind in der Region umgestürzt. Mehrere Menschen in Niedersachsen starben oder wurden verletzt. Der Sturm im Überblick.

Das Sturmtief „Nadia“ ist mit gefährlichen Böen über Norddeutschland hinweggefegt und hat auch in Niedersachsen und Bremen mehrere schwere Unglücke verursacht. Alleine in Niedersachsen gab es hunderte Einsätze für die Polizei und die Feuerwehr. In Bremen fiel im Bürgerpark ein Baum auf einen Mann. Nachdem er von einem Notarzt versorgt wurde, kam er mit schweren Verletzungen in ein Krankenhaus, wie die Feuerwehr am Sonntag mitteilte.

Am Sonntag hatte sich die Lage in Niedersachsen und Bremen weitgehend wieder beruhigt. Am Vormittag gab es in Bremen, Cuxhaven und Aurich nur noch vereinzelte Unwettereinsätze. Meist handelte es sich um umgefallene Bäume. Das Bundesamt für Schifffahrt und Hydrographie (BSH) hob am Nachmittag die Sturmflutwarnung für die Nordseeküste auf.

So zeigte sich der Sturm in der Region

In Gifhorn sind mehr als ein Dutzend Bäume umgestürzt. In Wesendorf wurde dabei sogar eine Stromleitung getroffen. Die Feuerwehr war im Dauereinsatz.

Im Landkreis Helmstedt drohte ein Baum auf ein Wohnhaus zu stürzen. Die Feuerwehr musste den Baum Stück für Stück abtragen.

In Wolfsburg sind Bäume auf ein Haus und auf ein Auto gestürzt. Die Feuerwehr arbeitete schon ab Samstagabend daran, Sturmschäden zu beseitigen.

Im Kreis Peine gab es einige Einsätze wegen herabstürzender Äste. Verletzt wurde niemand.

Auch in Wolfenbüttel sorgte Sturmtief „Nadia“ für kleinere Einsätze. So ist am Stadtmarkt ein Baugerüst umgestürzt.

Die Braunschweiger Feuerwehr hatte am Samstag und Sonntagmorgen einiges zu tun. So schwankte ein 1,50 Meter großes Kreuz auf einem Kirchendach bedrohlich – es musste entfernt werden.

Frachter treibt manövrierunfähig vor der Küste

Vor der Nordseeküste ist aufgrund des Sturmtiefs ein Frachter stundenlang manövrierunfähig herumgetrieben. Das unbeladene Schüttgutschiff “Vienna“ hatte demnach am Samstagabend etwa 16 Seemeilen (ca. 30 Kilometer) vor der ostfriesischen Küste starke Probleme gehabt, bei Sturm und Wellen um die sechs Meter zu manövrieren. Die Maschine des rund 190 Meter langen Schiffes sei zu schwach gewesen, erläuterte ein Sprecher des Havariekommandos. Im schlimmsten Fall hätte das Schiff zu einem Risiko für die Küste werden können. Nach einigen Stunden war die Lage allerdings wieder unter Kontrolle. Mit einem Hubschrauber der Bundespolizei wurde ein Spezialteam auf den Frachter abgeseilt, um eine Verbindung zu einem Notschlepper herzustellen. Zwar konnte die Verbindung wieder gelöst werden, zwei Notschlepper befänden sich allerdings noch immer in der Nähe. „Wenn alles so verläuft, wie wir es uns wünschen, könnten wir den Einsatz am frühen Nachmittag beenden“, sagte der Sprecher.

Bei Harsum (Landkreis Hildesheim) stürzte ein Baum auf die Motorhaube eines vorbeifahrenden Autos. Der 64-jährige Fahrer blieb unverletzt. In Hannover kam es zu drei Unfällen wegen umgestürzter Bäume - insgesamt war die Polizei rund 50 Mal im Einsatz. Die Feuerwehren hielt das Sturmtief ebenfalls auf Trab. Die Regionalleitstelle in Stade meldete bis zum Morgen rund 90 Einsätze - hauptsächlich wegen umgestürzter Bäume. In Bremen war die Feuerwehr bis zum Abend rund 50 Mal unterwegs. Die Feuerwehr Wilhelmshaven musste nach eigenen Angaben seit Samstagmittag 28 Mal ausrücken, um umgestürzte Bäume, herabfallende Dachziegel oder weggewehte Gegenstände zu sichern. In Emden meldeten Polizei und Feuerwehr 33 Einsätze – ebenfalls wegen umgestürzter Bäume. In Aurich waren es 31 Einsätze.

Tausende Schaulustige erleben Flut-Spektakel in Hamburg

Am Sonntagmittag hat das zuständige Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie die Sturmflutwarnung für die deutsche Nordseeküste am Sonntagmittag aufgehoben. Das Mittagshochwasser war zu diesem Zeitpunkt vorbei. In Hamburg ist der Fischmarkt zuvor zum zweiten Mal binnen Stunden vollgelaufen. Tausende Schaulustige zog es an die Elbe und den Fischmarkt, um das Spektakel zu beobachten, wie ein dpa-Reporter berichtete. Der Wasserstand am Pegel St. Pauli stieg am Mittag auf 2,60 Meter über dem mittleren Hochwasser. Damit war auch die zweite Sturmflut des Wochenendes in Hamburg eine schwere. Bei dem Hochwasser in der Nacht wurde ein Wert von 2,84 Meter erreicht.

Nationalpark Harz: Unbedingt auf Sperrhinweise achten

Angesichts der amtlichen Unwetterwarnung vor orkanartigen Böen auf dem Brocken rät der Nationalpark vom Betreten der Wälder ab. „Während des Sturmes und auch in den ersten Tagen danach sollte auf Waldbesuche unbedingt verzichtet werden“, sagte ein Nationalpark-Sprecher. „Durch das stürmische Wetter besteht im Wald eine akute Gefahr für Leib und Leben, weil Äste herunterfallen oder sogar Bäume entwurzelt werden können.“

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Oben auf dem Brocken, dessen Gipfel (1141,2 Meter) in Sachsen-Anhalt liegt, überzogen Frost und Wind alle Oberflächen mit einer dicken Schicht Raureif. Wie schon am Freitag fährt die Brockenbahn auch am Samstag sicherheitshalber nur bis Schierke.

Harzer Schmalspurbahnen stellen am Sonntag Betrieb fast vollständig ein

Die Harzer Schmalspurbahnen (HSB) haben am Sonntag wegen Sturmtief „Nadia“ den Verkehr nahezu komplett eingestellt. Die Züge der Brockenbahn, der Harzquerbahn und der Selketalbahn stünden witterungsbedingt still, teilte das Bahnunternehmen auf seiner Internetseite mit.

Ausschließlich zwischen Nordhausen und Ilfeld-Neanderklinik in Thüringen werde noch gefahren, hieß es. Bereits am Freitag und Samstag waren keine Züge auf den 1141 hohen Brocken unterwegs. Dort wurde am späten Samstagnachmittag eine Spitzenwindgeschwindigkeit von rund 130 Stundenkilometer gemessen, in der Nacht waren es nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes 125 Stundenkilometer. Langsam ziehe „Nadia“ ab, hieß es.

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