Braunschweig. Jürgen Schwanke (87) war vor 70 Jahren Gründungsmitglied des Propstei-Ensembles und mag auch heute nicht ohne seine Blechbläser sein.

Eine Zahl zum Staunen und Raunen: 70 Jahre ist Jürgen Schwanke Mitglied im Posaunenchor der Propstei Braunschweig. SIEBZIG JAHRE! Unfassbar. „Ich bin das letzte aktive Gründungsmitglied“, sagt Schwanke verschmitzt. Der Mann ist mit 87 voll auf der Höhe.

Mit 17 ist er eingestiegen, heute leitet er die Truppe. „In Corona-Zeiten läuft ja nicht viel“, bedauert Schwanke. Auch der Chor ist lahmgelegt durch das Virus. Statt der donnerstäglichen Proben gibt es jetzt immerhin Zoom-Konferenzen zum Plaudern. „Wir haben eine schöne Verbindung über die Musik hinaus“, sagt Schwanke. Der Chor als Gemeinschaft.

Jürgen Schwanke war bei mehr als 3400 Einsätzen aktiv

Damals, 1950, hatte ein gewisser Hermann Kolb in Riddagshausen jungen Männern im Zuge von evangelischer Jugendarbeit die Musik nahe bringen wollen. Er schleppte Instrumente an und wollte ein Ensemble gründen. Schwanke spielte erst Flügel-, dann Tenorhorn. Aber Hörner galten damals nichts. Trompeten und Posaunen hingegen waren angesagt. „Also wechselte auch ich schließlich zur Posaune“, sagt er.

Mehr als 3400 Einsätze hat Schwanke inzwischen notiert: Gottesdienste, Konzerte, Geburtstagsständchen, Domnächte... Legendär die festlichen Einstimmungen auf dem Weihnachtsmarkt. Die Bläser haben Freude, Besinnlichkeit, Andacht, gute Laune verbreitet, wo immer es ging. Angesiedelt als Chor bei der Propstei Braunschweig, sesshaft in Riddagshausen, unterwegs überall, wo’s gern gehört wird. „Blechblasinstrumente reichen weiter als eine Stimme“, sagt Schwanke lachend.

Auch die Ausbildung der Musiker hat Schwanke übernommen

Eine Kirchensteuererklärung müsse übrigens niemand vorlegen. Wer sich der Truppe zugehörig fühlen möchte, ist herzlich willkommen. Vorausgesetzt natürlich, dass er oder sie spielen kann. „Ein Anfänger braucht schon ein bisschen, bis er bei uns mitmachen kann“, räumt Schwanke ein. Qualität ist eben auch ein Maßstab.

Viele der Mitspieler hat Schwanke selbst ausgebildet. Er freut sich, wenn die Jugend mitzieht und Spaß an der Sache hat. So wie seine Söhne. Längst haben sich auch Pop und Jazz ins Repertoire geschlichen. „Wir sind nicht im 18. Jahrhundert stehen geblieben“, sagt er. So ein Chor sei eine lebendige Sache.

Jürgen Schwanke ist für den Gemeinsam-Preis als Einzelperson nominiert worden. Für seinen leidenschaftlichen Einsatz über sieben Jahrzehnte, für sein Engagement für die Musik und den Nachwuchs. „Nein! Nein! Nein!“, wehrt er entschieden ab. Das sei alles nicht sein Ding allein, sondern eine Teamleistung. Der Chor als Gemeinschaft. Da haben wir’s wieder.

Auch ein Alphornquartett gibt es in Braunschweig

Die Landeskirche hat Schwanke den Kantorentitel ehrenhalber verliehen. Zum 75. Geburtstag mag das gewesen sein. Er weiß es nicht mehr genau. Er hätte den Titel allein schon verdient, weil er das Alphorn in die Niederungen Braunschweigs gebracht hat. Das erfolgreiche Experiment des Alphornquartetts ist ebenfalls am Posaunenchor angedockt.

Schwanke freut sich, dass einzelne Chormitglieder in Corona-Zeiten die frohe Kunde der Musik vom Turm der Andreaskirche verbreiten können. Ein schönes Angebot von Pfarrer Peter Kapp und eine Anregung des Organisten Gerhard Urbigkeit. Auf YouTube sind kleine Filmchen mit der Türmermusik eingestellt. Gänsehaut pur, wenn etwa Beethovens „Ode an die Freude“ von hoch droben erschallt.

Wer mehr wissen mag über den Posaunenchor, schaue hier: https://posaunenchorpropstei-braunschweig.de/

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