Salzgitter . Einmischen, aufbauen, verändern – das ist das Motto des Jugendparlaments in Salzgitter. Auch ein Anti-Rassismus-Projekt initiierte die Gruppe.

Es soll der Jugend Gehör verschaffen – und gleichzeitig den Stadtrat und die Verwaltung bei Angelegenheiten unterstützen, die die jüngere Generation betreffen. Das 2012 gegründete Jugendparlament der Stadt Salzgitter ist aus der politischen Landschaft nicht mehr wegzudenken. Für das besondere Engagement ist das Jugendparlament jetzt für den Gemeinsam-Preis nominiert.

Das war nicht immer so. Der gebürtige Salzgitteraner Andru König (21) ist Sprecher der Jung-Parlamentarier, er weiß um viele Vorurteile, die ihm und seinen 20 Mitstreitern des Jugendparlaments in der Öffentlichkeit mitunter begegnen. Wo gibt es denn so was, dass Noch-nicht-Wahlberechtigte in der Politik etwas zu sagen haben? Die wollen doch eh nur mehr Platz zum Chillen und Grillen, am liebsten freies W-LAN in der ganzen Stadt. Doch weit gefehlt. Das Jugendparlament, in dem 12- bis 21-Jährige sitzen, ist thematisch gänzlich anders aufgestellt. Politisch einmischen? „Ja, tun wir“, sagt König. Umwelt- und Naturschutz? „Da sind wir dabei.“ Soziales Engagement? „Wird bei uns ganz groß geschrieben.“

Corona bremste den Tatendrang des Jugendparlaments nicht aus

Doch Corona veränderte alles, auch die Arbeit des Jugendparlaments. Das Gremium digitalisierte sich. Statt monatlicher Präsenz-Treffen im Sitzungssaal des Rathauses gab es Videoschalten von Zuhause aus. „Das hat natürlich Prozesse verlangsamt“, sagt Andru König. Ausgebremst hat Corona das Jugendparlament in seinem Tatendrang indes nicht.

Ein Beispiel: „Jedes Jahr machen wir eine Weihnachtsaktion, um den Menschen einen guten Jahresabschluss zu bieten“, erzählt Andru König. Mal verpackten die Nachwuchspolitiker kleine Geschenke für benachteiligte Kinder, mal kauften sie 10.000 Bälle für ein Bällebad, das sie einer Kindertagesstätte schenkten, in der Kinder mit körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen betreut werden.

Die Gruppe initiierte ein Anti-Rassismus-Projekt

Wegen der Corona-Pandemie fiel diese Vor-Ort-Hilfsaktion an Weihnachten 2020 zwar flach. Doch Andru König wusste Rat. Er initiierte mit den Jugendparlament-Mitgliedern kurzerhand ein Plakat-Projekt gegen Rassismus. Die Aufforderung an die jungen Menschen: Nehmt kreativ Stellung gegen Rassismus! Erklärvideos in den sozialen Medien bewarben das Anti-Rassismus-Projekt. „Wir hatten 2000 Aufrufe an den ersten drei Tagen“, erinnert sich der Jugendparlament-Sprecher. Und siehe da: Salzgitters Jugendliche bezogen Stellung. Auf Plakaten, auf DIN A4-Blättern, sogar auf großen Werbetafeln, die im Stadtgebiet verteilt standen. Das Material – Keilrahmen mit Spannleinen, Stifte, Lineale, Anspitzer - finanziert das Jugendparlament aus seinem Jahresbudget. „Wir wollten die Menschen aufklären, denn vielen fehlt beim Thema Rassismus das Wissen“, sagt Andru König. Die facettenreichsten, kreativsten und buntesten Botschaften prämierte das Jugendparlament in diesem Rahmen. Auch die Stadt Salzgitter erkannte das Engagement an: Sie hob das Jahresbudget des Jugendparlaments um 5000 Euro auf nun 15.000 Euro an.

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