Wolfsburg. „Die neue Langweiligkeit bei VW könnte langfristig gesünder sein. Allerdings muss auch dazugehören, Antworten auf unbequeme Fragen zu liefern.“

Unaufgeregt, fast schon bescheiden, fokussiert – so tritt VW-Chef Oliver Blume im Vier-Augen-Gespräch und auf der VW-Hauptversammlung auf. Das Spektakel, der Zirkus scheinen ihm fern, ebenso die Inszenierung. Darin unterscheidet er sich deutlich von seinem Vorgänger Hebert Diess, der die Selbstinszenierung kultiviert hat.

Vor diesem Hintergrund muss die Rede Blumes in Berlin gewertet werden. Die war zwar gespickt mit Erfolgsbotschaften – Klappern gehört zum Geschäft. Sie war aber auch frei von Überraschungen und allzu vollmundigen Ankündigungen. Das liegt Blume offenbar auch nicht, auch wenn er Gefahr läuft, etwas fade, langweilig zu wirken.

Dass er im Hintergrund dennoch durchgreift, zeigte die Abberufung der Cariad-Führung in dieser Woche. Taten zählen mehr als Worte. In dieser Mischung könnte die neue Langweiligkeit langfristig gesünder, erfolgreicher sein, als die ständige Aufgeregtheit der Vorjahre. Zu dieser Strategie muss aber auch gehören, passgenaue Antworten auf unbequeme Fragen zu liefern. Das gilt besonders mit Blick auf China. Ein anspruchsvollerer Markt, eine selbstbewusstere Staatsführung sowie Menschenrechtsverletzungen sind große Herausforderungen.

Wie VW speziell mit den beiden letztgenannten Punkten langfristig umgeht, ist noch nicht beantwortet. Bei der Suche nach Lösungen wird das Unternehmen auf Sicht fahren. Für Blume und den Vorstand steht die große Reifeprüfung noch aus.

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