Wer so halbherzig agiert wie die Bischofskonferenz, wird die Schatten der Vergangenheit nicht so einfach los.

Der Stachel muss tief sitzen. Der ehemalige Leiter des Kriminologischen Forschungsinstitutes Niedersachsen, Christian Pfeiffer, hat seinem Unmut über die aus seiner Sicht unzulängliche Aufklärungsarbeit der katholischen Kirche in einem Interview Luft gemacht. Diese sei nicht daran interessiert, die Täter zu ermitteln und diese den Strafverfolgungsbehörden zu melden. Pfeiffer, der einst eine Missbrauch-Studie im Namen der Kirche erstellen sollte, macht das nicht zum ersten Mal, in diesem Fall ist seine Wortwahl unerbittlich. Er spricht von Zensur, einer aus seiner Sicht unerträglichen Show. In den Augen Pfeiffers fährt die Bischofskonferenz eine Verhinderungsstrategie, die sich den Interessen des Vatikans und nicht den Opfern verpflichtet fühlt. Für die katholische Kirche ist dieser fast schon cholerische Ausbruch eines Experten auf diesem Gebiet folgenreich. Sie muss sich erneut für etwas rechtfertigen, wird getrieben, weil sie verpasst hat, etwas konsequent anzugehen. Dabei hat sie es selbst ermittelt: Es gab tausendfachen Missbrauch durch mehr als 1000 Priester.

Reformorientierte Mitglieder der Kirche pflichten Pfeiffer bei: Das Vorgehen der Bischofskonferenz lasse nur einen Schluss zu: Die Schuld solle allgemein gesühnt werden, damit Einzelne davonkommen. Das ist perfide, denn kein Opfer wurde durch die Institution Kirche vergewaltigt, sondern von einem ganz konkreten Täter. Wer offenbar so halbherzig agiert, wird die Schatten der Vergangenheit nicht los.